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Als die Sirenen heulten, brachen sie auf: Ukrainische Turn-Mädchen auf dem Weg zum Weltcup nach Sofia

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Von: Maximilian Bülau

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Mädchen aus Kiew in Odessa.
Ein Selfie in Odessa: Die sieben Turn-Mädchen aus Kiew wurden auf ihrer Reise von Regen begleitet, haben die gute Laune aber nicht verloren. © Svitlana Tkachenko

Am späten Montagabend sind sie aufgebrochen. Sie, das sind sieben Mädchen aus der Ukraine. Aus Kiew. Ihr Ziel: Sofia in Bulgarien. Die Mädchen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren nehmen ab Donnerstag an einem Weltcup teil.

Kassel/Kiew/Odessa – Ästhetische Gruppengymnastik heißt der Sport, den sie betreiben. In Deutschland noch recht unbekannt, im Osten und Norden Europas aber sehr beliebt. Es ist die Reise, die sie nur antreten können, weil unsere Zeitung vermittelt und mit dem Fußball-Regionalligisten KSV Hessen Kassel einen Sponsor gefunden hatte. Als die sieben Mädchen mit ihrer Trainerin Anna Bezrodna und ihrer Managerin Svitlana Tkachenko, die auch Mutter einer der Sportlerinnen ist, aufbrachen, da heulten die Sirenen.

Es war aber kein Signal des Abschieds. Eher eines der Ankunft. Wieder einmal kam der Krieg auch in der ukrainischen Hauptstadt an. „Wir haben Kiew spät am Abend verlassen. Die Russen haben zu diesem Zeitpunkt die Stadt und viele weitere Orte in der Ukraine mit Bomben und Drohnen attackiert“, berichtet Tkachenko. „Wir danken Gott, dass wir ohne Verluste rausgekommen sind“, fügt sie an. Ziel der ersten Etappe war Odessa. Am Dienstagmorgen erreichten die Mädchen und die beiden Frauen die Stadt am Schwarzen Meer. „Odessa hat uns mit Regen begrüßt. Aber die Mädchen haben trotzdem gute Laune. Sie machen Witze und Selfies und lachen“, sagt Tkachenko.

Als sie uns schreibt, befindet sich die kleine Reisegruppe gerade an der Grenze zu Moldawien. Heute wollen sie in Sofia ankommen. Bus und Bahn sind die Transportmittel. Am Donnerstag findet dann die Qualifikation für das Finale des Weltcups statt. Am Freitag wird dieses ausgetragen. Die Mädchen kämpfen noch mit kleineren Verletzungen vom vergangenen Wochenende, an dem sie Platz eins im Kurztanz und Platz zwei im Langtanz bei der ukrainischen Meisterschaft erreicht haben. „Vier Mädchen müssen getaped werden. Wir haben Schmerztabletten dabei – nur für den Fall“, sagt Tkachenko.

Zumindest für wenige Tage werden die heulenden Sirenen nun nicht mehr zu hören sein. Und allein das wird sicher wie ein Schmerzmittel für die Seele wirken. (Maximilian Bülau)

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