Heinevetter und Wolff: Top-Gespann mit Mut zur Meinung

Andreas Wolff und Silvio Heinevetter gelten als das beste Torhütergespann der Welt. Auch abseits des Feldes sorgen die beiden für Schlagzeilen.
Varazdin - Silvio Heinevetter ist kein Lautsprecher. Doch wenn der Nationalkeeper spricht, dann hat er meistens etwas zu sagen. Das war am Wochenende der Fall. Heinevetters emotionale Wutrede schlug jedenfalls hohe Wellen.
"Mich freut es, wenn Sportler offen und ehrlich ihre Meinung sagen. Das ist ja auch der bisschen der Unterschied zum Fußball", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning zu Heinevetters drastischen Worten, mit der er die Kritik an den schwachen Auftritten der deutschen Handballer gekontert hatte.
"Mir geht das tierisch auf den Zeiger. Von wegen, wir entscheiden alles alleine und lassen den Trainer außen vor. So ein Schwachsinn", hatte der Berliner gepoltert und Berichte von atmosphärischen Störungen zwischen Mannschaft und Bundestrainer Christian Prokop entschieden zurückgewiesen: "Wir sind hier nicht als Einzelspieler hergereist, sondern als Mannschaft. Und da gehört der Trainer genauso mit dazu. So einen Mist will ich nicht mehr hören. Lasst uns mal wieder als Einheit zusammenstehen."
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Bissig, gerade heraus, meinungsstark: Silvio Heinevetter sagt das, was er denkt. Immer. Und ohne Rücksicht auf irgendwelche Befindlichkeiten. Ein Charakterzug, der ihn mit Andreas Wolff, seinem Kollegen im deutschen Tor, verbindet - und das deutsche Gespann auch abseits des Feldes immer wieder in den Mittelpunkt des Interesses rückt. "Ich sage offen und ehrlich meine Meinung und lasse mich nicht verbiegen. Ich neige nicht dazu, mich einzuschleimen", sagte Wolff. Gleiches gilt für Heinevetter.
In erster Linie sorgen Wolff und Heinevetter aber durch ihre sportliche Leistungen für Schlagzeilen. In der Szene gelten sie als bestes Duo der Welt. Zum Start der Hauptrunde zeigten sie erstmals in diesem Turnier über 60 Minuten, warum. Heinevetter spielte gegen Tschechien die erste Dreiviertelstunde famos auf, lag bei seinen Paraden immer wieder quer in der Luft und hielt starke 41 Prozent aller gegnerischen Würfe. Wolff kam in der Schlussviertelstunde und ließ überhaupt nur noch einen Treffer zu.
"Wenn es so läuft, ist alles super", sagte Heinevetter und fügte mit einem Lächeln hinzu: "Problematisch wird es, wenn keiner was hält."
Das ist eher selten der Fall. In aller Regel sticht einer der beiden Trümpfe von Coach Prokop. Denn auch, wenn die beiden Alphatiere abseits des Feldes nicht die dicksten Freunde sind, ergänzen sie sich sportlich nahezu perfekt. "Wir haben eines der besten Torhütergespanne der Welt, und das ist auch durch ihre Unterschiedlichkeit bedingt", sagt DHB-Sportchef Hanning.
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Heinevetter besticht mit unkonventionellen Bewegungen und spektakulären Paraden, Wolff frisst sich mit herausragendem Stellungsspiel und enormer Präsenz in die Köpfe der gegnerischen Angreifer. Wolffs schier unglaubliche Leistung beim EM-Märchen vor zwei Jahren in Polen hat sich ins kollektive deutsche Handball-Gedächtnis gebrannt.
Bundestrainer Prokop lobte die Leistung seiner beiden Torleute nach dem Tschechien-Spiel ausdrücklich und bezeichnete eine funktionierende Abwehr mit zwei starken Torhütern als "Grundpfeiler für Erfolg". Bestehen diese Grundpfeiler auch die weiteren EM-Härtetests, könnten Heinevetter und Wolff auf der deutschen Medaillen-Jagd zum entscheidenden Faktor werden.
sid