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Sebastian Schmeer und Mahir Saglik: Die alten Männer können es noch

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Von: Maximilian Bülau

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Fußball, Regionalliga, KSV Hessen Kassel: Sebastian Schmeer (34).
Sie stürmen für den KSV: Sebastian Schmeer (34) ... © Dieter Schachtschneider / Archiv

Einen Titel hat der KSV Hessen Kassel sicher – den der ältesten Mannschaft der Regionalliga Südwest. Heute gastieren die Fußballer um Sebastian Schmeer (34) und Mahir Saglik (38) um 17.30 Uhr bei der TSG Balingen.

Kassel - Die Webseite transfermarkt.de führt eine Statistik mit der jüngsten und ältesten Startelf der Saison. Während der Fußball-Viertligist aus Kassel in der ersten Kategorie gar nicht auftaucht, nimmt er in der zweiten gleich die obersten zwölf Plätze ein. 30,4 Jahre im Durchschnitt – dieser Wert steht auf Platz eins der ältesten Startaufstellungen. Und er entstand beim Heimspiel der Löwen am vergangenen Samstag gegen Hoffenheim II.

Fußball, Regionalliga, KSV Hessen Kassel: Mahir Salik
... und Mahir Saglik (38). © Andreas Fischer / Archiv

Nicht ganz unbeteiligt daran war das Angriffsduo. Trainer Tobias Damm hatte wie in Ulm Sebastian Schmeer und Mahir Saglik aufgeboten. Schmeer war da 33 Jahre alt, Saglik 37. 70 Jahre Angriffserfahrung also. Und wenn der KSV heute ab 17.30 Uhr bei der TSG Balingen antritt, dann sind es schon 72 Jahre.

Denn das wahrscheinlich älteste Sturmduo der Liga hatte Geburtstag. Am Montag erst Saglik, gestern dann Schmeer. In einer Englischen Woche bleibt da nicht viel Zeit zum Feiern – und die Corona-Pandemie lässt ja ohnehin kaum etwas zu. Dass die Oldies den Löwen aber nicht nur mit ihrer Erfahrung weiterhelfen können, das zeigen sie Woche für Woche. Elf der 27 KSV-Treffer gehen auf das Konto der beiden.

„Ich habe nicht viel gemacht. Irgendwann zählt man auch nicht mehr“, sagt Saglik lachend über seinen Geburtstag. „Ich habe ein bisschen Zeit mit der Familie verbracht. Aber wir hatten ja auch Training.“ Der nun 38-Jährige musste am vergangenen Samstag gegen Hoffenheim in ungewohnter Rolle aushelfen: Nach der Gelb-Roten Karte für Alban Meha rückte Saglik ins Mittelfeld – und machte das richtig gut. „Ich habe mich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Und das hat sich gelohnt“, sagt er.

Eines ist derzeit aber auch erkennbar: Saglik ist fit wie lange nicht. „Ich habe richtig Bock. Das ist wie eine Sucht, Woche für Woche die Spannung zu halten. Das kann man mit keinem Geld der Welt bezahlen“, sagt er. Sein Vertrag läuft zwar im Sommer aus, ans Aufhören denkt er aber noch nicht. „Ich will auf jeden Fall noch ein Jahr spielen. Mein Zustand lässt es zu, dass ich noch über 90 Minuten marschieren kann. Ich bin gern in Kassel und fühle mich hier sau wohl. Ich würde gern bleiben“, sagt er.

Saglik sieht sich dabei auch als Vorbild: „Die Jungen sehen, was man im Alter noch leisten kann. Ich denke, es ist ohnehin keine Frage des Alters, sondern der Qualität. Das soll nicht arrogant klingen. Aber entweder machst du die Tore oder nicht. Ob du 15 bist oder eben 40.“

Und der 38-Jährige hat klare Ziele. „Wir müssen den Klassenerhalt schaffen. Das Wort Hessenliga will ich gar nicht mehr aussprechen.“ Er ergänzt lachend: „Mein Ziel war es eigentlich, zweistellig zu treffen. Aber wenn ich weiter im Mittelfeld spiele, habe ich andere Aufgaben.“

Noch weniger als Saglik hatte Sebastian Schmeer etwas von seinem 34. Geburtstag gestern. „Erst musste ich arbeiten, dann war Training, dann Coronatest und dann Abfahrt nach Balingen“, sagt er. Aber das sei halt so. Seinem Körper gehe es wieder einigermaßen gut, so der Angreifer. Nicht selbstverständlich nach dem Pensum, das er am Samstag gegen Hoffenheim abgerissen hatte. Und das er selbst mit zwei feinen Treffern belohnte. „Das erste Tor hat den Leuten schon gut gefallen“, antwortet er auf die Frage nach Reaktionen auf seine Leistung lachend.

Schmeer hatte im vergangenen Sommer schon ans Aufhören gedacht. „Ich habe noch Spaß, aber der Aufwand ist enorm“, sagt er. Immerhin muss der 34-Jährige „nebenbei“ ja auch noch ganz normal arbeiten. Dennoch lässt er für die kommende Saison die Tür offen. „Ich warte die Rückrunde mal ab und schaue, was passiert. Ab und zu bin ich ja schon noch ganz gut“, sagt Schmeer – so wie man ihn eben kennt.

Und er ist sich sicher: „Es ist selten, dass ein Team so zwei alte, gute Jungs wie uns hat.“ Die auch für Stimmung sorgen. „Ich mache immer mal einen Spruch. Auch in schlechten Zeiten“, sagt er. Seine Kollegen sind sicher froh, dass er auf dem Weg nach Balingen mit im Bus saß. An seinem Geburtstag. (Maximilian Bülau)

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