Keine normale Pleite: Für MT Melsungen war trotz 25:37 mehr drin in Flensburg

Es war die höchste Niederlage der Saison in der Handball-Bundesliga. Doch so blöd es klingen mag nach einer deftigen 25:37-Pleite: Es war mehr drin für die MT Melsungen gegen die SG Flensburg-Handewitt.
Kassel/Flensburg – Wir blicken auf Problemzonen und Lichtblicke.
Problemzone I
War gar nicht mal der Angriff. In den ersten Minuten erspielte sich die MT gute Wurfmöglichkeiten. Es war die Chancenverwertung. Denn trotz bester Positionen fing Flensburgs Keeper Benjamin Buric, der am Ende bei 19 Paraden stand, einen Ball nach dem anderen ab. Die Hausherren setzten aufs Tempospiel. Und statt 4:1 oder 4:2 zu führen – auch Adam Morawski war mit zehn Paraden in Hälfte eins gut aufgelegt – stand es 1:4.
Lichtblick I
War die Phase nach einer Viertelstunde. MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo hatte in der 16. Minute bereits seine zweite Auszeit genommen. Und beim Stand von 5:12 ging es plötzlich bergauf. Weil Morawski einen Wurf nach dem anderen entschärfte. Und weil vorn die eigenen Chancen genutzt wurden. So stand es zur Pause nur 12:14 – es wäre sogar der Ausgleich möglich gewesen. „Wir haben gekämpft. In der zweiten Auszeit haben wir darüber gesprochen, dass unser Problem ist, dass wir nicht treffen. Aber dass wir trotzdem gut spielen. Mit all den Chancen, die wir im Angriff weggeworfen haben, war das ein gutes Ergebnis zur Halbzeit für uns“, sagt Parrondo.
Problemzone II
War der rechte Rückraum. Ohne Kai Häfner und Ivan Martinovic musste Julius Kühn als Rechtshänder aushelfen. Mit zunehmender Spieldauer wurden die Melsunger so ausrechenbar. Das gab auch Kühn hinterher im Interview mit Sky zu: „Kai und Ivan sind Ausnahmespieler, die vermisst man in so einem Spiel natürlich. In den vergangenen Wochen haben wir es nicht so schlecht gemacht. Aber gegen ein Topteam wie Flensburg ist es etwas anderes. Die konnten sich darauf einstellen, dass wir mehr über die andere Seite spielen.“ Ebenfalls schmerzlich vermisst wurde Agustin Casado, der kurzfristig mit einem Muskelfaserriss ausfiel, zuletzt gut in Form war. „Er hilft uns sehr und ist ein Spieler, der uns als Team besser macht“, sagt Parrondo.
Problemzone III
Sind die Pausen. Oder doch eher das Fehlen dieser? Jedenfalls wird Parrondo nicht müde zu betonen, dass sein Team immer nach einer Länderspielpause Probleme bekomme. Warum? Das wisse er auch nicht, aber er versuche, diese Schwachstelle zu beheben. „Die Spieler kommen zurück und sind müde. Wir können nicht wirklich gut trainieren. Aber es wiederholt sich, seit ich hier bin. Das müssen wir ändern“, sagt der Trainer. Allerdings trifft diese Belastung ja nicht nur auf die Melsunger zu, sondern auch auf einen Großteil der Flensburger. Die hatten jedoch viel mehr Möglichkeiten zum Wechseln. Durch die drei Ausfälle im Rückraum wurde es bei der MT eng. Domagoj Pavlovic (zwei Tore) bekam erstmals nach seiner langen Verletzungspause viel Spielzeit und stach positiv heraus. Ebenso wie der seit Wochen starke Elvar Örn Jonsson (sechs Treffer) und Keeper Morawski. Über den Kreis ging aber kaum etwas.
Problemzone IV
Ob es nun an der Kraft lag oder nicht: Nach der Aufholjagd in Hälfte eins und dem guten Start in den zweiten Abschnitt waren die letzten 15 Minuten der Partie desaströs, eine Aufgabe. In der 44. Minute stand es noch 18:22, anschließend ging es dahin. Und der Zuschauer hatte das Gefühl: Da steht jetzt kein Melsunger auf der Platte, der sich aufbäumt und die anderen mitreißt. „Nimmt man 45 Minuten der Partie, bin ich glücklich damit, wie wir in Abwehr und Angriff gespielt haben. Nicht mit der Chancenverwertung. Aber in den letzten 15 Minuten haben wir aufgegeben und das mag ich nicht“, gibt Parrondo ein Fazit.
Lichtblick II
Als das Spiel lange gelaufen war, kam Jan Waldgenbach zu seinem zweiten Bundesliga-Einsatz. Der 22-Jährige warf dabei seine ersten beiden Tore in Liga eins. Das änderte nichts an der Pleite. Die keine ganz normale war. (Maximilian Bülau)