Kasseler Eishockey-Nachwuchsspielerin sammelt Olympia-Erfahrung

Scarlett Greb spielt bei der Eishockey-Jugend Kassel. Nach mehreren Einsätzen für das deutsche Nationalteam, hat sie nun auch olympische Luft geschnuppert.
Kassel – Mit sechs Jahren stand sie schon auf dem Eis – damals noch als Eiskunstläuferin. Heute, zehn Jahre später, spielt Scarlett Greb Eishockey, hat es damit ins deutsche U16-Nationalteam geschafft und nun sogar erste olympische Erfahrung gesammelt: beim Europäischen Olympischen Winter-Jugendfestival (Winter European Youth Olympic Festival) in Italien.
Dabei hatte Greb diese Sportarten – weder Eishockey noch Eiskunstlaufen – eigentlich nie wirklich auf dem Schirm, in ihrer Kindheit hat sie eher Fußball und Handball gespielt sowie Garde und Show getanzt.
Dass sie dann mit dem Eiskunstlaufen angefangen hat, war Zufall: „Ich war auf einer öffentlichen Eisfläche und wurde von einer Trainerin gefragt, ob ich es nicht mal ausprobieren möchte“, sagt die 16-Jährige, die mit ihren Eltern und ihren drei Brüdern in Engelrod, einem kleinen Ortsteil von Lautertal im Vogelsbergkreis, wohnt.
Eishockey wurde zum festen Bestandteil ihres Lebens
Als ihr zwei Jahre später der Leistungsdruck zu groß wurde, meinte ihr Vater: „Probier’s doch mal mit Eishockey.“ Roland Greb spielt selbst, seit seine Tochter denken kann. Auch ihre Brüder Marlon (12) und Jonas (20) sind und waren im Eishockey aktiv – sogar der zweijährige Levi „läuft schon mit einem Schläger durch die Wohnung“, erzählt Greb, die eine feste Bedingung hatte, auch mit dem Sport anzufangen: „Ich wollte meine eigene Ausrüstung.“
Gesagt, getan. Die volle Montur am selben Abend noch geholt – „und dann stand ich auch schon auf dem Eis“, sagt die Nachwuchsspielerin.

Inzwischen ist Eishockey zum festen Bestandteil des Lebens der Schülerin geworden, die das Abitur anstrebt, nebenbei in einem Supermarkt arbeitet und gerne Motorrad fährt, wenn es die Zeit zulässt.
Um in Kassel zu trainieren, nimmt Greb Fahrtzeiten von rund drei Stunden pro Training in Kauf
In Lauterbach angefangen, ging es für sie in Bad Nauheim weiter. Seit 2019 steht Greb für die Young Huskies Kassel auf dem Eis. „Die Trainer in Bad Nauheim haben mich nicht genügend gefordert und die Kasseler haben schon nach mir gefragt, also bin ich hierher.“ Zwei bis drei Mal in der Woche trainiert sie mit der U15 in der Eissporthalle, nimmt dafür Fahrtzeiten von rund drei Stunden pro Training in Kauf.
Beim Deutschen Eishockey-Bund ging es dann mit einer Partie für das U20-Perspektivteam so richtig los. „Das war quasi mein Sichtungsspiel“, sagt Greb. Es folgten Einsätze für das Nationalteam, darunter Ländervergleiche mit Frankreich und Österreich, und nun eben die Teilnahme am Olympia-Festival.
„Es war ein tolles Gefühl“
„Das war eine sehr, sehr schöne Erfahrung. Echt mega“, sagt die 16-Jährige stolz. Mit der Deutschlandflagge durch den Spielertunnel ins Stadion zu laufen, die Nationalhymne zu singen: „Es war ein tolles Gefühl.“ Gewonnen hat ihr Team zwar leider keine der vier Partien, allein um Erfahrung zu sammeln, hat es sich aber gelohnt. „Die Spieler wurden alle zufällig zusammgestellt, wir waren also kaum eingespielt“, erklärt Greb die Niederlagen.
Wie es für das Talent weitergeht? „Das Abi möchte ich schon haben“, sagt die Schülerin bescheiden. Da sie sich für Tiere interessiert, wäre ein Meeresbiologie-Studium vorstellbar. „Am liebsten in einer Stadt, in der es auch Frauen-Eishockey gibt. Rostock oder Kiel zum Beispiel“, sagt sie und ergänzt: „Ich liebe aber auch Autos, habe schon Praktika als Automobilkauffrau und Kfz-Mechatronikerin absolviert. Das wäre mein Plan B.“
Das Motto des Nachwuchstalents: „Einfach durchziehen“
Was ihren Sport angeht, hat die 16-Jährige keine Angst vor großen Zielen: Sie möchte in der Frauen-Bundesliga spielen und an den Olympischen Spielen teilnehmen. „Ich kann mir alles vorstellen“, sagt Greb selbstbewusst.
Obwohl sie aktuell mit einem Splitterbruch kämpft, nachdem ein Puck sie am Handgelenk getroffen hatte, spielt sie – mit der Erlaubnis des Arztes – ehrgeizig weiter. Das Motto des Nachwuchstalents: „Einfach durchziehen.“ (Lea-Sophie Mollus)
Hintergrund
An der 16. Ausgabe des Winter European Youth Olympic Festivals (EYOF) haben 2300 Nachwuchsathleten aus 47 europäischen Ländern im Alter von 14 bis 18 Jahren teilgenommen. Bei den im Zweijahresrhythmus stattfindenden Wettkämpfen geht es darum, die Jugendlichen an die Olympische Bewegung und die Anforderungen des internationalen Spitzensports heranzuführen. Austragungsort ist hauptsächlich Friuli Venezia Giulia (Italien), manche Wettkämpfe finden aber auch im benachbarten Spittal (Österreich) und in Planica (Slowenien) statt.