Marathonhunde - wenn der beste Freund unter die Läufer geht

Heute ist die Lauf-Kolumne von Jens Nähler völlig auf den Hund gekommen. Denn eigentlich wollte er über etwas ganz anderes schreiben. Dazwischen gekommen ist ihm der sportliche Bluthund Ludivine.
Es dauerte ein paar Tage, bis die Nachricht über den großen Teich geschwappt ist. Jetzt aber freut sich Gretta Armstrong, Veranstalterin eines Halbmarathonrennens, über die internationale Aufmerksamkeit, die ihrer kleinen Stadt von gerade mal 500 Einwohnern im US-Bundesstaat Alabama zuteil wird. 500 menschliche Einwohner und ein tierisch sportlicher Vierbeiner.
Ludivine ist der Star des Tages. Ein Bluthund, weiblich, zweieinhalb Jahre alt. Und, wie wir jetzt wissen, sehr fit.
Eigentlich sollte sie draußen nur einmal das Beinchen heben, am Tag des Halbmarathons in Elkmont. Dann aber ging die entschlossene Hündin stiften und folgte einfach mal eben der Masse von 165 teilnehmenden Läufern. Bis zum Zieleinlauf in einer Zeit von 1:32:56 Stunden, Platz sieben. Ein Resultat, das für so manchen Hobbyläufer unerreichbar ist - und die machen nicht mitten im Rennen halt, um tote Tiere zu inspizieren.
Laufende Hunde. Mit ihnen verbindet man eher Greyhounds, die bis zu 70 Kilometer in der Stunde schaffen und damit nach dem Geparden das zweitschnellste Raubtier überhaupt sind. Oder Huskies, die schier unkaputtbar immer weiter laufen und dabei auch noch Schlitten oder Trainingswagen ziehen. Aber Bluthunde?
Sie sollen die weltbeste Hundenase haben, so sagt man. Und man kennt die Bilder dieser Tiere mit dem Riechorgan am Boden, immer der Nase nach. Weniger bekannt ist, dass sie auch Laufhunde sind und Wild über weite Strecken verfolgen können. Und Schweißhunde sowieso. Was alles irgendwie zum Laufsport passt und Ludivines Leistung erklärt. Immer her also hinter dem transpirierenden Führenden, wer weiß, was der statt des obligatorischen Energiegels tatsächlich in der Hose gehabt habt?
Canicross - wenn Vierbeiner ziehen
Ludivine ist ein toller Köter. Ein echt talentierter Hot Dog. Was vielleicht in Zukunft auch ihr Frauchen erkennt, denn: Laufen mit Hund ist schwer angesagt. Canicross nennt sich der Sport, in dem Hunde ihre Läufer ziehen, die sich wiederum an der Geschwindigkeit ihrer Tiere orientieren. Klar: Laufen nur auf zwei Beinen ist ja irgendwie auch sowas von gestern. Wer mit seinem Hund an den Start gehen möchte, findet Rennen auf Facebook oder bei Pfotenlaeufer.de.
Es geht natürlich auch eine Nummer kleiner, ganz ohne spezielle Ausrüstung. Zehn bis 15 Kilometer? Eher für Laufanfänger ein Problem denn für gesunde, ausgewachsene Hunde - die man allerdings auch erst nach und nach an den Sport heranführen sollte. Als gleichzeitig Halter von vieren und Läufer könnte ich Bücher darüber schreiben.
Auch darüber, dass es auch mal Ärger geben kann mit Hunden beim Laufen. Wer hat nicht schon von schrecklichen Zwischenfällen beim Joggen im Park gehört, die sich am Ende meist als nur halb so wild herausstellen? Kleiner Tipp für caniphobe Läufer: Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, sollte einfach bei einem Wetter trainieren, bei dem man sonst keinen Hund vor die Tür jagen würde.
Was aber nicht das Thema des heutigen Tages ist, an dem wir uns mit Nachwuchsläuferin Ludivine über ihren schönen Erfolg freuen wollen.

Dass ihre Rennteilnahme allerdings auch ganz anders hätte ausgehen können, beweist ein Blick in die Geschichte: Beim Boston Marathon im Jahr 1961 lief ein Hund, der den führenden Läufern bereits seit einiger Zeit gefolgt war, dem Spitzenreiter John Kelley vor die Füße, der dabei böse stürzte und die Führung an Eino Oksanen verlor. Der dritte im Bunde, Fred Norris, half Kelley in einer großen sportsmännischen Geste wieder auf die Beine - am Ende aber mussten sie beide Oksanen den Sieg überlassen.
Zwei Geschichten. So kann es laufen.
Muss es aber nicht: Die Veranstalter in Elkmont haben ihren Halbmarathon zu Ehren des berühmtesten Teilnehmers nun in "Hound Dog Half" umbenannt. Und halten künftig einen besonderen Preis für jeden Siebtplatzierten bereit.
High Five!
Über den Autor

"Mensch läuft" ist die Kolumne eines Läufers für andere Läufer – und solche, die es noch werden wollen. Jens Nähler (42) ist Online-Ressortleiter der HNA und erst mit 39 über eine Redaktionsstaffel beim Kassel Marathon zum Laufen gekommen. Mittlerweile trainiert er für seine vierte Teilnahme auf die volle Distanz in Kassel und bereitet sich auf seinen ersten 100-Kilometer-Ultralauf im Oktober vor.
Jeden Dienstag erzählt er auf HNA.de Schritt für Schritt, wie’s läuft – und betreut das Team „HNA Roadrunners“ im Kilometerspiel.