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Moritz Müller vor 1000. DEL-Spiel: Vom Plattenbau in den elitären Kreis

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Von: Björn Friedrichs

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Zwei Kasseler bei den Kölner Haien: Moritz Müller (rechts) bestreitet heute sein 1000. DEL-Spiel. Links: Torhüter Mirko Pantkowski.
Zwei Kasseler bei den Kölner Haien: Moritz Müller (rechts) bestreitet heute sein 1000. DEL-Spiel. Links: Torhüter Mirko Pantkowski. © IMAGO/Revierfoto

Besonderer Tag für Eishockeyprofi Moritz Müller: Der Kasseler macht heute sein 1000. DEL-Spiel für die Kölner Haie. Wir haben mit dem 36-Jährigen über das Jubiläum gesprochen.

Na klar, es muss ja ausgerechnet in Iserlohn so weit sein. Bei dem Klub, mit dem er als Spieler der Kölner Haie neben einer gesunden Rivalität auch eine andere Geschichte verbindet. 2016 warf Eishockeyprofi Moritz Müller den Roosters aus Iserlohn mal vor, sie würden wegen vieler Einbürgerungen doch eher eine kanadische 1c-Nationalmannschaft aufs Eis stellen. Ausgerechnet dort, in Iserlohn, macht der Kasseler heute sein 1000. Spiel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und steigt damit in einen elitären Kreis auf (19.30 Uhr, MagentaSport).

Die Sache von vor sieben Jahren ist inzwischen Geschichte. Er habe zu der Zeit – auch beeinflusst von der schwierigen sportlichen Situation seiner Haie – auf einen Missstand hingewiesen, sagt Müller und ergänzt: „Inhaltlich würde ich es wieder tun, aber wohl auf andere Art und Weise.“ Er war schon damals Vize-Kapitän der Nationalmannschaft und habe es für den Eishockey-Nachwuchs nicht gutheißen können, dass in Iserlohn nur zwei deutsche Profis spielten.

Weg nach Köln war kurios

Diese Anekdote sagt viel aus über den Mensch und Eishockeyspieler Moritz Müller, der seine Meinung offen sagt und dem die Förderung von Nachwuchsspielern am Herzen liegt. 2020 gründete er als Vorsitzender gemeinsam mit anderen Profis eine Spielervereinigung, die sich für Belange der Akteure einsetzt.

Ausgebildet wurde „Mo“ in der Kasseler Jugend, ehe es 2002 auf ungewöhnlichem Weg nach Weißwasser ging. „Mein Kumpel Tobi Schwab hatte dort ein Probetraining, Weißwasser spielte eine Liga höher als Kassel. Ich wollte mit, mein damaliger Trainer sagte, ich sei nicht gut genug. Dem wollte ich es zeigen“, erzählt der 36-Jährige. Er wurde angenommen, zog mit 15 Jahren in einen Plattenbau und wohnte mit einem Russen und einem Kanadier zusammen. „Ich habe es da gut gemacht, hatte einen Punkt pro Spiel. So gut war ich in Kassel eine Liga tiefer nicht.“

Eines Tages, 2003, schlug er die Eishockey-News auf. Auf der letzten Seite boten die Haie ein Probetraining an. „Ich habe da angerufen und bin dann mit zwei Taschen – eine voll mit Eishockey-Ausrüstung, eine mit Privatzeug – im Zug nach Köln. Dort durfte ich nach den zwei Trainingstagen bleiben“, sagt er. Mit 390 Euro auf dem Konto zog er in eine Jugendherberge, die Zimmerpartner: Vier Chinesen, die für eine Süßwarenmesse in der Stadt waren. „Ich habe in dem Sommer trainiert wie ein Berserker, um eine Chance zu bekommen“, erinnert sich Müller.

Chance bei den Haien ergriffen

Und die Chance kam. Weil Kai Hospelt und Marcus Kink bei der U20-WM mitspielten, holte Trainer Hans Zach den damals 16-Jährigen dazu. Erst durfte er eine Woche bleiben, dann zwei – dann bekam er eine Förderlizenz. Die Krönung: das DEL-Debüt im Dezember 2003 mit gerade mal 17 Jahren und einem Monat. In einem Heimspiel. In einem Derby. Gegen Düsseldorf. Etwas eingeschüchtert sei er da gewesen, so Müller, der damals noch als Stürmer auflief. 4:1 gewannen die Haie trotzdem.

998 Spiele und eine Umschulung zum Verteidiger später steht der 36-Jährige, der mit dem Silbermedaillengewinn bei den Olympischen Spielen 2018 seinen bislang größten Triumph feierte, vor dem Einzug in den 1000er-Klub. Das gelang erst acht Spielern, DEL-Rekordhalter ist weiterhin Mirko Lüdemann mit 1199 Einsätzen – wie Müller alle für die Kölner Haie. Und in noch einem Punkt ähneln sich die beiden. Lüdemann machte sein 1000. Spiel am 24. Februar 2013. Also auf den Tag genau zehn Jahre vor Müller.

In den Playoffs will er weit kommen

Trotz seines schwierigen Abschieds aus Kassel fühle er sich mit den Huskies übrigens inzwischen verbunden. „2020 für ein paar Spiele kurz zurückzukehren und die Geschichte umzuschreiben, war schön. Und es freut mich, dass Kassel nun ein Länderspiel ausrichten darf – auch wenn ich hoffe, am 13. April nicht dabei sein zu können.“ Viel lieber möchte er mit den Haien dann noch in den Playoffs spielen.

Um für die Endrunde eine gute Platzierung zu haben, braucht es heute einen Sieg beim Jubiläum. Sie wissen schon: ausgerechnet in Iserlohn. „Ich spüre große Vorfreude, das ist etwas Besonderes. Ich weiß aber nicht, was mich erwartet, Publikumsliebling bin ich dort nicht“, sagt Müller lachend. Die offizielle Ehrung findet dann am 5. März beim nächsten Heimspiel in Köln statt. (Björn Friedrichs)

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