Letztes Saison-Heimspiel der MT Melsungen mit viel Rührung und Spektakel

Ein Siebenmetertöter, ein Geburtstagskind und einige Abschiede – beim letzten Saison-Heimspiel der MT Melsungen in der Handball-Bundesliga gegen Berlin konnten sich die 4300 Zuschauer in der Kasseler Rothenbach-Halle über mangelnde Unterhaltung nicht beklagen.
Die emotionalen Momente: Kurz nach Spielende verschwanden die MT-Profis rasch in der Kabine – aber nur kurz. Dann kehrten sie mit einem riesigen Banner zurück und bedankten sich bei den Zuschauern für die Unterstützung in dieser Serie: Danke für 60 Minuten Vollgas gegen die Füchse Berlin. Der Beifall wurde aber noch lauter, als die MT-Aufsichtsratsvorsitzende Barbara Braun-Lüdicke sowie Manager Axel Geerken neben der ehemaligen Geschäftstellenleiterin Ingrid Denk drei scheidende Spieler verabschiedeten: Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt), Jeffrey Boomhouwer (Bergischer HC) und Arjan Haenen, der allerdings den Melsungern als Co-Trainer von Chefcoach Heiko Grimm erhalten bleiben wird.

Dazu wurden kleine Filmchen eingespielt, in denen die Teamkameraden aus dem Nähkästchen plauderten. Felix Danner sagte etwa über Kreisläufer-Kollege Golla: „Der trainiert wie ein Tier und sieht aus wie ein Ochse.“ „Johannes wird uns extrem fehlen“, ergänzte Kapitän Michael Müller. Golla war mit 17 Jahren aus Wiesbaden zur MT gewechselt. „Er war die Initialzündung unserer Jugendarbeit“, betonte Geerken.
Boomhouwer wird als „fliegender Holländer“ (Braun-Lüdicke) in Erinnerung bleiben. Der Niederländer war im vergangenen Herbst vorübergehend suspendiert worden. Geerken erklärte jetzt: „Wir hatten mal Ärger. Das Schöne ist, dass wir uns nun wieder in die Augen schauen können.“ Das konnte Boomhouwer nur bestätigen. Er bedankte sich bei der MT und allen Fans – und schloss sichtlich gerührt: „Ich liebe euch.“
Der kühle Schwede: In den ersten 20 Minuten bekamen die Berliner zwei Siebenmeter zugesprochen. Beide verwandelte der Däne Hans Lindberg eiskalt gegen Nebojsa Simic. Für den nächsten Strafwurf rückte Johan Sjöstrand zwischen die Pfosten – und er parierte gegen Lindberg (22.). „Ich bin gefühlt schon 1000-mal auf ihn getroffen. Er ist ein verdammt guter Schütze, manchmal trifft er alles, heute eben mal nicht“, freute sich der sonst eher reservierte 31 Jahre alte Schwede, der auch in der 37. Minute einen Ball des Linkshänders reaktionsschnell abwehrte. Kurz darauf hielt Sjöstrand zudem noch einen Siebenmeter von Bjarki Elisson – Spektakel pur. „Vor Johan kann man nur den Hut ziehen. Er musste in den letzten Wochen oft zurückstecken“, sagte MT-Torjäger Julius Kühn, „heute kam er rein und hat direkt geliefert.“

Der glückliche Jubilar: Sein Einsatz war höchst fraglich. Wegen einer Kapselverletzung im Knie, die er sich in der Partie Mitte Mai gegen Erlangen zugezogen hatte, war Rechtsaußen Tobias Reichmann zuletzt zum Zuschauen gezwungen. Erst am Samstag stieg der Nationalspieler wieder ins Mannschaftstraining ein und signalisierte Coach Heiko Grimm, dass er schon gegen Berlin dabei sein möchte. Klar, am Spieltag hatte er Geburtstag und wurde 30 Jahre alt.
Grimm ließ den Jubilar jeweils zu Beginn einer Halbzeit ein paar Minuten spielen. Dabei gelang Reichmann sogar ein Tor. „Es läuft bei mir noch nicht ganz rund“, räumte der Linkshänder ein. Für die Mannschaft fand er nur lobende Worte: „Über die Leistungen in den letzten Wochen kann man nicht viel meckern. Ich bin dennoch froh, wenn diese Bundesliga-Saison vorbei ist.“ Ein Punktspiel steht ihm mit der MT noch am Sonntag in Magdeburg bevor. Und dann heißt es für Golla und Boomhouwer, endgültig tschüss zu sagen.
