Schützenfest zum WM-Hauptrundenstart: Deutsche Handballer kanzeln Argentinier ab

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der WM in Kattowitz Argentinien beim 39:19-Sieg deklassiert.
Sie haben da angeknüpft, wo sie in der Vorrunde aufgehört haben: Nach dem 37:21 am Dienstag gegen Algerien deklassierten die deutschen Handballer bei der Weltmeisterschaft in Polen und Schweden nun Argentinien. Der 39:19 (24:11)-Erfolg war der vierte Sieg im vierten Turnierspiel. Damit festigten die Mannen um Kapitän Johannes Golla ihre gute Ausgangsposition im Kampf um einen Platz im Viertelfinale nächsten Mittwoch in Danzig.
- Die Anfangsphase: Parade von Andreas Wolff, Tor von Juri Knorr, Tor von Patrick Groetzki – noch Fragen!? In der vierten Minute führte das deutsche Team 2:0. Und es war nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Zwar verkürzten die Argentinier kurz darauf auf 2:3, dann ging aber bei der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) förmlich die Post ab. Um mal eine Vorstellung von den Kräfteverhältnissen zu haben: Wenn die Südamerikaner der Bantamgewichtler waren, dann kämpften die Deutschen im Halbschwergewicht. Es war also erst einmal ein recht einseitiges Duell.
- Die frühe Vorentscheidung: Ja, Sie haben richtig gelesen: Das Stichwort für diesen Punkt lautet bereits „die frühe Vorentscheidung“. Denn das deutsche Team überrollte seinen Kontrahenten phasenweise förmlich. Groetzki auf der rechten und Lukas Mertens auf der linken Seite spielten wiederholt ihre Schnelligkeit und Kaltschnäuzigkeit aus. Sie wurden von Juri Knorr, Kai Häfner und Co. ebenso klug eingesetzt wie Golla am Kreis. Der argentinische Coach Guillermo Milano hatte sich früh für eine zweite Auszeit entscheiden. Aber es gelang den Argentiniern nicht, der deutschen Mannschaft etwas entgegenzusetzen. Als sie für die Offensive anstelle des Torwarts einen zusätzlichen Angreifer brachten, kassierten sie durch Groetzki und Golla zwei Gegentreffer ins verwaiste Tor. Sehr bemerkenswert: Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason ließ kaum nach. Kurz vor der Pause erhöhten Philipp Weber, Mertens und Golla (2) zum 24:11. In Worten: Vierundzwanzig zu elf.
- Das Spielmacher-Duell: Zwar haben auch die Argentinier in Diego Simonet einen starken Mittelmann, wesentlich mehr Akzente im ersten Abschnitt setzte aber Knorr von den Rhein-Neckar Löwen. Vier Treffer steuerte er zur Pausenführung bei.
- Das Zwischenfazit: Axel Kromer, der Sportvorstand des DHB, hatte nicht erwartet, dass die deutsche Mannschaft so hoch nach den ersten 30 Minuten in der Hauptrunde führen würde. Er erklärte zur Pause: „Wir haben uns in der Vergangenheit gegen Argentinien durchgesetzt, aber schwergetan. Das ist heute von Anfang an nicht der Fall gewesen.“
- Die zweite Hälfte: Ging das DHB-Team wie erwartet in deutlich veränderter Besetzung an. Angesichts des komfortablen Vorsprungs beorderte Gislason Spieler wie Julian Köster, Djibril M’Bengue und Rune Dahmke in den Angriff. Und dieses Trio erhöhte von 25:13 auf 28:13 (37.). Zwischen die Pfosten rückte Joel Birlehm für Wolff – und derMann von den Löwen setzte die Arbeit seines erfahreneren Kollegen nahtlos fort. Davor leistete auch die Deckung ganze Arbeit. Es wurde das nächste Schützenfest. Es gelang allerdings nicht, die Marke von 40 Toren zu knacken. Die Chance zum 40:19 vergab M’Bengue vom Bergischen HC – aber das störte am Ende niemanden.
- Die Aussichten: Ihren zweiten Einsatz in der WM-Hauptrunde haben die Deutschen morgen ab 20.30 Uhr in Kattowitz gegen die Niederlande, die zuvor nach schnellem deutlichen Rückstand noch 32:30 gegen Katar gewannen.
- Die TV-Übertragung: Als langjähriger Handball-Kommentator hat Florian Naß schon einiges erlebt. Aber an eine solche erste Halbzeit des deutschen Team konnte er sich nicht erinnern. Zur Pause ging er seine Statistiken durch und fand keine Partie, in der die DHB-Auswahl nach einer Halbzeit in vergleichbarer Höhe vorn lag. (Björn Mahr)