Weltmeister Klein erklärt das DHB-Team: Das sind unsere neuen Bad Boys

Am Samstag beginnt für die deutschen Handballer die EM. Wie die Bad Boys taktisch auftreten und worauf Sie achten sollten, erklären wir Ihnen zusammen mit Weltmeister Dominik Klein.
Zagreb - Am Samstag beginnt für die deutschen Handballer und ihren Trainer Christian Prokop gegen Montenegro (17.15 Uhr/ZDF) die Handball-EM in Kroatien. Wie die „Bad Boys“ taktisch auftreten und worauf sie achten sollten, erklärt ihnen die tz zusammen mit Dominik Klein, Weltmeister 2007 und bei der EM für die ARD als Experte tätig.
Torhüter: Mit Andreas Wolff und Silvio Heinevetter hat Deutschland zwei absolute Weltklasse-Torhüter zur Verfügung. Grundsätzlich gilt: Der Torwart kann nur so stark sein, wie seine Abwehr und er ist von deren Arbeit abhängig. Aber: Der Respekt vor den DHB-Schlussmännern ist groß. „Heinevetter mit seinen verrückten Paraden und Wolff durch seine bärenstarke letzte EM sind in den Köpfen der Angreifer“, erklärt Klein. „Wenn der Gegner anfängt nachzudenken, ist das die halbe Miete.“
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Abwehr: Der DHB tritt unter Prokop in der klassischen 6:0-Abwehr auf. Im Zentrum steht der Zweimann-Mittelblock, der von Patrick Wiencek, Henrik Pekeler, Julius Kühn und Bastian Roschek gebildet werden kann. Bedeutet: Alle sechs Spieler stehen etwa auf einer Höhe um den eigenen Kreis. Allerdings verleiht der Coach der 6:0 eine offensive Ausrichtung. Klein: „Es ist eine aktive 6:0, die Halbpositionen dürfen und sollen aggressiv nach vorne gehen. Auch im Mittelblock sind Überschneidungen erlaubt.“ Wie sich die Abwehr verhält, hängt vom Gegenspieler ab. „Prokop gibt zu jedem gegnerischen Spieler genaue Anweisungen“, so Klein. Weiteres Detail: Auf der zur Auswechselbank nahen Seite tauscht Prokop in der Verteidigung den Außenspieler gerne gegen einen Halbspieler.
Live-Ticker: EM-Auftakt für Deutschland - „Bad Boys“ gegen Montenegro
Angriff: Philipp Weber von Prokops Ex-Verein Leipzig ist die verlängerte Hand des Bundestrainers. Im Angriff aus dem Positionsspiel gibt es immer einen Spieler, meist auf der Mittelposition, der den jeweils folgenden Spielzug ansagt und somit die Auslösehandlungen bestimmt. Auch Paul Drux, Steffen Fäth und Kai Häfner können diese Rolle übernehmen. Der klassische Shooter der Mannschaft ist Julius Kühn, ihn gilt es in Position zu bringen. Klein: „Die Deutschen sind schwer auszurechnen, weil sie neben ihren Spielzügen auch gute Außenangreifer und einen wurfstarken Rückraum haben“, so Klein.
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Einfache Tore: Wenn es dem Abwehrverbund gelingt, einen Ball abzufangen oder zu blocken, können die Außenangreifer Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki und Tobias Reichmann durch schnelles Umschalten sogenannte „einfache Tore“ erzielen. Klein: „Sie verschaffen etwas Luft zum Atmen. Es ist hilfreich, wenn man sich nicht jedes Tor hart erarbeiten muss.“
Siebter Feldspieler: Seit 1. Juli 2016 haben die Trainer die Möglichkeit, den Torhüter gegen einen siebten Feldspieler, der nicht mehr wie früher durch ein gelbes Leibchen gekennzeichnet sein muss, zu wechseln. Dieses Mittel kommt auch zum Einsatz, um eine Strafzeit-Unterzahl auszugleichen. Auf dem TV-Bildschirm ist in diesem Fall der Hinweis „Empty Goal“ zu lesen, weil das Tor in diesem Moment leer steht. Der Clou: Verliert man den Ball im Angriff leichtfertig, ist ein Rückwechsel meist nicht schnell genug möglich. Klein: „Prokop nutzt diese taktische Spielerei ab und an, um den Gegner vor neue Aufgaben zu stellen. Im Falle einer Überzahl ist es wichtig, den Spielzug mit voller Überzeugung zu spielen.“
mm