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Die Liga droht mit Blick in die Bücher

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Sie hatten sportlich gesehen am Wochenende gut lachen: Markus Berchten und Katharina Merck freuen sich in Mainz über den Auswärtssieg der HSG Bad Wildungen. Um die Finanzen des Handball-Zweitligisten wieder in Ordnung zu bringen, wartet auf sie aber noch viel Arbeit. Foto: Kaliske
Sie hatten sportlich gesehen am Wochenende gut lachen: Markus Berchten und Katharina Merck freuen sich in Mainz über den Auswärtssieg der HSG Bad Wildungen. Um die Finanzen des Handball-Zweitligisten wieder in Ordnung zu bringen, wartet auf sie aber noch viel Arbeit. Foto: Kaliske

Bad Wildungen. Auch wenn sich die neuen Verantwortlichen des Frauenhandball-Zweitligisten HSG Bad Wildungen/Friedrichstein/Bergheim nach dem Sponsorentreffen zuversichtlich geben: Die finanziellen Probleme sind nicht gelöst, weiter muss eine Etatlücke in Höhe von 250 000 Euro gedeckt werden. Auch die Bundesliga drängt auf genaue Informationen über die Lage. Wir beleuchten die Situation bei der HSG und versuchen, die genaue Struktur des Zweitligisten zu erklären.

?Was ist genau die „HSG-Sportfördergesellschaft gGmbH“?

! Die HSG Sportfördergesellschaft war bislang eine gemeinnützige GmbH. Sie wurde gegründet, um den Spielbetrieb der Zweitliga-Handballerinnen finanziell abzuwickeln. Beispielsweise sind die Spielerinnen bei der Gesellschaft angestellt. Als Gesellschafter fungieren zwei Vereine: Der „Handball-Förderverein HSG Bad Wildungen/Friedrichstein e.V.“ und der „SV Bad Wildungen/Edertal e.V.“. Die Gründungen von Gesellschaften im Profisport sind übrigens nicht ungewöhnlich, um finanzielle Risiken für die Stammvereine, in denen der Breitensport weiter organisiert bleibt, so gering wie möglich zu halten.

?Müsste die Sportfördergesellschaft nicht Insolvenz anmelden?

!Solange niemand seine Forderungen geltend macht, ist die Anmeldung einer Insolvenz nach Ansicht der Verantwortlichen nicht erforderlich. Die HSG steht mit Gläubigern und den Spielerinnen in intensivem Kontakt, um eine Insolvenz abzuwenden. Alle Zahlungen, die derzeit an die Spielerinnen laufen, werden im Moment privat finanziert.

?Warum kann sich der Zweitligist trotz der Geldsorgen die Einstellung eines Marketingfachmannes leisten?

!Sören Wennerlund ist nicht bei der Sportfördergesellschaft angestellt. Er wird zunächst freiberuflich auf Honorarbasis arbeiten. „Man muss auch sehen, dass wir kompetente Fachleute finden, die uns in dieser Lage helfen“, verteidigte Katharina Merck die Personalie. Wennerlunds Honorar wird vom Handball-Leistungszentrum bezahlt, für das er ohnehin vorgesehen war.

?An wen genau hat die Frauenhandball-Bundesliga die Zweitligalizenz vergeben?

!Die Lizenz liegt beim VfL Bad Wildungen. Die HSG Bad Wildungen als Zusammenschluss dreier Vereine (VfL Bad Wildungen, TV Friedrichstein und TV Bergheim) ist kein eingetragener Verein, sondern eine von den drei Stammvereinen gegründete „Gesellschaft bürgerlichen Rechts“ (GbR). Diese konnte aus formellen Gründen nicht der Lizenznehmer sein. Auch die HSG-Sportförderungsgesellschaft konnte nicht als Träger der Lizenz in Betracht kommen, da keiner der drei Stammvereine an ihr beteiligt ist. Deswegen wurde nach dem Aufstieg mit der Bundesliga vereinbart, dass der Verein VfL Bad Wildungen als Lizenznehmer fungiert. Die gesamte Struktur soll in den kommenden Wochen geprüft und vereinfacht werden.

?Gibt es in der 2. Handball-Bundesliga keine Lizenzprüfung?

!Eine dem Fußball vergleichbare Lizenzprüfung gibt es im Frauenhandball nicht. Der Bundesliga müssen die Verträge mit den Spielerinnen vorgelegt werden, ebenso der Nachweis, dass diese bei der Berufsgenossenschaft angemeldet sind. Um die Lizenz zu erlangen, muss ebenfalls eine Ausfallbürgschaft vorliegen. Diese wird von der Bundesliga in Anspruch genommen, um Vereine für ihre Einnahmeausfälle zu entschädigen, wenn ein Konkurrent wegen einer Insolvenz nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen kann (Ausfall eines Heimspiels). Bei einem Zweitligisten beträgt sie 20 000 Euro.

?Wie reagiert die Bundesliga auf die Entwicklung bei der HSG?

!Laut Berndt Dugall, Vorsitzender der Handball-Bundesligavereinigung der Frauen, beobachtet die Liga das Geschehen bei der HSG genau. Bis Ende der Woche erwartet Dugall verlässliche Informationen, wie sich die finanzielle Lage bei Bad Wildungen darstellt und wie es weitergehen soll. „Ist dies nicht der Fall, verlangen wir Einsicht in die Bücher.“ Diese Möglichkeit hat die Liga aufgrund der Lizenzvereinbarung. Geht eine Zweitligamannschaft in die Insolvenz, darf sie laut Statuten nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen.

?Für was ist die HSG Bad Wildungen/Friedrichstein/Bergheim noch verantwortlich?

!Die Handball-Spielgemeinschaft ist für die Abwicklung des Breitensports verantwortlich - sprich für alle Teams unterhalb der Zweitligamannschaft.

?Wird das Frauen-Länderspiel Deutschland gegen Österreich am 27. November trotz der finanziellen Sorgen stattfinden?

!Das Länderspiel wird auf jeden Fall in der Ense-Sporthalle stattfinden. Die HSG hätte die Ausrichtung zwar zurückgeben können, aber die Finanzierung stand bereits. Dank der guten Kartennachfrage dürften die 7000 Euro Ausrichtungsgebühr, die vom Deutschen Handball-Bund verlangt wird, abgedeckt sein. Große finanzielle Risiken birgt das Länderspiel somit nicht. Restkarten für das Spiel gibt es in der HSG-Geschäftstelle.

Von Thorsten Spohr

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