Fred Pottek: Seit 41 Jahren an der Eishockey-Strafbank

Sie sind die treuen Seelen in ihre Vereinen, in Verbänden. Heute stellen wir in unserer Serie Fred Pottek vor. Seit 41 Jahren lebt und liebt er Eishockey, ist der Sprecher an der Strafbank in der Kasseler Eissporhalle.
Kassel – Sie ist sein zweites Wohnzimmer, die Kasseler Eissporthalle. Sein Lieblingsplatz? Direkt am Geschehen, an der Bande, an der Strafbank, „da, wo es auch schon mal knistert und Funken fliegen“. Fred Pottek lebt und liebt Eishockey, hat vieles erlebt, Weggefährten überlebt und vor allem viel zu erzählen: 41 seiner 57 Lebensjahre ist er der Sprecher am Sünderbänkchen, verkündet Tore, Gegentore und Strafzeiten.
„Ich lebe meine Passion“, sagt Pottek, „auch wenn es in Coronazeiten ohne Zuschauer keinen Spaß macht“. Obwohl ihn kaum jemand hört jetzt, ist er doch da, Spiel für Spiel. „Und wenn ich mal nicht da bin, dann bin ich als Trainer mit der Frauenmannschaft unterwegs“ – also mit seiner Familie. Denn bei den Ice Cats spielen seine Frau Manuela („auch noch mit 51“) sowie seine Töchter Laura und Leonie, die auch bei den Fußballfrauen des TSV Jahn Calden im Drittliga-Tor steht. Allein die dritte Tochter, Julia, lebt Eishockey „nur als Fan“.
Eigentlich hätte Fred Pottek Schwimmer werden müssen. Denn als Kind hat er die Sommer im Freibad Harleshausen verbracht, wo ein deutlich älterer Bruder des Nachzüglers Bademeister war. Angst hatte auch der kleine Fred nie, sprang schon sehr früh vom Drei-Meter-Brett.
„Aber als 1977 die Eheleute Kimm die Eissporthalle eröffneten, hat mich das Virus Eishockey gepackt – und nie mehr losgelassen“, sagt Pottek mit Dauerlächeln. Das erste Schnuppern gab es „mit der Schulklasse im öffentlichen Lauf mit blauen Plastikschlittschuhen aus dem Verleih“. Hello Spohr, die ersten Nachwuchstrainer Willy Kurrat und Fritz Schaffranek, „sie haben mich gepackt, ich war sofort Feuer und Flamme“. Fußball hat er gespielt beim Spielverein 06 in Rothenditmold, „im Judo war ich ganz gut“, doch ab 1978 gab es nur noch Eishockey.
Und Fred Pottek engagiert sich seither ehrenamtlich für seinen Sport, „auch wenn die Vereinsstruktur sich häufig änderte, aus ESG Kassel erst ECK und dann Huskies wurden“. Er spielte in der Jugend, bei den Junioren, bei der ESG mit Leuten wie Roland Wagner und Hermann Müller, bei den Altbambini neben Herbert Heinrich und bis heute in diversen Hobbyteams wie den Crocodiles und den 89ers.
Mit 22 erwarben Fred Pottek und Thomas Schwarz den ersten Trainerschein, hatten sie Regelkunde in Grefrath mit dem legendären Schiedsrichter Jupp Kompalla, betreuten Jugendteams. Und 1986/87, als er Trainer der Ice Cats wurde, da lernte er dabei auch Manuela kennen, seine spätere Ehefrau. Sogar sonntags wurde damals mit dem Team trainiert, früh um 6.30 Uhr!
„Es sind die Gemeinschaft, in der jeder für den anderen da ist, und die jahrzehntelangen Freundschaften, die es ausmachen“, sagt Pottek – und ist selbst da, wenn er von anderen gebraucht wird.
1979 wurde er an der Strafbank gebraucht, sprang zunächst nur ein als Zeitnehmer für Schaffranek und Sprecher für Ernst Iben, den Musiker. Daraus wurde ein tolles Team mit Rainer Konrad, Franz Müller, Willi Kilian, Klaus Günther und anderen. An sein erstes Spiel erinnert er sich nicht, aber an viele Anekdoten. An einen Berliner Spieler, dem von Fans Bier in den Nacken geschüttet wurde und der daraufhin mit Schlittschuhen zum Prügeln auf die Tribüne kletterte. An sein Idol Erich Kühnhackl, dem er auf der Strafbank ein Autogramm abluchste. An schwer auszusprechende Namen wie Don Langlois und Matthias Kolodziejczak. „Und an das komplette Programm derber englischer Schimpfwörter.“
Fred Potteks privates Wohnzimmer übrigens ist in der Stegerwald-Straße. „In dem Gebäudekomplex, wo früher die Huskies-Geschäftsstelle war und viele Spieler gewohnt haben“, sagt er. „Aber da sind wir erst vor zwei Jahren zufällig eingezogen – als die Ära Kimm im Kasseler Eishockey schon zuende war.“ Die Ära der treuen Seele Pottek indes wird weitergehen „mit Open End, solange ich darf, Spaß habe und der Körper mitspielt“. (Gerald Schaumburg)