„Renne offene Türen ein“

Bad Wildungen. Handball-Zweitligist HSG Bad Wildungen plant weiter seine Zukunft. Beim Sponsorentreffen am Samstag wurde bekannt, dass eine neue GmbH für den Spielbetrieb gegründet werden soll, Geschäftsführer soll vorerst Alexander Eysert werden, Geschäftsführer von ConSolaris, einer der Hauptsponsoren der Südwaldeckerinnen. Mit dem 43-Jährigen Bergheimer sprachen wir über die Zukunft der HSG.
Herr Eysert, wie beurteilen Sie die Lage beim Handball-Zweitligisten nach dem Sponsorentreffen?
Alexander Eysert: In die Zukunft gerichtet beurteile ich die Lage als außerordentlich gut. Die Stimmung unter den Sponsoren ist sehr optimistisch, und alle sind bereit, sich stärker als bisher zu engagieren. Auch neue Sponsoren lassen sich schnell für ein Engagement begeistern, da das Team sportlich erfolgreich ist und damit eine besondere Anziehungskraft ausübt.
Es gilt, Strategien und Konzepte für die Zukunft zu finden.
Alexander Eysert
Sie wollen vorläufig als Geschäftsführer der neu zu gründenden Vipers-GmbH einsteigen. Was wird Ihre genaue Aufgabe sein?
Eysert: Alles beginnt mit einem Businessplan. Das heißt zu allererst: Den Status Quo feststellen, um darauf einen Plan für die Zukunft zu erstellen. Dazu werde ich mich eng mit den zukünftigen Beiratsmitgliedern, die die künftige Geschäftsführung beraten und kontrollieren, abstimmen. Dazu gehört auch Markus Berchten als sportlicher Leiter. Es gilt, Strategien und Konzepte für die Zukunft zu finden und Maßnahmen zur Kostenreduzierung einzuleiten. Eine weitere Aufgabe wird die direkte Ansprache der Sponsoren sein.
Wer sind die Gesellschafter bei der Vipers GmbH?
Eysert: Zu 51 Prozent muss es der lizenznehmende Verein sein. Die anderen 49 Prozent werden von Sponsoren gehalten.
Wer wird der lizenznehmende Verein sein?
Eysert: Das wird der VfL Bad Wildungen sein, da er es jetzt auch ist und der Handballbund einen Wechsel der Lizenz auf einen anderen Verein nicht zulässt. Das sollte aber kein Hindernis sein, denn der VfL hat das Signal gesendet, dass er damit leben könnte, stellvertretend für die HSG die Lizenz zu nehmen. Der VfL wurde damals Lizenznehmer, da die HSG kein Verein ist. Lizenznehmer muss aber ein Verein sein.
Wieso wird überhaupt eine neue Gesellschaft gegründet?
Eysert: Um einen Neustart zu schaffen. In den vorhandenen Strukturen wäre es aus meiner Erfahrung nicht möglich, Ordnung zu schaffen. Ungeachtet der Verdienste der ehemaligen handelnden Personen kann eine Neustrukturierung nur mit neuen Personen gelingen, zumal die alten Strukturen nicht mit den Vorgaben der Bundesliga der Frauen übereinstimmen.
Derzeit werden die Bücher der alten Gesellschaft geprüft. Gibt es da schon Ergebnisse, wie die Lage sich darstellt?
Eysert: Über das hinaus, was Katharina Merck bereits mitgeteilt hat, gibt es nichts zu sagen. Nähere Angaben kann und will ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mitteilen. Lassen Sie uns den Businessplan fertigstellen, danach werden wir über die Lage berichten.
ConSolaris gehört seit Jahren zu den Hauptsponsoren der HSG. Wie überrascht waren Sie, als Sie von den finanziellen Problemen hörten?
Eysert: Natürlich war ich schon sehr überrascht und zugleich betroffen. Rückblickend kann ich verstehen, wie die Situation entstehen konnte: Schnellwachsende Organisationen leiden oft darunter, dass die Strukturen nicht so schnell mit wachsen, wie es notwendig sein müsste. Im sportlichen Bereich ist das sehr oft zu beobachten, da Amateur- und Profitum sehr eng zusammenliegen und die agierenden Personen sehr schnell umschalten müssen. Das ist bei der HSG nicht gelungen. Schauen Sie sich die Begeisterung der Zuschauer an. Das zeigt mir, dass die Region nach so einem sportlichen „Leuchtturm“ lechzt. Neben dem Willinger Skispringen hat das Waldecker Land nichts Vergleichbares zu bieten. Das bietet das Potenzial für eine wirtschaftlich sichere Zukunft.
Als Vertreter der Wirtschaft verfügen Sie über gute Kontakte. Glauben Sie, dass Sie mehr regionale Sponsoren für den Bad Wildunger Handball gewinnen können?
Eysert: Selbstverständlich. Wo ich das Thema Sponsoring anspreche, renne ich offene Türen ein. Sören Wennerlund und Sabine Heusdens haben tolle Sponsoringpakete entwickelt, mit denen wir den Sponsoren eine Saison lang eine hervorragende Präsenz in der Halle, im Internet und in der Presse garantieren können. Die Medienwirksamkeit ist sehr groß und die Sponsoren dürfen und sollen die Spielerinnen auch für Werbeaktionen nutzen. Die Sponsoren treffen sich regelmäßig zum Spiel, um ihr Netzwerk zu anderen Sponsoren zu knüpfen. Das bringt neue Geschäftskontakte, und ein Handballspiel ist eine tolle Möglichkeit, um besondere Geschäftsfreunde zu einem besonderen Event einzuladen.
Gilt das auch für das Handball-Leistungszentrum?
Eysert: Die finanzielle Unterstützung einer Nachwuchsspielerin ist eine gute Sache, nicht nur für Unternehmer. Hier wird jungen Mädchen eine Perspektive geboten. In sportlicher Hinsicht werden sie herausgefordert und in schulischer Hinsicht super betreut. Alle Mädchen, die ich beobachte, machen eine tolle Entwicklung und das nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern insbesondere in ihrer Persönlichkeitsentwicklung.
„Bis zum Saisonende wird mit dem jetzigen Kader gespielt.“
Alexander Eysert
Die Mannschaft zeigt sich derzeit in einer guten Form: Kann der Kader trotz der Geldsorgen gehalten werden?
Eysert: Bis zum Saisonende wird mit dem jetzigen Kader und Trainer weitergespielt. Dann müssen wir schauen, wo die Reise hingeht. Wie ich die Spielerinnen einschätze, schaffen sie den Sprung in die Playoffs. Sie haben im Augenblick dermaßen Fahrt aufgenommen, dass ihnen alles zu zutrauen ist. Die eingleisige 2. Bundesliga sollte damit zu schaffen sein und ein Aufstieg in die erste Bundesliga - wenn wir „Pech“ haben - ist dann ebenfalls möglich. Aber Spaß beiseite: Sportlich wäre das ein Traum, und wenn es passiert, werden wir in wirtschaftlicher Hinsicht Lösungen finden, da bin ich felsenfest von überzeugt.
Von Thorsten Spohr