Berchten: Ein starkes Stück

Leipzig. Riesenjubel bei den Handballerinnen der HSG Bad Wildungen: Die Vipers gewannen gestern sensationell ihr Auswärtsspiel beim Tabellenzweiten HC Leipzig mit 28:26 (15:12). Da Göppingen zeitgleich gegen Leverkusen nur Unentschieden spielte, rückten die Vipers wieder auf einen Playoff-Platz vor.
„Wir haben das Unmögliche möglich gemacht“, frohlockte auch der ansonsten stets zurückhaltende Trainer Markus Berchten nach dem Spiel. „Das Team verdient heute ein großes Lob. Das war ein starkes Stück“, sagte der Vipers-Coach.
Die Gastgeberinnen wähnten sich derweil wohl im falschen Film. Zwar hatte Leipzig vor dem „starken Aufsteiger“ (HCL-Präsident Axel Ehrhardt) großen Respekt - dass die Partie dann aber eine solche Wendung nehmen würde, dürfte niemand im HC-Lager geglaubt haben. „Heute ging gar nix“, brummte Axel Ehrhardt. „Wir haben um die Niederlage gebettelt. Ein Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten.“
Anders die Gäste, die nach dem Sieg über Frankfurt am Mittwoch mit mächtig viel Selbstvertrauen und Einsatz in der Arena auftraten. „Unser unbändiger Wille hat den Ausschlag gegeben“, analysierte es Berchten treffend.
Den stellten die Gäste schon in der Anfangsphase unter Beweis. Gestützt auf eine gute und aggressive Abwehr zogen sie den Gastgeberinnen in der Offensive den Zahn. Dazu zeigte Torhüterin Petra Diener die wohl beste Leistung im Vipers-Dress: Unzählige Male trieb sie die Gastgeberinnen, die mit Maura Visser, Lousie Lyksborg sowie Loraine Hellriegel drei Aktive ersetzen mussten, zur Verzweiflung.
Auch im Angriff setzte sich der klare Aufwärtstrend der vergangenen Wochen fort. Angeführt von Spielmacherin Ruta Latakaite setzten die Vipers das um, was ihnen Berchten mit auf den Weg gegeben hatte: lange Angriffe spielen. „Dann fällt Leipzig in der Mitte auseinander“, hatte der HSG-Coach erkannt.
Und genau so kam es. Immer wieder nutzten die Rückraumspielerinnen in der ersten Hälfte ihre Lücken zu Toren. Als Leipzig Latakaite, Mihai und Heusdens früher attackierte, wurde Kreisläuferin Tessa Cocx eingesetzt, die am Ende auf insgesamt sechs Treffer kam.
Was ebenfalls auffiel: Immer wenn es knapp wurde, konnten die Vipers zulegen. Wie in der 54. Minute, als Leipzig das erste Mal seit der Anfangsphase zum 25:25 ausglich und das Spiel auf der Kippe stand. Doch Cristina Mihai und Sabine Heusdens legten schnell zwei Tore nach. Nachdem Jessica Kleinmann 54 Sekunden vor dem Ende das 26:28 erzielte, waren alle Zweifel am Sieg beseitigt und die gut 50 Vipers-Fans feierten ihre Mannschaft ausgelassen.
Berchten richtete schnell den Blick nach vorne, schließlich steht am Samstag das Pokalspiel gegen Bundesliga-Schlusslicht Celle auf dem Programm. „Das wird jetzt eine ganz schwere Partie für uns“, fürchtet der Schweizer.
Von Guido Schäfer und Thorsten Spohr