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Homophobie ist auf heimischen Plätzen verbreitet – zwei Spieler berichten

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Von: Maximilian Bülau

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Sie spielen in der zweiten Mannschaft von Dynamo Windrad: Max Winkler (links), zugleich auch Pressewart des Vereins, und Justus Ittner, 1. Vorsitzender des Kreisligisten. © Dieter Schachtschneider

Teil 5 der Themenwoche: Zwei Spieler der zweiten Mannschaft von Dynamo Windrad, einem Kasseler Kreisligisten, berichten über Beleidigungen und Diskriminierung auf dem Platz.

Homophobie ist auf Fußballplätzen weltweit verbreitet – ebenso wie Rassismus. Dunkelhäutigen Spielern schallen Affenlaute entgegen, wenn sie am Ball sind – sogar von den eigenen Fans. Ein bekanntes Opfer ist der Italiener Mario Balotelli. Aber nicht nur im Profigeschäft passiert so etwas, sondern auch auf dem Sportplatz in der Nachbarschaft. Zwei Spieler der zweiten Mannschaft von Dynamo Windrad, Kasseler Kreisligist, berichten.

Max Winkler ist 23 Jahre alt, studiert Soziologie und Politikwissenschaften und ist zudem Pressewart bei Dynamo. Justus Ittner, 21, macht eine Ausbildung zum Krankenpfleger und ist erster Vorsitzender. Beide spielen für den Verein aus Überzeugung, Winkler seit drei Jahren, Ittner ein Jahr länger. Sie wollen durch ihren Einsatz jedes Wochenende wieder ein Zeichen gegen Diskriminierung und Homophobie auf Sportplätzen setzen. Dass das notwendig ist, belegen auch einige Beispiele aus ihrer eigenen Vergangenheit.

„Der Sprachduktus von außen ist oft noch schlimmer als auf dem Feld“, sagt Winkler. „Du bist behindert. Oder: Du Schwuchtel. Solche Äußerungen hören wir öfter auf dem Platz“, erzählt der 23-Jährige. Winkler ist bewusst, dass sich diese Anfeindungen nicht nur auf Dynamo Windrad beschränken, sondern auf allen Sportplätzen vorkommen. Dennoch biete der Klub durch seine Ziele und Ausrichtung eine besondere Angriffsfläche.

Bei Dynamo gab es in den vergangenen Jahren mehrere Vorfälle, bei denen die Situation eskalierte. Diese Vorfälle seien belastend gewesen, sagt Winkler. „Da kamen Spieler gezielt auf jemanden zu und haben ihm auf dem Feld Beleidigungen ins Ohr geflüstert. Etwa: Du Schwuchtel, nach dem Spiel ficke ich dich“, berichtet Ittner. „Danach haben wir das Gespräch gesucht, aber nur weitere Drohungen zu hören bekommen.

Enttäuscht sind beide auch, weil in solchen Situationen wenig Schutz von den Schiedsrichtern komme. Die Anfeindungen hätten zugenommen, als vermehrt Zuschauer mit Flaggen und Transparenten gegen Homophobie und Diskriminierung an der Seitenlinie standen und die Mannschaft unterstützten.

Unsicher fühlen sich Winkler und Ittner dadurch nicht. „Ich kann ruhig schlafen“, sagt Winkler. Aber: „Bei uns sind auch Spieler dabei, die für die Sache kämpfen, sich deswegen aber nicht schlagen lassen wollen. Wir möchten nicht, dass jemand durch unsere Überzeugung gefährdet wird.“ Auch deshalb sagen sie: Sollte ein ähnlicher Vorfall – wie sie ihn schon erlebt haben – noch einmal vorkommen, wollen sie das Spiel abbrechen.

Winkler und Ittner machen kein Geheimnis daraus, dass auch sie sich nicht von allem freisprechen können: „Natürlich wird auf dem Feld auch mal geschubst und beleidigt. Das sind eben Emotionen dabei. Aber niemals homophob.“

Ein wenig ironisch findet Winkler auch: „Viele starke Männer wollten mit uns schlafen, weil wir so schwul sind.“ Das alles zeigt: Fußball darf auch mal etwas rauer sein. Für Homophobie ist aber kein Platz.

Teil 1 der Serie: Homosexualität und Homophobie im Sport: Noch immer ein Tabu

Teil 2 der Serie: Verein Fußballfans gegen Homophobie: Ein Banner wandert durch Europa

Teil 3 der Serie: Sexuelle Orientierung im Fußball: „Homosexualität wird unterdrückt“

Teil 4 der Serie: Homosexualität im Fußball: „Die Kurven sind weitgehend bereit“

Letzter Teil der Serie: Ex-Handballer und Trainer Harald Meißner erzählt von seinem Outing

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