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92:91 nach Verlängerung: BG Göttingen im Glück gegen nur sechs Bayreuther

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Von: Helmut Anschütz

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Lila Übermacht: Bayreuths Sacar Anim (Mitte, gelber Dress) fast allein auf weiter Flur gegen Göttingens Center Philipp Hartwich (15) und seine BG-Kollegen Jeff Roberson, Jake Toolson und Kamar Baldwin (von links).
Lila Übermacht: Bayreuths Sacar Anim (Mitte, gelber Dress) fast allein auf weiter Flur gegen Göttingens Center Philipp Hartwich (15) und seine BG-Kollegen Jeff Roberson, Jake Toolson und Kamar Baldwin (von links). © Hubert Jelinek/gsd

Was für ein denkwürdiges Basketball-Spiel! Gegen ein auf sechs Spieler dezimiertes medi Bayreuth siegt die BG Göttingen 92:91 (81:81, 49:43) nach Verlängerung. Die Veilchen kommen vor 2123 Zuschauern mit viel Dusel und einem blauen Auge davon und verhindern eine Riesen-Blamage gegen das aufopferungsvoll kämpfende „Franken-Sixpack“.

Göttingen – So eine Aufstellung hat man seit zehn Jahren nicht gesehen! Auf der Anzeigetafel stehen nur sechs Bayreuther (Wiederholung: SECHS) Spieler. So wie Frankfurt Weihnachten 2011, gegen das die BG damals sogar verlor. Die Oberfranken haben „viereinhalb Coronafälle“ (wie Trainer Raoul Korner erklärte) – bei fünf wäre die Partie abgesagt worden. Zudem gibt es mehrere verletzte Spieler.

Nach der Ehrung für Mathis Mönninghoffs 175. BG-Spiel nutzen die Veilchen gleich mal ihre numerische Überlegenheit aus, die Bayreuther müssen sich natürlich mit Fouls zurückhalten. Topscorer Kamar Baldwin legt neun Zähler in Folge hin. Beim 0:11 nimmt medi-Coach Raoul Korner nach 2:28 Minuten die erste Auszeit. Bringt nur bedingt etwas. Die BG in Trefferlaune gegen die dezimierten Gäste und 23:5 vorn. Aber dann schleicht sich der Schlendrian ein, Bayreuth legt einen 11:0-Lauf hin, woraufhin Roel Moors seine erste Auszeit nimmt. Danach ist Göttingen wieder konzentrierter bei der Sache, gewinnt die ersten zehn Minuten 31:17.

Das ungleiche Duell beginnt im zweiten Viertel mit einem Unsportlichen Foul von Bayreuths Cameron Wells an Harald Frey. Der Norweger trifft beide Freiwürfe. Kapitän Akeem Vargas netzt den vierten BG-Dreier ein, danach trifft 2,18 m-Hüne Philipp Hartwich zwei Mal nach Alley-oop-Anspiel zum 40:20. Bayreuth-Coach Korner hat (logischerweise) nur einen Auswechselspieler zur Verfügung – so eine kleine Rotation hat man lange nicht gesehen.

Aber alle Achtung: Die Gäste machen das Beste daraus, können den Riesen-Rückstand 92 Sekunden vor der Pause auf 36:47 verkürzen. Moors reagiert wieder mit der nächsten Auszeit. Hilft erneut nur wenig. Im Gefühl des (sicheren?) Sieges agiert die BG zu nachlässig, gestattet den Oberfranken leichte Punkte. Zur Halbzeit sind die Veilchen nur noch sechs Zähler vorn beim 49:43.

Aber das „auf die leichte Schulter nehmen“ hört auch nach der Pause nicht auf. Bayreuth kommt heißer aus der Kabine und schafft nach knapp drei Minuten der zweiten Halbzeit tatsächlich durch Sacar Anim den 53:53-Ausgleich. Geht eigentlich gar nicht! Danach besinnt sich die BG wieder, schiebt acht Zähler nach zum 61:53.

Bayreuth spielt und kämpft mit dem Mute der Verzweiflung, die BGer verkrampfen zusehends. So wundert es kaum, dass die Gäste knapp zwei Minuten vor Ende des dritten Viertels sogar durch einen Dreier von Anim mit 63:61 in Führung gehen. Doch Baldwin, Frey per Dreier und Neuzugang Nate Grimes per Freiwurf sorgen für das 67:63 nach 30 Minuten. Die BG verliert nach dem zweiten Viertel (18:26) auch das dritte mit 18:20 - danach auch das vierte mit 14:18. Auch weil die Dreier beim besten BBL-Dreierteam nicht fallen (nur 7 von 34).

Ein Krampf bleibt’s auch im Schlussabschnitt. Beim 71:70 sind die Gäste schon wieder in Front. Dann, endlich, netzt Jake Toolson mal einen Dreier ein zum 75:73. Dann das zweite Unsportliche Foul gegen Bayreuths Kevin Wohlrath. Doch Hartwich vergibt wieder mal beide Freiwürfe, kurz danach noch zwei. Als er nach Basti Doreths fünftem Foul noch zwei Mal an die Linie geht und zwei Mal trifft, bricht ein Jubelorkan los. Baldwin sorgt für das 81:77, doch Wells bringt Bayreuth auf 79:81 heran. Mit der Schlussierne trifft Sacar Anim per Dreier aus der Ecke zum 81:82 – oder doch nicht? Videobeweis, es ist nur ein Zweier, Die Schiris retten die BG in die Verlängerung. Glück gehabt, Veilchen!

Overtime: Erst trifft Brown für die BG, dann ist Bayreuth erneut zwei Mal vorn, ehe Toolson seinen Dreier zum 88:86 versenkt. Roberson macht das 90:88, aber Wells bringt die Gäste wieder per Dreier nach vorn zum 90:91. Dann Baldwin zum 92:91 – 0,4 Sekunden vor Schluss! Der Wahnsinn! Einwurf Bayreuth, aber es reicht hauchdünn für die Veilchen. Trainer Moors: „Ich bin trotz des Sieges sehr unzufrieden. Wir müssen nicht über Basketball reden, sondern über die Mentalität und Einstellung. Respekt für Bayreuth.“

Bayreuths österreichischer Coach Korner: „Tut mit leid für meine Burschen. Wegen der vielen Ausfälle braucht meine Mannschaft wohl einen Exorzisten.“

BG: Toolson 10/2 Dreier, Frey 11/2, Roberson 15 (12 Rebounds), Vargas 5/1, Hujic, Hartwich 10, Mönninghoff 3/1, Brown 7, Grimes 1, Baldwin 30/1.

Bayreuth: Anim 23/3, Wohlrath 15/3, Jalalpoor 12/1, Doreth 4, Joesaar 15/2, Wells 22/3. (Helmut Anschütz/gsd)

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