Die Zahl der Schwarzen Schafe in der Trainergilde mag in den hiesigen zwei Fußballkreisen gering sein, aber wenn nur ein Coach durch den Pass sich selbst und seine Spieler besser unter Kontrolle hätte, würde sich das Papier schon lohnen. Gleiches gilt für den Schiedsrichter, wenn der Pass auch nur einem Referee dabei hilft, dass er sich bei seinem Hobby auf dem Platz wohler und sicherer fühlt, hat sich dieses Umhängsel bereits gelohnt.
Wir baten vier Coaches um ihre Meinung zu diesem Pass.
Michael Mohr (SG Röddenau/Bromskirchen II): Ich sehe diesen Pass in Kreisligen als nicht so sinnvoll an, weil jeder jeden kennt, in den höheren Klassen sieht das schon anders aus. Den Pass finde ich nur dann sinnvoll, wenn man sich untereinander nicht so gut kennt, damit ein Ansprechpartner sichtbar wird. Es geht dabei ja auch, um die Vorbildfunktion des Trainers und ich bezweifle, dass dafür ein Passnotwendig ist. Ein Trainer soll mithelfen, dass es auf dem Platz keinen Ärger gibt, aber das macht man ja von sich aus, dafür muss ich keinen Pass haben. Ich bin auch kein leiser Trainer, aber es muss alles im Rahmen bleiben, das sollte auch jeder Trainer ohne Pass wissen.
Uwe Schäfer (SV Freienhagen/Sachsenhausen): Ich bin über den Nutzen dieses Passes hin- und hergerissen. Bei uns auf dem Land ist er nicht notwendig. Klar, ist es gut, dass der Schiedsrichter auf dem Platz eine Kontaktperson hat, aber die kann man auch eine Armbinde tragen. Ich finde es auch übertrieben, dass nur die Leute auf der Bank sitzen dürfen, die auch auf dem Spielbericht stehen. Wenn es der Pass allerdings schaffen sollte, Trainer, die während des Spiels öfter über die Strenge schlagen, zu beruhigen, dann hat der Pass durchaus seine Berechtigung.
Daniel Bamberger (SG Geismar/Ellershausen): Ich halte den Trainerpass bei uns auf dem Land nicht für notwendig, in Ballungszentren vielleicht schon eher. Denn ich habe mich schon vor dem Pass beim Schiedsrichter vorgestellt. Ich muss auch, wenn irgendwo Unstimmigkeiten sind, aber dafür dazu sagen, dass ich bis vor kurzem noch selbst Schiedsrichter war.
Ich glaube, auch, dass jene Trainerkollegen, die sich bisher nicht beim Schiri vorstellen, das auch mit dem Pass nicht machen werden. Und auch im Spiel glaube ich nicht, dass ein Trainer, der verärgert und aufgebracht ist, durch den Pass wieder runterkommt.
Also, ich hänge mir das Ding um, wenn ich es muss, aber begeistert bin davon nicht. Ich finde es auch nicht gut, dass man in der kommenden Saison bestraft werden soll, wenn man den Pass nicht dabei hat. Vielleicht lasse ich ihn mir dann doch besser tätowieren (er lacht). Was ich gut finde, sind die geplanten jährlichen Treffen mit den Trainern und es wäre wünschenwert, wenn auch Schiedsrichter zum Austausch dazu kommen würden.
Martin Wagner (SG Höringhausen/Meineringhausen): Ich finde den Trainerpass sehr sinnvoll, weil er ein starkes Signal nach außen ist. Ich habe aber auch Erwartungen an dieses Papier, denn für mich ist es wünschenswert, dass ich mit diesem Pass, diesem Signal, auch mehr die Möglichkeit haben werde, mit dem Schiedsrichter zu sprechen.
Dieser Dialog kommt mir in der ein oder anderen Situation noch zu kurz. Was auf den Sportplätzen passiert ist nicht immer einfach für die Schiedsrichter und ich hoffe, dass dieser Pass auch für die Schiedsrichter eine Hilfestellung sein kann. Ein geplantes jährliches Treffen und der Austausch mit Kollegen und den Schiedsrichtern fände ich auch gut. Vielleicht hilft der Pass auch jenen Trainern, die verbal über das Ziel hinausschießen, sie an mehr Gelassenheit zu erinnern. Da zähle ich mich auch zu. (rsm)