Fehlen einem Verein die Schiedsrichter, hagelt es Punktabzüge und Geldstrafen seitens des Verbandes. Das stößt nicht nur bei den heimischen Fußballern, sondern auch unter den Handballern auf massig Kritik.
Drei Vereinsvertreter haben sich geäußert, welche Alternativen es gibt und wo das Kernproblem liegt.
VfB Viktoria Bettenhausen
Manfred Beyer ist Vorsitzender des VfB Viktoria Bettenhausen, dessen Handballer in der Männer-Landesliga spielen, und hält von dem Punktabzug in Folge fehlender Schiedsrichter absolut nichts. Das gelte sowohl für den Fußball als auch für den Handball. Vor allem dann nicht, wenn dieser Punktabzug sogar über Auf- und Abstieg einer Mannschaft entscheiden kann. „Die Regelungen gehen völlig am Sportgedanken vorbei“, sagt Beyer. Gerade die jugendlichen Sportler würde der Punktabzug hart treffen und demotivieren.
Im Handball, sagt Beyer, habe der Verband das Problem aber zumindest besser erkannt als im Fußball. Die Spanne, in der auf fehlende Schiedsrichter nur mit Geldstrafen reagiert werde, sei vergleichsweise groß. Nichtsdestotrotz schlägt Beyer vor, das Problem an der Wurzel zu packen – nämlich bei der Rekrutierung von Schiedsrichtern: „Es ist wichtig, genügend Anreize zu schaffen. Die Zeiten, in denen die Schiris für Anerkennung auf dem Platz steht, sind vorbei.“
SV Kaufungen 07
Schon zweimal hintereinander waren die Handballer des SV Kaufungen 07 – der jeweils mit einem Männer- und Frauenteam in der Bezirksliga A spielt – durch das unerfüllte Schiedsrichter-Soll vom Punktabzug betroffen. „Wiederholungstäter müssen sogar sowohl Geldstrafen als auch Punktabzüge in Kauf nehmen“, erklärt Vorstandsmitglied Kathrin Steinmetz. Ab der Bezirksliga müssen pro Mannschaft sogar zwei Schiedsrichter gestellt werden. Dieses Ungleichgewicht findet sie unfair.
Manche Vereine würden aufgrund dieser Regelungen sogar lieber nur noch eine Mannschaft anmelden. Das kann laut Steinmetz aber auch nicht die richtige Lösung sein. „Es ist nicht gerecht, wenn die Strafen sich auf die Chancen der Spieler auswirken“, sagt Steinmetz. Geldstrafen seien da noch das geringere Übel.
TG Rotenburg
Eine andere Sichtweise hat Reiner Wollrath. Das Vorstandsmitglied der Handballabteilung der TG Rotenburg findet, Punktabzug sei besser zu verkraften als Geldstrafen. Jedenfalls für kleine Vereine mit kleinem Etat. „Natürlich wollen wir keinen Punktabzug und haben das in der letzten Zeit auch geschafft. Aber die finanzielle Situation ist für kleine Vereine ohnehin schon hart genug“, sagt Wollrath.
Außerdem sieht er das Problem, dass gut verdienenden Vereinen die Motivation fehlen könnte, Schiedsrichter zu suchen, wenn es bei einem nicht erfüllten Schiedsrichter-Soll nur Geldstrafen gäbe. Der Landesligist selbst habe glücklicherweise kein allzu großes Problem mit zu wenig Schiedsrichtern.
Rubriklistenbild: © Walger