Dankbarer Gegner für HSG-Trotz

Bad Wildungen. Die Trotzreaktion kam zum richtigen Zeitpunkt. Nach dem Bekanntwerden erheblicher finanzieller Probleme vergangene Woche lieferten die Zweitliga-Damen der HSG Bad Wildungen/F./B. die erhoffte Antwort auf dem Platz:
Wenngleich nicht über die volle Spielzeit überzeugend, bewies die Weiss-Truppe bei Aufsteiger FSV Mainz 05 Moral und gewann vor 140 Zuschauern am Ende verdient mit 33:27 (16:11). Drohende Gehaltseinbußen für die Spielerinnen sowie eine ungewisse Zukunft in Bezug auf den weiteren Spielbetrieb - die Voraussetzungen aus Sicht der Badestädterinnen vor der Partie in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt waren alles andere als rosig.
Entsprechend erleichtert wirkte HSG-Trainer Gernot Weiss nach dem Abpfiff. Das „Auswärtsgesicht“ habe man an diesem Abend nicht gesehen, stellte er zufrieden fest. Auch sei der Sieg aus seiner Sicht nie ernsthaft in Gefahr gewesen.
Ob dies jedoch an der Stärke seiner Schützlinge oder schlichtweg am Unvermögen der größtenteils harmlos agierenden Gastgeberinnen fest zu machen war, lässt sich schwer beurteilen.
Denn überaus souverän präsentierte sich die HSG nicht, technische Fehler und viele Unkonzentriertheiten prägten ihr Spiel. Jenes der 05erinnen allerdings noch viel mehr, was in einer wenig ansehlichen Partie resultierte.
Die 1:0-Führung der selbsternannten „Meenzer Dynamites“ war zugleich ihre letzte, vier Minuten später lagen die Gäste mit 4:1 in Front (6.).

Körperlich deutlich unterlegen, tat sich Mainz wie erwartet schwer gegen das 6:0-Abwehrbollwerk Bad Wildungens, welches gestützt wurde von einer erneut glänzend aufgelegten Julia Gronemann im Kasten. Unkonzentriertheiten im Spiel nach vorn verhinderten jedoch, dass sich die HSG bereits in den ersten 20 Minuten deutlicher absetzte.
Nach 25 Minuten markierte Sabine Heusdens dann die erste Vier-Tore-Führung. Trotz einer Zwei-Minuten-Zeitstrafe gegen Weiss wegen Meckerns (26.) wurde diese zur Pause noch auf einen Zähler erhöht.
„Entscheidend für den Sieg war die erste Phase des zweiten Durchgangs“, lautete Weiss’ Analyse, welcher so weit nichts hinzuzufügen war.
Denn innerhalb von acht Minuten nach Wiederanpfiff hatten sich seine Spielerinnen auf 24:14 abgesetzt. Die Vorentscheidung sollte dies noch nicht gewesen sein. Nach einem Hänger der Badestädterinnen verkürzte Mainz noch mal auf vier Treffer (28:24, 52.).
„In dieser Phase standen wir nicht mehr so kompakt und haben unsere Aggressivität in der Abwehr verloren“, beschrieb Weiss. Routinier Christina Mihai aber übernahm in der Folge die Verantwortung und tütete mit ihren Treffern Nummer sieben, acht und neun den fünften Saisonsieg für ihre Mannschaft ein.
„Wir wissen, dass wir besser spielen können“, resümierte Weiss, „und wir wissen, dass wir uns steigern müssen.“ Mit diesem Wissen will der Melsungener nun nächste Woche durch einen Erfolg in Riesa die Ausgangssituation schaffen für das Spitzenspiel gegen Bensheim/Auerbach sechs Tage später.
Von Mathias Schubert