Besonders selten, richtig schön: Frederic Brill trifft zum 2:2 für den KSV Hessen in Balingen

So viele Tore hat Frederic Brill in seiner mittlerweile ja auch schon etwas längeren Fußballerkarriere noch nicht erzielt. Fünf sind es in 193 Einsätzen in der Regionalliga Südwest, drei für den KSV Hessen Kassel, zwei für die Reserve des FSV Frankfurt.
Kassel/Balingen – Dazu kommt eins in der Hessenliga, ebenfalls für die Löwen. Das war"s im Herrenbereich. Und der Kapitän des KSV wird im Mai bereits 31 Jahre alt. Tore von Brill als besonders selten zu bezeichnen, ist also nicht übertrieben.
Wer sich nun am Samstagnachmittag in der Bizerba Arena in Balingen aufhielt, der wurde Zeuge dieser besonderen Begebenheit. Und nicht nur das: Dieses Mal war diese Seltenheit auch noch richtig schön. Es lief die 89. Minute, der KSV lag zum zweiten Mal an diesem Tag in der Regionalliga Südwest gegen die TSG Balingen zurück. Das 0:1 durch Matthias Schmitz fiel nach einem Standard, eine der absoluten Stärken Balingens. Kevin Nennhuber, der in der Halbzeit für Maurice Springfeld gekommen war, glich in der 70. Minute nach einer Ecke per Kopf aus. Bitter für die Löwen: Springfeld musste mit einer Gehirnerschütterung sogar noch ins Krankenhaus. „Er wusste in der Pause kurzzeitig nicht, wo wir überhaupt spielen“, sagt Trainer Tobias Damm. Sein Einsatz am Dienstag im Auestadion gegen den VfR Aalen ist zumindest gefährdet. Doch kurz nach dem Ausgleich knallte Sascha Eisele den Ball von der Strafraumgrenze zum 2:1 für die Gastgeber ins Netz (74.). Die Zeit wurde knapp. Und nach einer guten zweiten Hälfte drohte wieder einmal ein Negativerlebnis trotz eines an sich vernünftigen Auftritts auf einem fremden Platz.
Doch dann kam die 89. Minute. Dann kam Brill. Der, das muss man wissen, sein Aufgabengebiet ja eigentlich eher in der eigenen Hälfte sieht, vielleicht wenige Meter hinter der Mittellinie. Brill ist Anführer, Zweikämpfer, Motivator. Doch wenn er den Ball gewonnen hat, gibt er ihn zumeist schnell weiter an einen Mitspieler. Am gegnerischen Strafraum ist er eher selten zu finden.
Doch zurück in diese 89. Minute. Brill erinnert sich so: „Der Ball fliegt auf mich zu. Ich weiß, dass ich ihn nehmen muss. Denn es war keiner in der Nähe, der ihn sonst hätte nehmen können.“ Und dann lacht er. „Als er den Fuß verlassen hat, habe ich gleich gemerkt, dass ich ihn perfekt getroffen habe. Er ist dann schön ins lange Eck rein“, fügt der 30-Jährige an. Und so stand es am Ende eben nicht 1:2 aus Sicht des KSV, sondern doch 2:2. „Grundsätzlich müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein, wenn der 15. beim Vierten zu Gast ist“, sagt Brill. Und: „Wir müssen alles einsammeln, was wir kriegen können.“
Ob er nun einen ausgeben muss für das seltene Ereignis eines eigenen Treffers? „Also ich bin dafür, dass er einen ausgibt“, sagt Trainer Damm. Beim Training am Sonntag gab es erst mal Frühstück für alle – allerdings nicht von Brill gesponsert, sondern vom Verliererteam eines Trainingsspiels der vergangenen Woche. „Wenn der Punkt am Ende der Saison noch wichtig für uns wird, dann gebe ich dafür vielleicht noch mal einen aus“, sagt der Kapitän der Löwen.
Wichtig wird es definitiv bereits morgen wieder, wenn ab 19 Uhr der VfR Aalen mit Ex-KSV-Trainer Tobias Cramer in Kassel zu Gast ist. Die Aalener gewannen relativ überraschend am Samstag 2:0 gegen Offenbach und sind trotz neun Punkten Abzug wegen der Insolvenzbeantragung nun punktgleich mit den Löwen. Ein Tor von Brill könnte da natürlich helfen. Allerdings sind die ja besonders selten. Manchmal aber auch richtig schön. (Maximilian Bülau)