Huskies: Am Sonntag gegen Darmstadt

Kassel. Für die einen ist der Sieg quasi eine ausgemachte Sache, für die anderen ist es ein ganz besonderer Tag. So wie mittlerweile eigentlich für fast alle Hessenliga-Teams, die in dieser Saison die Reise nach Kassel antreten. Am Sonntag gilt dies für den RSC Darmstadt 1b, der in der Eissporthalle bei den Kassel Huskies zu Gast ist.
Rein sportlich gesehen dürfte die Messe bereits vor dem ersten Bully um 17 Uhr gelesen sein. Das zeigt der Blick auf die Tabelle: Die Schlittenhunde sind Spitzenreiter, haben nach acht Spielen 133:8 Tore auf dem Konto. Ihre Gäste sind Elfter und damit Vorletzter, haben in acht Partien nur fünfmal getroffen und 95 Gegentore kassiert. So weit die Statistik. Klar, dass die Frage nach einem möglichen Endergebnis da von den Beteiligten eher schmunzelnd beantwortet wird. „Weniger als 20 Tore zu kassieren, wäre schön. Und vielleicht schießen wir mit ein bisschen Glück ja eins“, hofft Marco Schwarzer.
Gegen Frankfurt in der Halle
Es sind Spieler wie er, die die Geschichten zu solchen Partien liefern. Der 25-Jährige ist nicht nur Teamleiter und Schlussmann der Darmstädter. Er ist auch der Bruder von Michael Schwarzer. Und der dürfte den Kasseler Fans spätestens seit dem Gastspiel der Frankfurter Löwen beim Hessencup ein Begriff sein: Er ist der Kapitän der Südhessen. Marco selbst absolvierte mit den Südhessen die Saisonvorbereitung und war am vergangenen Freitag auch beim 5:3-Sieg der Frankfurter in der Eissporthalle dabei. Als Zuschauer allerdings. Nun führt ihn das Eishockey wieder nach Kassel. Als Spieler. Der Vermögensberater kennt also die Kasseler Zuschauerkulisse, die ihn am Sonntag erwarten wird. Einer der Gründe, weshalb Darmstadt das Heimrecht eintauschte und freiwillig die Reise nach Nordhessen antritt. „Wir freuen uns tierisch auf die Stimmung und die Zuschauer. Das will jeder im Team miterleben. Es ist natürlich etwas anderes, ob wir vor 500 Kasseler Fans, die sicherlich mit nach Darmstadt gekommen wären, spielen, oder vor mehreren tausend in Kassel“, sagt Schwarzer.
Zweimal pro Woche trainiert er mit seiner Hobbymannschaft – montags und mittwochs jeweils anderthalb Stunden bis kurz vor Mitternacht. 15 Spieler zählen zum Kader, darunter ist mit Peter Bokor ein Ungar, mit Pavel Jordanidis ein gebürtiger Grieche.
Doch die Aufmerksamkeit wird am Sonntag zwei anderen gehören: Mit Sigrid Spohr und Marai Dähne stehen zwei Frauen – übrigens die einzigen in der gesamten Hessenliga, deren Statuten gemischte Teams erlauben – im Aufgebot der Darmstädter.
Beide haben vom Trainer des Frauenteams, das am Sonntag ein eigenes Spiel hat, die Freigabe erhalten. „Ich freue mich auf die Atmosphäre“, sagt die 40-jährige Torfrau Dähne. „Spielen werde ich wohl nur, wenn sich unsere etatmäßige Nummer eins verletzt. Das hoffe ich natürlich nicht. Aber schon auf der Bank dabei zu sein, ist ein Erlebnis.“
Die Software-Entwicklerin kennt wie Schwarzer die Eissporthalle bereits. Gegen die Ice Cats, das Kasseler Eishockey-Frauenteam, stand sie schon mehrmals auf dem Eis. In der Hessenliga der Männer hatte sie gegen Neuwied einen Kurzeinsatz. . „Ich bin ein ganz normales Mitglied des Teams mit denselben Pflichten“, erzählt sie. „Für mich ist das daher nichts Ungewöhnliches. Wir teilen uns eine Kabine. Und ja, wir duschen auch gemeinsam“, schickt sie lachend hinterher.
Von Michaela Streuff