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„Wusste nicht, wie ich jubeln sollte“: Kaufungens Torhüter Jan Schulz trifft zum Ausgleich

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Von: Wolfgang Bauscher

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Alles im Griff: Kaufungens Schlussmann Jan Schulz packte selbst kräftig zu und verhinderte, dass Reichensachsen mehr als zweimal traf. Und setzte seiner Leistung mit seinem Tor zum 2:2-Endstand die Krone auf.
Alles im Griff: Kaufungens Schlussmann Jan Schulz packte selbst kräftig zu und verhinderte, dass Reichensachsen mehr als zweimal traf. Und setzte seiner Leistung mit seinem Tor zum 2:2-Endstand die Krone auf. © pia malmus

Man könnte es so sagen: Jan Schulz von Fußball-Gruppenligist SV Kaufungen 07 steht in einer Reihe mit Jens Lehmann und anderen prominenten Schlussleuten.

Denn das Kunststück, das diesen Vertretern ihres Fachs gelang, gelang am Sonntag auch ihm: Er schoss ein Tor, ein bedeutendes dazu. Was war denn da los?

Die in Gruppe 2 im Kampf um den Klassenerhalt stehenden Kaufunger hatten einen schier übermächtigen Gegner vor der Brust. Sie gastierten nämlich beim SV Reichensachsen, der Über-Mannschaft der Liga. Von den bisherigen 18 Partien hatte der Spitzenreiter 17 gewonnen, die einzige Niederlage datierte vom 24. August gegen Zierenberg. Doch die Kaufunger hielten sich gut und lagen nach vorheriger eigener Führung in den Schlussminuten nur 1:2 zurück.

Reichensachsen war fahrlässig mit seinen Torgelegenheiten umgegangen, mehrere Male scheiterten die Angreifer an Pfosten und Latte. Oder eben an Jan Schulz, der sechs Großchancen zunichtemachte. Und in der Nachspielzeit selbst seine Chance witterte. Nach einer Ecke für den SVK ging er nach vorn. „Ich dachte, ob wir jetzt 1:2 oder 1:3 verlieren, ist dann sowieso egal“, sagt der 24-Jährige. Schon zuletzt bei der Partie gegen den VfL Kassel wollte er nach vorn kommen, aber Trainer Danny Apel bremste ihn. „Jetzt war der Coach erkrankt und nicht da. Mit Thomas Müller war zudem ein kopfballstarker Mann nicht mehr auf dem Feld. Da dachte ich, jetzt muss ich mit meinen 1.90 Meter ran“, berichtet Schulz.

In der dritten Minute der Nachspielzeit hatte er seinen großen Auftritt. Nach einem weiten Einwurf von Finn Ratcliffe und einem kleinen Durcheinander fiel ihm der Ball vor die Füße. „Das war ein bisschen Pingpong. Ich habe den Ball volley genommen und ihn ausnahmsweise gut getroffen“, sagt Schulz. Ausnahmsweise? „Na ja, mir gelingt auf dem Platz nicht immer alles so gut mit den Füßen. Das ist in der Mannschaft so eine Art von Running Gag.“ Doch nicht nur das: „30 Sekunden vor dem Tor hat Thomas Müller auf der Bank gesagt, er würde 100 Euro in die Mannschaftskasse zahlen, wenn ich treffe. Das hat er bestimmt bereut.“

Vielleicht aber auch nicht. Kurz nach dem Ausgleich war Schluss und das  Tor brachte dem SV Kaufungen einen nie erwarteten Punkt, der im Kampf gegen den Abstieg Gold wert sein könnte.

Schulz, der früher beim VfL Kassel und KSV Baunatal spielte, kam 2018 nach Kaufungen und ist in dieser Saison die Nummer eins im Tor. Ein eigener Treffer als Schlussmann war ihm in seiner Karriere noch nie geglückt. Ob er gleich erfasste, was er geschafft hatte? „Nein, ich wusste ja nicht einmal, wie ich jubeln sollte. So stand ich einfach, die Arme hoch, auf dem Platz. Gleich darauf hingen die Jungs und alle von der Bank an mir dran und auf mir drauf“, sagt Schulz.

Der Lehramtsstudent überstand das alles gut, kam aber auch abends zuhause noch nicht zur Ruhe. „Es gibt ein Video vom Tor in den sozialen Medien. Das  habe ich mir mehrmals angeschaut und Nachrichten aus allen Richtungen bekommen“, sagt er. Dazu kam die Genugtuung. „Den Punkt hatte uns keiner zugetraut“, sagt Schulz, „außerdem hat Reichensachsen insgesamt nur sechs Gegentore kassiert. Eines davon von mir.“ Und dann war ja noch die Sache mit Lehmann und den anderen Berühmtheiten. Foto: Felix hessenmöller

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