29 Punkte gegen Heidelberg: BG-Rekordler Kamp lässt Mythos Lokhalle leben

Gefühlte 500 Hände schütteln, um den Hals fallen, Gratulationen ohne Ende – denn ER war der Mann des Abends.
Göttingen – Nicht zuletzt dank Harper Kamp (34) lebte der Mythos Lokhalle an diesem denkwürdigen Donnerstagabend neu auf. Der Kapitän der BG Göttingen steuerte sensationelle 29 Punkte (Karriere-Bestmarke) zum 87:81 (41:38)-Sieg der Veilchen gegen die MLP Academics Heidelberg bei und wurde ohne Ende abgefeiert bei der „Kamp-Show“.
„Das war cool, hat Mega-Spaß gemacht, eine unglaubliche Atmosphäre“, strahlte der Veilchen-Kapitän nach seinem Gala-Auftritt in seinem 180. Erstliga-Spiel und seinem 150. BG-Einsatz. Selbst Söhnchen Levy (1) klatschte Papa Harper mehr als eine halbe Stunde nach Spielschluss herzlich ab. Publikumsliebling Kamp hatte sich all diese Ovationen in dieser fantastischen, mitreißenden, prickelnden Atmosphäre verdient.
Nach dem durchwachsenen Auftakt mit neun Punkten Rückstand (26:35) sprang dieser Lokhallen-immanente Zündfunke vom Team auf die Zuschauer über und die Kraft der Fans wieder zurück auf die Mannschaft. Zusammen mit Center Rayshaun Hammonds dominierte Kamp das „Inside-Play“ – saubere 54 Punkte erzielte die BG, die sich nur sieben Ballverluste leistete, unter den Körben.
Der zweite Held des Abends war Geno Crandall. Ein ganz seltenes „Triple-Double“ – fast wäre dieses basketballerische Kunststück dem BG-Spielmacher geglückt. 13 Punkte, neun Rebounds und neun Assists standen am Ende in der Statistik des US-Amerikaners. Haarscharf vorbeigeschrammt! Während Harald Frey in Abwesenheit des dritten Spielmachers Mark Smith von den Heidelbergern abgeschirmt wurde, blühte Crandall erneut auf.
Wichtig war der sechste Heimsieg auch deshalb: Nach zwei Pleiten behalten die Veilchen, die sich vor allem in der Verteidigung nach der Halbzeit sehr steigerten, die Köpfe oben, kletterten wieder auf Rang fünf und bleiben heißer Playoff-Kandidat.
Auch BG-Trainer Roel Moors zeigte sich begeistert von der Lokhallen-Atmosphäre, die einmal mehr zur „Lokhölle“ wurde: „Die Fans haben uns geholfen, ins Spiel zu kommen. Es war eine sehr, sehr, sehr gute Stimmung. Es hat Spaß gemacht, hier zu spielen, aber auch zu coachen.“ Till Pape: „Jetzt verstehe ich den Hype um diese Halle.“ Mathis Mönninghoff eher nüchtern: „Für mich war das mein zweiter Sieg in der Lokhalle – bei sieben Niederlagen.“
Doch dieses in dieser Saison zweimalige Erlebnis können erneut nur gut 3700 Zuschauer nun auch am Samstag ab 20.30 Uhr erleben, wenn die Merlins Crailsheim im Göttinger Industriedenkmal Gegner der Veilchen sind. Dann war es das leider schon wieder mit den Spielen in dieser altehrwürdigen Spielstätte für diese Saison.
Ob BG-Topscorer Marc Smith diese Atmosphäre in der Lokhalle als Spieler genießen kann, steht noch nicht ganz fest. Der US-Boy fehlte bereits in Bamberg, und auch gegen Heidelberg saß er aufgrund von Rückenproblemen nur auf der Bank. „Ich habe keine Schmerzen mehr“, sagte er im TV-Interview. Dass er sich dieses spezielle Erlebnis, in der Lokhalle zu spielen, nicht entgehen lassen möchte, ist klar. (Helmut Anschütz und Walter Gleitze/gsd)