Kassel Huskies: Die Krise hat viele Ursachen
Kassel. Wie geht es weiter mit den Huskies? Geht es überhaupt weiter? Wie gravierend sind die Finanzprobleme? Droht er wirklich, der Gang zum Amtsgericht? Das Kasseler Eishockey steckt einmal mehr in großen Schwierigkeiten – und es stellen sich Fragen über Fragen.
Zu denen es wenige Antworten gibt. Und viele Mutmaßungen. Fakt ist: Trainer Jürgen Rumrich hat die Mannschaft am Sonntag vor der Partie in Königsborn über die prekäre Situation informiert. Am Montag sprach auch Geschäftsführer Stefan Traut mit dem Team. Viele unterschiedliche As-pekte beeinflussen die finanzielle Krise bei den Huskies.
DER VERBAND
Die Funktionäre auf Bundesebene eierten viel zu lange herum, bis 2013 eine stabil erscheinende Struktur für die zweite Liga gefunden war. Hieß es im Sommer 2012, es könnten 2013 zwei Oberligisten aufsteigen, so durfte im April doch nur einer rauf – der sportliche Sieger Nauheim. Vor dieser Saison nun drängten die Oberliga-Verantwortlichen im Landesverband die Klubs zu einem Spielmodus, der vom ersten Tag an die nun eingetretene Langeweile und mangelnde Attraktivität befürchten ließ. All dies in der Sorge, sie könnten nun auch noch die beiden anderen hessischen Zahlmeister verlieren.
DIE ZUSCHAUER
Die Fans stimmten über den unattraktiven Modus mit den Füßen ab: Sie blieben manchem
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Spiel fern, sparten ihr Geld wohl auf für die entscheidenden Runden von Februar bis April. Nach dem knapp verpassten Aufstieg und angesichts des unattraktiven Spielplans hatten die Huskies zwar vorsichtig nur mit einem Schnitt von 2000 Zuschauern kalkuliert. Aber sogar der ist deutlich unterschritten. Stefan Traut, Geschäftsführer der Kasseler Eissporthallen-Betriebsgesellschaft (KEBG), bezifferte den Schnitt zahlender Zuschauer gestern auf 1473. Für Verwunderung sorgt dabei, dass in Medien derzeit ein Schnitt von rund 2700 genannt wird. Das allerdings seien die „anwesenden Zuschauer“. Die Differenz erkläre sich durch freien Eintritt, so Traut. Den haben Kinder und Jugendliche sowie Mitglieder der Eishockeyjugend. Dazu kommen Freikarten-Aktionen und Kontingente der Sponsoren.
DIE VERANTWORTLICHEN
Geschäftsführer Stefan Traut und vor allem „Patron“ Dennis Rossing werden natürlich kritisch beäugt – erst recht, seit Rossings Salzmann-Pläne in Kassel gescheitert sind. Ob die Gesellschafter-Familie nun noch Interesse hat, in die Huskies zu investieren, scheint unwahrscheinlich. Die bei der Übernahme angekündigte wirtschaftliche Transparenz hat Rossing kaum ermöglicht, sondern oft den Eindruck erweckt von Schattenspielen und Zockereien. Traut ist zuletzt mit Zahlen offen an die Öffentlichkeit getreten. Die wirken manchmal schlüssig, im Falle der großartig besuchten letzten Saison aber nicht nachvollziehbar
DIE HALLE
Die Hallenkosten für Miete, Unterhalt und Energie hat Traut auf 850.000 Euro pro Saison beziffert. Was deutlich über dem liegt, was Konkurrenten aufwenden müssen. So fordert die Stadt Frankfurt von den Löwen pro Jahr nur 45.000 Euro ein. Dem gegenüber stehen natürlich Einnahmen durch öffentlichen Eislauf, Eintritt, Catering und Fanartikel-Verkauf. Auch hier sind durch nachlassenden Besuch Verluste zu verzeichnen. In Trauts Rechnung ist pro Zuschauer 17 bis 18 Euro Einnahme eingeplant. Würde bei 500 Zuschauern mindestens 8500 Euro weniger bedeuten. Hinzu kommt, dass die 36 Jahre alte Kasseler Eissporthalle längst kein Ort mehr ist zum Wohlfühlen.
DIE HALLENINHABER
Die Eheleute Kimm hätten Perspektiven ermöglichen können mit dem Verkauf der Halle. Vor ein, zwei Jahren, als es Menschen gab, die in die sanierungsbedürftige Immobilie investieren wollten. Stattdessen blockten die Halleninhaber alle Anfragen mit Millionensummen ab und versuchten vielmehr, mit immensen Mietforderungen aus der KEBG herauszupressen, was zu holen schien. Zudem lehnen die Eigner jedes Gespräch mit der KEBG derzeit ab. Nun, da der Bogen überspannt scheint, werden aber die Kimms auch von der Stadt gefragt, welche Perspektiven sie mit der Halle im Eissport vermitteln wollen.
DIE SPONSOREN
Sind den Huskies, sagt Traut, nicht alle treu geblieben. So sei ein Loch von 150.000 Euro gegenüber der Kalkulation entstanden. Zu denen, die treu bleiben, gehört Bernd Vogel von geo-Fennel. Er sei optimistisch, dass das Eishockey in Kassel nicht sterben werde, sagte der Baunataler - „allerdings ist abzuwarten, in welcher Form und mit welchen Leuten es weitergehen kann“. Bislang sei juristisch noch nichts passiert. „Und obwohl derzeit kein reicher Scheich aus Dubai in der Tür steht, gehe ich davon aus, dass diese Saison zu Ende gespielt wird - erfolgreich“, erklärte Vogel, der einst gemeinsam mit anderen ein Angebot zum Kauf der Eishalle abgegeben hatte. Joachim Herwig (IWL) tut die aktuelle Lage „für die Jungs und die Fans sehr leid“ und beklagt den Spielmodus. „Wer will denn acht Spiele gegen Unna und Herne sehen?“ Er hofft, „dass die Stadt den Huskies nun hilft, gemeinsam mit der Familie Kimm etwas auf die Beine zu stellen“.
Von Frank Ziemke und Gerald Schaumburg