Vipers: Sarah van Gulik findet Vorstellung gegenüber Trainerin Bremmer respektlos

Bad Wildungen. "Wir müssen uns schämen." Das sagt Sarah van Gulik nach dem 24:37-Debakel der Bad Wildunger Vipers in der Handball-Bundesliga gegen Celle im Interview.
Nach dem Offenbarungseid gegen den Tabellenvorletzten fiel Sarah van Gulik neben dem Bad Wildunger Tor völlig erschöpft und enttäuscht zu Boden.
Die Regisseurin war einen Tag nach ihrem 26. Geburtstag die einzige Spielerin der Bad Wildunger Vipers, die sich mit absolutem Willen gegen das Debakel für den Abstiegskandidaten wehrte. Obwohl sie es nicht explizit ansprach, ließ die Spielmacherin durchblicken, dass die Einstellung einiger Vipers-Akteurinnen zuletzt nicht stimmte.
Dieses Fehlverhalten ist für die emotionale Niederländerin, die immer mit höchstem Einsatz spielt, eine Respektlosigkeit gegenüber Vipers-Trainerin Tessa Bremmer, die trotz ihrer Schwangerschaft weit über das normale Maß hinaus für den Erstligaelften arbeitet.
Was waren aus Ihrer Sicht die Gründe für die peinliche Pleite gegen Celle, Frau van Gulik?
Sarah van Gulik: Keine Ahnung. Das ist eine Blamage, wenn man gegen so eine Mannschaft in dieser Höhe verliert. Das darf uns nicht passieren. Das tut weh und dafür müssen wir uns schämen. Ich glaube, dass das auch alle tun, gerade, weil wir eine ausverkaufte Halle hatten und dann so gespielt haben.
Trainerin Tessa Bremmer hat bereits beim 30:33 in Blomberg die Einstellung beklagt. Auch jetzt hat sie diese und die mangelnde Aggressivität bemängelt.
Van Gulik: Ich habe mir einen Kopf gemacht, nachdem mich Tessa nach dem Blomberg-Spiel kritisiert hat. Ich mache mir nach jedem Spiel Gedanken über meine Leistung und dann kommt man als Spielerin und letztlich auch als Mannschaft weiter. Jede muss bei uns nach sich selbst gucken und nicht nur nach den anderen. Sonst wird es nicht klappen. Da helfen auch keine Aussprachen der Mannschaft. Uns hat zuletzt in ein paar Spielen die Mentalität gefehlt, gewinnen zu wollen. Auch beim Sieg gegen Rosengarten waren wir nicht gut.
Es muss jetzt etwas passieren.
Haben Sie sich zeitweise auf dem Spielfeld alleingelassen gefühlt?
Van Gulik: Ich habe gut getroffen, aber ich habe auch kein Superspiel gemacht und Fehler gemacht, die ich nicht machen darf. Ich bin in der Abwehr nicht offensiv rausgegangen. Dass ich zwölf Tore geworfen habe, ist mir scheißegal. Ich zähle meine Tore nicht. Ich freue mich mehr, wenn jemand anderes ein Tor macht.
Was muss sich jetzt ändern?
Van Gulik: Tessa wird einen anderen Weg einschlagen. Es muss jetzt etwas passieren. Wir haben den Weg verlassen, den wir am Anfang der Saison gegangen sind. Tessa macht alles für uns, obwohl sie schwanger ist und wir liefern so ein Spiel ab. Das kann nicht sein. Sie bringt ihr eigenes Kind nicht ins Bett, weil wir Training haben und wir zeigen als Mannschaft so etwas. Wir müssen so viel Respekt vor ihr haben, dass solche Spiele nicht mehr möglich sind. Ich hoffe, dass wir jetzt eine Reaktion zeigen. Wir haben wichtige Spiele wie am Sonntag in Göppingen, die wir gewinnen müssen, weil wir sonst noch absteigen können.
Von Jürgen Heide