Finale ein Tag vor Heiligabend
Ein Pro und Kontra zur Weihnachts-WM in Katar
Eine mögliche Verlegung der Fußball-WM 2022 in Katar vom Sommer in den Winter war das beherrschende Thema am Dienstag. Ein Pro und Kontra.
Pro: Kurze Sommerpause
Fan-Fest mit Glühwein? Public Viewing in Wollmütze und Schneehose? Abstruse Vorstellungen, aber eine Weltmeisterschaft im November und Dezember in Katar bietet im Fußball hierzulande auch Chancen: Insbesondere die Abkehr von einem Rahmenterminplan, der schon längst hätte geändert werden müssen.
Denn im Juni und Juli, zur schönsten Zeit des Jahres, ruht in Deutschland der Ball: Nur ein paar Vorbereitungsspiele, ansonsten Kondition bolzen auf der Tartanbahn. Das alles gerade dann, wenn sich ein Besuch im Bundesliga-Stadion oder auf dem Dorf-Sportplatz nebenan Wochenende für Wochenende, auch vielleicht mal abends nach der Arbeit, regelrecht anbietet. Bierchen und Bratwurst an einem lauen Sommerabend inklusive.
Wer nun wettert, dass in dieser Jahreszeit die großen Ferien liegen und viele Familien im Urlaub weilen, der sollte sich beispielsweise die Situation in einem Nachbarland wie Österreich näher betrachten. Dort macht der Ligabetrieb nur wenige Wochen Pause – und es funktioniert hervorragend. Von Björn Mahr (40), Sportredakteur
Kontra: Einfach unvorstellbar
Beim Blick auf die Fußball-WM 2022 in Katar ist unklar, was am ehesten angebracht ist: Weinen, Lachen oder einfach nur Kopfschütteln. Dass als Termin nun die Adventszeit dienen soll, fügt dieser Farce ein weiteres Kapitel hinzu, bei dem die Verantwortlichen wieder nur von 12 Uhr bis Mittag gedacht haben.
Okay: Wenn Katar, dann kommt aus klimatischen Aspekten nur dieser Zeitraum infrage. Dass aber auf Ligen, Verbände, Vereine dadurch ein riesiger Organisationsaufwand wartet (von Kosten mal ganz abgesehen), scheint niemand vor Augen zu haben. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass diese WM unbedingt durchgezogen werden soll. Nach dem Motto: Wir haben uns für Katar entschieden. Jetzt soll sie da auch stattfinden.
Das Kind liegt sprichwörtlich im Brunnen, und die Horrorszenarien sind da: Public Viewing auf dem Weihnachtsmarkt? Kein Grillen im Garten mit Freunden? Keine sommerlichen Fußball-Abende? Einfach unvorstellbar. An die Fans wurde bei dieser Katar-Nummer sowieso von Anfang an nicht gedacht. Von Robin Lipke (38), Sportredakteur
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