Brockmann zieht Teamvergleich: „Ich sehe Kassel ganz klar vorne“

Heute fällt der Startschuss: Mit dem ersten Heimspiel gegen die Lausitzer Füchse beginnen für die Kassel Huskies ab 19.30 Uhr die Playoffs. Andreas Brockmann vergleicht die Teams.
Kassel – Jetzt fängt sie an, die heiße Phase der Saison. Wenn heute um 19.30 Uhr in der Eissporthalle das erste Bully gespielt wird, ist die Hauptrunde der DEL 2 nur noch in schummriger Erinnerung. Ab heute kämpfen die Kassel Huskies um die Meisterschaft und den Aufstieg in die DEL – nach 13 Jahren Abwesenheit soll die Rückkehr in die erste Liga gelingen.
Erster Gegner sind die Lausitzer Füchse, die sich als Neunter der Hauptrunde in den Pre-Playoffs durchsetzten. „Auch sie haben ausgezeichnete Spieler“, blickt Andreas Brockmann auf die Ostsachsen. Der langjährige Eishockeyprofi und -trainer, der in der laufenden Saison bis zu seiner Beurlaubung im Februar bei den Dresdner Eislöwen tätig war, zieht für uns den Teamvergleich zwischen Huskies und Füchsen.
Die Torhüter
„Auf dieser Position sehe ich die beiden Teams tatsächlich sehr ausgeglichen besetzt. Durch den jungen Nikita Quapp von den Eisbären Berlin hat Weißwasser ähnlich wie Kassel einen deutschen und einen ausländischen Torwart zur Verfügung. Da wird interessant sein, wer lieber mit vier Importspielern im Feld aufläuft. Weißwasser hat zwar sehr wenig Tore geschossen, dafür aber auch im Vergleich zu den Teams um sie herum in der Tabelle nur wenige kassiert.
Mit Quapp haben sie einen jungen Torwart, der über sich hinauswachsen kann. Er wurde nicht umsonst in der NHL von den Carolina Hurricanes gedraftet. Aber ein junger Torwart kann in Playoffs auch mal wackeln. Dennoch erwarte ich, dass er den Vorzug vor Ville Kolppanen erhält, auch wenn der gegen Kassel bisher geglänzt hat. Die Huskies haben mit Jerry Kuhn und Jake Kielly zwei starke, erfahrene Torhüter.“ Prognose: Ausgeglichen
Die Verteidigung
„Da sehe ich Kassel ganz klar vorne. Sie haben natürlich über die ganze Mannschaft hinweg hohe Qualität, aber vor allem ihre Abwehr sehe ich als sehr stark an. Steven Seigo, Max Faber, Joel Keussen, Denis Shevyrin – es ist die beste Verteidigung der Liga.
Sie sind hinten sehr stabil, aber auch offensiv sehr mobil, sie spielen starke Pässe. Weißwasser ist da schwächer aufgestellt, hat aber mit Maximilian Adam, Sebastian Zauner oder Dominik Bohac auch erfahrene Leute, die für wenige Gegentore sorgen. Die sind auch nicht schlecht.“ Prognose: klarer Vorteil Kassel
Die Offensive
„Gar keine Frage, auch hier sehe ich die Huskies vorn. Sie sind über alle vier Reihen top besetzt, spielen sehr strukturiert. Sie haben mehr als 200 Tore geschossen und sind mit Abstand das beste Team. Tristan Keck sticht als Torjäger etwas heraus, aber auch Jake Weidner hat in der zweiten Saisonhälfte viele Tore erzielt.
Weißwasser hat mit Hunter Garlent, Roope Mäkitalo, Lane Scheidl und Clarke Breitkreuz ausgezeichnete Spieler, die einzelne Partien entscheiden können, aber wohl eher keine ganze Serie. Die Füchse haben andererseits auch einige Ex-Huskies, die natürlich besonders motiviert sein werden.“ Prognose: klarer Vorteil Kassel
Die Special Teams
„Weißwasser hatte in der Hauptrunde das schwächste Powerplay, die Huskies waren in Unterzahl nicht so gut. Das zählt jetzt aber alles nichts mehr, in den Playoffs ist das eine neue Situation. Man lernt sich da sehr schnell kennen, weiß was die anderen so vorhaben. Außerdem hat man ja schon die Erfahrungen aus den vier Hauptrundenduellen.
Die Huskies sind durch ihre Kaderbreite da leicht im Vorteil, Weißwasser hat aber mit seinen starken Einzelspielern auch eine richtig gute erste Überzahl-Reihe zur Verfügung. Wichtig ist zudem nicht, wer bei einem 5:1-Sieg drei Powerplay-Tore schießt, sondern wessen Überzahl beim Stand von 2:2 zubeißt.“ Prognose: leichter Vorteil Kassel
Die Trainer
„Da sehe ich die Huskies wieder im Vorteil. Bo Subr weiß, wie man Meisterschaften gewinnt, hat das in Frankfurt und Tilburg bewiesen. Das ist ein Vorteil. Seine Mannschaft spielt sehr strukturiert und diszipliniert. Weißwasser ist klarer Außenseiter, ihre Spielweise ist – typisch für Petteri Väkiparta als finnischen Trainer – eher defensiv geprägt. Die Füchse spielen oft eine Trap-1:4-Variante, checken nur vor, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Das wird eine Geduldssache.“ Prognose: Vorteil Kassel
Der Tipp
„Kassel ist mit Abstand das beste Team, mit Bo haben sie einen ausgezeichneten Trainer. Dazu glaube ich, dass die Finalniederlage vor zwei Jahren Warnschuss genug war. Das soll gegenüber Weißwasser nicht arrogant klingen, aber ich glaube, Kassel setzt sich 4:0 durch. Ich erwarte aber keine deutlichen Ergebnisse, sondern enge Spiele.“ (Björn Friedrichs)
Unser Experte
Andreas Brockmann (55) wurde als Spieler mit der Düsseldorfer EG fünfmal Deutscher Meister, stand außerdem für seine Heimatstadt Bad Tölz, Berlin, Heilbronn und Riessersee auf dem Eis. Nach seiner Spielerkarriere wurde er Trainer und betreute neben DEL-Klub Nürnberg auch schon die Zweitligisten Landshut, Kaufbeuren und zuletzt Dresden, wo er 2022 zum DEL-2-Trainer des Jahres wurde. Im Februar wurde er dort beurlaubt.