Die Torwartfrage und eine Rückkehr: MT Melsungen bei Abstiegskandidat Minden zu Gast

Von ihren ursprünglichen Zielen sind die Handballer des Bundesligisten MT Melsungen längst ein gutes Stück entfernt. Ein Europapokalplatz ist nur noch sehr theoretisch erreichbar.
Aber das kommende Auswärtsspiel bei GWD Minden morgen ab 16.05 Uhr birgt dennoch einen gewissen Reiz.
Das Thema Rückkehr
Vor einem Jahr beendete der einstige Weltklasse-Schlussmann Carsten Lichtlein seine lange Profi-Karriere bei den Mindenern – und wechselte als Torwarttrainer zur MT. Nun kehrt der 42-Jährige an die alte Wirkungsstätte zurück. Nur indirekt, denn wegen der Sanierung der Kampa-Halle trägt GWD nun seine Heimspiele in der Arena in Lübbecke aus.
„Ich habe mich immer sehr wohlgefühlt und viele Freunde gefunden“, sagt Lichtlein. „Ich freue mich riesig auf dieses Spiel.“ Zudem harmonierte er gut mit der Nummer eins Malte Semisch, dem er immer wertvolle Tipps geben konnte.
Thema Torhüter
Auch wenn diese Saison aus MT-Sicht alles andere als nach Wunsch verlief – die Melsunger Torhüter Nebojsa Simic und Adam Morawski bereiteten bislang viel Freude. „Wir haben als Torhüterteam gute Arbeit geleistet“, stellt Lichtlein fest. Wie vor jedem Spiel lautet deshalb auch diesmal die spannende Frage: Wer erhält den Vorzug im Kasten?
Zuletzt zeichnete sich der Pole Morawski wiederholt aus. Die Entscheidung, wer anfangen wird, trifft Chefcoach Roberto Garcia Parrondo nach Rücksprache mit seinem Torwarttrainer. Simic und Morawski machen es Lichtlein nicht leicht, eine Einschätzung abzugeben, wie dieser betont: „Beide arbeiten im Training wirklich gut.“ In seine Bewertung fließt aber nicht nur die Leistung in den Übungseinheiten, sondern auch die Vorstellung im Spiel zuvor sowie die persönliche Situation ein. „Simo“, der Anfang Frühling zum zweiten Mal Vater geworden ist, war beispielsweise im April krankheitsbedingt nur bedingt einsetzbar.
Thema Jonsson
Dass für den Isländer Elvar Örn Jonsson die Runde nun vorzeitig beendet ist, ist für die MT ein schwerer Schlag. Parrondo verdeutlicht: „Eli ist ein Schlüsselspieler für uns. Er kann in Abwehr und Angriff auf sehr unterschiedlichen Positionen spielen – und da ist er bei uns der Einzige. Er wird uns sehr fehlen.“ Insbesondere in der Deckung ist der 25-Jährige kaum zu ersetzen, weil er stark in 1:1-Situationen ist.
Thema Rehabilitierung
Nach einer kleinen Erfolgsserie lief bei den Melsungern Anfang Mai in Flensburg wenig zusammen – es setzte eine heftige 25:37-Packung. Jetzt geht es darum, wieder ein anderes Gesicht zu zeigen. „Wir müssen unsere Effektivität verbessern“, betont Melsungens spanischer Trainer. „Wenn wir gute Chancen bekommen, dann müssen wir sie auch nutzen.“
Thema Gegner
Die Gastgeber stecken in argen Abstiegsnöten. Deshalb ist fest damit zu rechnen, dass die Mindener morgen viel Gegenwehr leisten werden. Lichtlein kann seine Torleute auf einige Angreifer der Grün-Weißen gut einstellen – er kennt aus gemeinsamen Trainingseinheiten insbesondere die Wurfbilder der Rückraumstrategen Niclas Pieczkowski und Mohamed Amine Darmoul, der nach Informationen dieser Zeitung 2024 zur MT wechseln wird.
Für die Siebenmeter der Mindener sind neben Darmoul die Außen Mats Korte und Tomas Urban zuständig. Viel Gefahr geht von Jung-Nationalspieler Philip Ahouansou (von den Rhein-Neckar Löwen ausgeliehen) aus. (Björn Mahr)