1. Startseite
  2. Sport
  3. Kassel Huskies

Jetzt ist Schluss: Hajo Thienemann fotografierte mehr als 40 Jahre bei Eishockeyspielen

Erstellt:

Von: Pascal Spindler

Kommentare

Der Kapitän in der Luft, der Puck auf dem Weg ins Netz: Hajo Thienemann
Der Kapitän in der Luft, der Puck auf dem Weg ins Netz: Hajo Thienemann © grafierte Husky Denis Shevyrin

Mehr als 40 Jahre war Hajo Thienemann Fotograf bei Eishockeyspielen. Nun hört er damit auf – eine Hintertür lässt er sich allerdings noch offen.

Kassel – Er hatte sie alle vor der Linse: Shane Tarves, Dave O’Brien, Herbert Heinrich, Matthias Kolodziejczak, Dave „Mister“ Morrison, Sven Valenti, Manuel Klinge – wohl nahezu jede Ikone des Kasseler Eishockeysports ist in den vergangenen Jahrzehnten irgendwann einmal auf einem Motiv von Hajo Thienemann gelandet. Mehr als 40 Jahre stand der heute 71-Jährige als Fotograf hinter der Bande. In der Kasseler Eissporthalle, bei Auswärtsspielen, bei Weltmeisterschaften. Jetzt ist damit Schluss. Nach dem Playoff-Aus der Kassel Huskies hat Thienemann zum vorerst letzten Mal bei einem Eishockeyspiel auf den Auslöser seiner Kamera gedrückt.

Drei Stars auf der Strafbank: (von links) Shane Tarves, Dave O’Brien und Cary Cummins in der Saison 1984/85.
Drei Stars auf der Strafbank: (von links) Shane Tarves, Dave O’Brien und Cary Cummins in der Saison 1984/85. © Repro

Fotografiert hat er schon immer gern. Im Atelier Weber absolvierte er in jungen Jahren ein Praktikum, wurde später vom früheren HNA-Fotografen Lothar Koch gefragt, ob er sich vorstellen könne, für die Zeitung zu fotografieren. „Irgendwie wollte damals niemand Eishockey fotografieren, also habe ich mich da herangetraut und blieb kleben. Aus dem Job ist schnell Passion geworden“, erzählt Thienemann.

Im Einsatz: Fotograf Hajo Thienemann hinter der Bande in der Eissporthalle.
Im Einsatz: Fotograf Hajo Thienemann hinter der Bande in der Eissporthalle. © Fischer, Andreas

28 Trainer erlebte er während seiner Zeit in Kassel, sah rund 1500 Partien, pro Spiel knipste er zuletzt zwischen 500 und 1000 Fotos. „Ich bin ja nicht so verrückt und zähle jedes Foto, ein gutes Drittel fliegt nach der ersten Durchsicht sowieso raus“, erzählt Thienemann und lacht, verweist bei der Menge der Fotos aber auch auf sich im Laufe der Jahre immer weiter verbessernde Produktionsbedingungen. „Früher war der Zeitaufwand viel höher. Vor vielen Jahren habe ich noch in der Nähe der Eissporthalle gewohnt, da habe ich dann im ersten Drittel Fotos gemacht, bin im zweiten Drittel zu Fuß nach Hause, habe Bilder entwickelt und war im Schlussdrittel wieder da“, erinnert sich Thienemann.

Jubelt für die Huskies: Sven Valenti.
Jubelt für die Huskies: Sven Valenti. © Privat

Der Fotograf hat einen Großteil der Kasseler Eishockey-Geschichte bildlich festgehalten. Alle Pleiten, alle Auf- und Abstiege. Besonders gern erinnert er sich jedoch an ein März-Wochenende 1986. Die ESG Kassel bestritt in Bayern zwei Auswärtsspiele in Folge. Freitags in Bayreuth, wo die ESG überraschend deutlich 6:3 gewann und sonntags in Garmisch-Partenkirchen, wo es gegen den SC Riessersee ging.

Thienemann: „Ich hatte mit der HNA-Sportredaktion abgesprochen, belichtete Filme aus Bayreuth mithilfe von Fans für die Zeitung nach Kassel zu senden. Zum Glück waren tatsächlich ESG-Fans in Bayreuth dabei, die noch am selben Tag zurück nach Kassel mussten. Ich gab ihnen drei Filme in einem Umschlag mit und schrieb in die Ecke, wo sonst der Absender steht: ‘Und morgen schlagen wir Riessersee’.“ Hat geklappt, die ESG gewann das Spiel überraschend 5:3.

In den 1980er-Jahren sah die Ausrüstung beim Eishockey noch ein wenig anders aus.
In den 1980er-Jahren sah die Ausrüstung beim Eishockey noch ein wenig anders aus. © Privat

Doch wie schwierig ist es überhaupt, ein gutes Eishockeyfoto zu bekommen? „Es ist viel Assoziation dabei. Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl, wann es sich lohnen könnte, auf den Auslöser zu drücken“, sagt Thienemann und ergänzt: „Eigentlich hat all meine Fotos der Sportler gemacht, nicht ich der Fotograf. Was ich am Ende immer haben wollte, waren schöne, dynamische Eishockeyfotos.“

Zu gerne wäre „hajo“ mit den Huskies zum Abschluss noch einmal aufgestiegen. „Da war ich schon enttäuscht, deswegen reicht es jetzt auch. Hinter mir steht ein großes Archiv mit tollen Erinnerungen. Aber mal sehen, ob ich ohne Eishockey überhaupt klarkomme.“ (Von Pascal Spindler)

Auch interessant

Kommentare