85:79 gegen Bremerhaven: BG-Göttingen-Sieg mit Taktik-Kniff

Göttingen – Der „Vater des Sieges“ hatte es hinterher eilig. BG-Trainer Johan Roijakkers wollte ganz schnell nach Hause. Hals, Nase, Ohren – ein grippaler Infekt zwang ihn ins Bett. Bei der obligatorischen Pressekonferenz ließ er sich nach dem 85:79 (38:38)-Krimisieg gegen Bremerhaven von seinem niederländischen Landsmann und Assistenten Hylke van der Zweep vertreten.
Roijakkers fuhr schnell heim („Ich muss ins Bett“) in der Gewissheit, mit einem taktischen Kniff für den ersten Sieg der Veilchen seit dem 28. Oktober 2018 (93:80 gegen Crailsheim) gesorgt zu haben.
Am Ende des Basketball-Krimis standen aber erst einmal Roijakkers’ Spieler im Fokus. Mihajlo Andric wurde zur „Sieges-Humba“ auserkoren – das erste Mal für den Serben, der am Freitag 24 geworden war. Er hatte es sich verdient. Drei Dreier und 20 Punkte sind sein Saison-Bestwert.
Übertroffen wurde Andric aber noch von zwei anderen BG-Akteuren. Michael Stockton machte sein bisher bestes Match in dieser Serie mit starken 27 Zählern und zehn Vorlagen – ein „Double-Double“. Er ging als Kapitän bravourös voran. Derek Willis steuerte sogar vier Dreier unter seinen 14 Zählern bei. Genauso stark!
Den wohl entscheidenden Korb per Dreier markierte indes Dominic Lockhart zum 81:77 genau 39,8 Sekunden vor Schluss. Ein „Not-Wurf“ fast aus der Ecke: Manchmal ist im Sport auch einfach etwas Glück nötig. Lockharts (einzige drei) Punkte im Spiel gehörten zu der 20:6-Serie der Veilchen in den letzten 4:54 Minuten, in der die Spannung bei einem 65:73-Rückstand fast unerträglich wurde. Unglaubliche 15 Mal wechselte im Spiel die Führung, es ging hin und her. Ein Zitter- und Nervenspiel! Basketball-Fieber.
Bei Roijakkers sogar in echt. Und sein Kniff? Er ließ Bremerhavens Gilbert Brown (4. Foul, 28.) und Keith Benson (4. Foul, 34.) nicht rausfoulen. „Dann hätten wir unseren Rhythmus verloren.“ Basketball für Fortgeschrittene. Klar: Die beiden US-Boys waren berechenbar, die für sie wohl eingesetzten Deutschen Adrian Breitlauch und Anthony Canty verwandelten zuvor je zwei Dreier. Johan, der Schlaufuchs! „Wir haben die ,Big Plays’ gemacht und bei den letzten zehn Bremerhavener Angriffen acht Stopps (Ballgewinne, d. Red.) bekommen“, erklärte er, ehe er entschwand.
Fast unerklärlich ist der fünfte Saisonsieg auch deswegen: Die Eisbären holten 41 Rebounds, davon 16 offensive – die BG nur 25. Eigentlich fast unmöglich, so zu gewinnen. BG-Boss Meinertshagen: „Man hat die Nervenbelastung gemerkt. Mit fünf Saisonsiegen sind wir im Soll.“ Dreier-Treffer Lockhart: „Der Sieg war vor allem für den Kopf wichtig.“
Bei aller Freude bleibt aber auch festzuhalten: Es war „nur“ der dringend benötigte Pflichterfolg.