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Ein Geschäftsführer für die Löwen: KSV Hessen überrascht mit Personalie

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Von: Maximilian Bülau

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Sören Gonther (links) und Jens Rose.
Der neue Geschäftsführer mit dem Vorstand: Sören Gonther (links) und Jens Rose. © Andreas Fischer

Wie kam es dazu, dass sich Sören Gonther für die Löwen entschieden hat und was sind seine Aufgaben?

Kassel – Der KSV Hessen Kassel hat jetzt einen Geschäftsführer – und der heißt Sören Gonther. Es ist eine spektakuläre Verpflichtung für den Fußball-Regionalligisten, die im Verein einiges verändern soll, bestenfalls auch wird. Wir klären auf, wie es dazu kam, dass sich der Ex-Profi für die Löwen entschieden hat, wie seine Aufgabe beim KSV aussieht und was er bewirken will.

KSV Hessen Kassel: Der Kontakt

Im vergangenen Oktober kontaktierte KSV-Vorstand Jens Rose den Verteidiger erstmals. Gonther war nach einer Verletzung vereinslos, Rose auf der Suche nach Verstärkungen. „Wenn Hendrik Starostzik oder Kevin Nennhuber ausgefallen sind, hatten wir immer ein Problem. Er stand zur Verfügung. Ich hatte da den Gedanken an Marc Arnold, der vom Platz ins Management gewechselt ist“, berichtet Rose. Für ihn war also klar: Perspektivisch soll Gonther, der neben seiner Profikarriere ein BWL-Studium absolviert hat, eine andere Aufgabe im Verein bekommen.

Aus der Verstärkung für die Abwehr wurde nun eine Verstärkung für den gesamten Klub. „Ein ‘Ich höre auf.’ gab es bislang von mir noch nicht. Ich bin mit einem Knorpelschaden aus meiner letzten Saison bei Aue rausgegangen. Das wollte ich eigentlich erst mal auskurieren. Im Sommer hat sich in der 2. Liga nichts aufgetan, sonst hätte ich mich noch zu ein paar Einsätzen gequält“, sagt Gonther. Und fügt an: „Das Knie habe ich aber nicht mehr dahinbekommen, wo ich es haben wollte. Ich hatte immer einen Plan B im Kopf. Ich war schon als Profi immer am Netzwerken, wollte wissen, wie Dinge funktionieren.“ Der Plan B zum aktiven Fußball heißt nun: Geschäftsführer des KSV Hessen Kassel.

Dabei hatte Gonther, der auch als Sky-Experte für die 2. Bundesliga arbeitet, einige Angebote, wie er selbst sagt. Für ihn gab es die Überlegung: Bei einem Profiverein in zweiter Reihe über die Schulter schauen und lernen oder in der ersten Reihe etwas entwickeln. Letzteres bietet sich ihm beim KSV. Konkret sei es in den vergangenen Wochen geworden, als klar wurde, dass eine Rückkehr aufs Feld nicht möglich ist, sagt der 36-Jährige.

Die Aufgaben beim KSV Hessen Kassel

Gonther soll als Geschäftsführer alle Bereiche des Vereins im Blick haben, sagt Rose. Bei den Wintertransfers habe er schon hinsichtlich einiger Kontakte mitgeholfen, berichtet Gonther. Er selbst sieht sich als jemand, der sich schon immer ums große Ganze gekümmert hat. „Ich war immer ein Anführer, das will ich auch bleiben“, sagt er.

Dass er sich um den Gesamtverein kümmern soll, mache das Ganze so spannend, findet Gonther. „Kassel ist im bezahlten Fußball ein weißer Fleck. Das will ich ändern. Dafür möchte ich eine Aufbruchstimmung, eine Euphorie in der Region und bei den Fans entfachen. Ich möchte diesen weißen Fleck füllen“, sagt der 36-Jährige klar. Er weiß aber auch: „Das wird viel Arbeit.“

Dreieinhalb Jahre ist Gonthers Vertrag gültig. Themen, die er angehen möchte, sind 1. Mannschaft, Jugend und Frauen. Zur Jugend sagt er: „Das möchte ich professioneller strukturieren. Ich möchte eine Philosophie für alle Teams haben. Heißt: Die Philosophie ist entscheidend, wie wir Fußball spielen, der Trainer füllt das mit Leben.“ Wie diese Philosophie aussieht, da hat Gonther klare Vorstellungen: „Auch wenn ich Abwehrspieler war: Im Fußball geht es um Tore, um Spektakel. Deswegen kommen Fans ins Stadion. Ich sehe lieber ein 5:4 als ein 0:0.“ Der aktuelle Trainer der ersten Mannschaft, Tobias Damm, habe laut Gonther schon einen offensiven und ballbesitzorientierten Ansatz entwickelt, der ihm gefalle.

Eng zusammenarbeiten wird Gonther bei allem mit Ingmar Merle, mit dessen Bruder er zusammen auf die Melanchthon-Schule in Willingshausen im Schwalm-Eder-Kreis gegangen ist. „Wir kommen aus demselben Ort, Schrecksbach“, sagt Gonther. Beide werden ihr Büro im Funktionsgebäude beziehen.

Gonther spielte bis zur A-Jugend beim KSV Hessen: Die Karriere

Bis zur A-Jugend spielte Gonther für den KSV Hessen, wechselte dann in den Nachwuchs des KSV Baunatal, der damals in der Bundesliga aktiv war. Mit 17 Jahren sammelte er erste Seniorenerfahrung in der Oberliga der Baunataler. „Meine Mutter wollte, dass ich erst mal mein Abitur mache“, sagt Gonther, der damals nach Frankfurt hätte wechseln können. So ging es für ihn mit 20 dann zum SC Paderborn, wo er fünf Jahre blieb. „Dort bin ich Profi geworden und habe die meisten Spiele bestritten“, beschreibt er diese für ihn wichtige Zeit. 2012 wechselte er für ebenfalls fünf Jahre zum FC St. Pauli, wo er als Kapitän Nachfolger des am Millerntor legendären Fabian Boll wurde, gleich im ersten Spiel mit der Binde am Arm traf – einer von elf Treffern in 294 Zweitligaspielen. Die zweijährige Zeit in Dresden wurde von einem Kreuzbandriss getrübt. Letzte Station war von 2019 bis 2022 Erzgebirge Aue, der Klub zahlte 100 000 Euro Ablöse für Gonther. „Die einzige in meiner Karriere. Sonst wäre ich ablösefrei geblieben“, sagt er lachend. Im vergangenen Sommer stieg der Verteidiger, der sich ein Abschiedsspiel in Kassel vorstellen kann, mit Aue in Liga drei ab.

Die Familie

Noch lebt Gonther mit seiner Frau, mit der er mit 14 Jahren das erste Mal zusammengekommen und seit elf Jahren verheiratet ist, und den vier Kindern (Paula, Cleo, Liam und Lou) in Dresden. Bis zum Sommer will er seinen neuen Verein kennenlernen, die B-Plus-Trainerlizenz abschließen. Dann soll es zurückgehen in die Heimat, die Konzentration voll auf den KSV gelegt werden. Rose beschreibt den neuen Geschäftsführer als jemanden, der 24 Stunden, sieben Tage für den Klub da sei. Gonther selbst hat ein großes Ziel: „In allen Bereichen besser werden – ich selbst auch.“ (Frank Ziemke und Maximilian Bülau)

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