Sebastian Schmeer: Einer für die schwierigen Tore

Die Partie war schon vor einigen Minuten abgepfiffen worden, die Spieler bereits in der Kabine, da öffnete sich die Tür noch einmal und Sebastian Schmeer trat heraus.
Kassel – Wie man den 33-Jährigen kennt, der morgen Geburtstag hat, mit einem Lächeln im Gesicht. Immer ein wenig verschmitzt. Den Schalk im Nacken. Der Stürmer, der im vergangenen Sommer bereits seine Karriere beenden wollte, sagt manchmal mit einem Augenzwinkern, er müsse ja noch dabei sein, damit seine Kollegen Spaß haben. Im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim zeigte er aber, dass er noch zu mehr fähig ist.
Zweimal traf Schmeer. In Unterzahl. Und ein Tor war schöner als das andere. Nachdem er zuvor im Privatduell mit Hoffenheims Torhüter Luca Dante Philipp mehrfach das Nachsehen hatte. Dass der 33-Jährige überhaupt von Beginn an auf dem Feld stand, war dabei nicht selbstverständlich. Häufig hatte er in dieser Spielzeit mit Verletzungen zu kämpfen. Nur ein Treffer war ihm bis dahin geglückt. Doch KSV-Trainer Tobias Damm hatte da so ein Gefühl. „Ich habe irgendwie gewusst, dass er ein gutes Spiel macht. Das hat sich bestätigt“, sagt er.
Dabei sah es zunächst nicht danach aus. „Die ersten zehn Minuten waren wir überhaupt nicht wach“, sagt Schmeer und meint damit auch das frühe Gegentor von Chinedu Ekene (5.). „Aber vom Einsatz und vom Willen wurde es dann immer besser, auch wenn uns die Gelb-Rote Karte vor der Pause noch einmal einen kleinen Knacks gegeben hat“, so Schmeer, der in der 53. Minute für den mehr als verdienten Ausgleich sorgt. Tim Brandner bringt den Ball von links in den Strafraum, Schmeer verlängert per Hacke ins Tor – 1:1. „Die schwierigen Dinger habe ich heute gemacht, die leichten leider nicht“, fasste der Torschütze zusammen.
Wie aus dem Nichts muss sich der KSV aber wieder schütteln. Maximilian Beier, der in dieser Saison schon jeweils zweimal in der Europa League und in der Bundesliga zum Einsatz gekommen war, bringt die Gäste erneut in Führung (72.). Aber Schmeer hat auch darauf eine Antwort. In der 80. Minute legt er sich vor Hoffenheims Torwart Luca Dante Philipp den Ball vom linken auf den rechten Fuß und schiebt zum 2:2 ein. Genial.
Und auch das Gedächtnis des Mannes, der mittlerweile Rauschebart trägt, ist richtig gut. „Ich glaube, vor acht Jahren habe ich mal zwei Buden gegen Hoffenheim gemacht. Die Mannschaft muss mir irgendwie liegen“, sagt Schmeer. Und wahrhaftig: Am 30. April 2013 gelang ihm ein Doppelpack – beim 2:0-Erfolg vor 4200 Zuschauern im Auestadion. Überhaupt scheinen die Kraichgauer sein Lieblingsgegner zu sein. In zwölf Spielen, die seit 2012 in Schmeers KSV-Zeit stattfanden, traf er siebenmal.
Dass er am Samstag von Beginn an ran durfte, war auch der Tatsache geschuldet, dass Schmeer mal wieder eine Woche komplett trainieren konnte: „Wenn ich fit bin, kann ich der Mannschaft immer auch ein bisschen weiterhelfen.“ Am Samstag tat er dies mit zwei Traumtoren – und erinnerte ein bisschen an das Jahr 2016. Denn schöne Treffer und Sebastian Schmeer gehören irgendwie zusammen. Damals wurde ein Fallrückzieher von ihm gegen Trier zum Tor des Monats in der ARD gewählt. Macht er sich wieder Hoffnungen? „Dafür reicht es – glaube ich – nicht“, sagt er. Und hat dabei wieder dieses Lächeln im Gesicht. (Torsten Kohlhaase und Maximilian Bülau)