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Mehr Allendorf, weniger Geerken: MT Melsungen reagiert auf sportliche Krise

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Von: Maximilian Bülau

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Axel Geerken.
Die starken Männer beim Handball-Bundesligisten MT Melsungen: (links) Sportdirektor Michael Allendorf mit Axel Geerken im Hintergrund. Rechts: Manager Axel Geerken. © Imago/Eibner

Es hat ein paar Tage gedauert. Eine Woche etwa. Eine Woche nach der bisher schmerzhaftesten Pleite der Saison in der Handball-Bundesliga bei Aufsteiger Gummersbach (23:31), einer Woche mit „intensiven Gesprächen“, wie es in einer Pressemitteilung der MT Melsungen vom Mittwoch heißt, hat sich der Bundesliga-Zwölfte öffentlich zur Situation geäußert.

Kassel – Eine Situation, die der Klub selbst als Krise bezeichnet. Nicht übertrieben nach vier Niederlagen aus vier Spielen in diesem Jahr. Die Quintessenz der Stellungnahme der Melsunger ist folgende: Trainer Roberto Garcia Parrondo bleibt, ihm wird vertraut. Vorstand Axel Geerken bleibt ebenfalls – aber er wird sich ab sofort aus dem sportlichen Bereich komplett zurückziehen. Sämtliche Planungen, die die Mannschaft betreffen, liegen nun in der Verantwortung von Sportdirektor Michael Allendorf. Das ist das Ergebnis der Krisengespräche.

Allendorf erklärt in der Mitteilung das Festhalten an Parrondo. „Wir glauben an seine Philosophie, wir vertrauen dem Trainer voll und ganz“, wird er zitiert. Die Trainerwechsel der jüngeren Vergangenheit hätten für viel Unruhe gesorgt. Zum Vorwurf der fehlenden Konstanz der Mannschaft sagt er: „Die können wir aber nur hineinbringen, wenn wir am Trainer festhalten, und er sein Konzept etablieren kann.“ Das Stichwort laute Kontinuität. Um die zu erreichen, benötige es Zeit und Geduld. Ähnlich hatte sich der 36-Jährige bereits am vergangenen Freitag, einen Tag nach der Pleite in Gummersbach, gegenüber unserer Zeitung geäußert.

Klar ist: Nach den großen Investitionen der vergangenen Jahre wollte die MT viel weiter vorn stehen, zumindest um einen der ersten sechs Plätze mitspielen. Auf Rang sechs steht derzeit mit Hannover-Burgdorf ein Team, von dem die MT wichtige Spieler wie Kai Häfner, Timo Kastening und Ivan Martinovic nach Kassel lotste. Statt mit der Zeit erfolgreicher zu werden, wurden die Leistungen eher unbeständiger, der Erfolg blieb aus.

Der, der vor allem für Trainerentlassungen und -einstellungen sowie Spielertransfers zuständig war, ist Vorstand Geerken. Der 50-Jährige wird die Melsunger nun nicht verlassen, den sportlichen Bereich allerdings nicht mehr verantworten. Das ist die einzige personelle Konsequenz der anhaltenden Talfahrt. Die Kritik an seinen Entscheidungen, die dahinter steckt, ist deutlich. Für Allendorf, der diesen Bereich nun allein übernehmen wird, ist diese Verantwortung Chance und Risiko zugleich. Die MT-Aufsichtsratsvorsitzende Barbara Braun-Lüdicke stellt in der Pressemitteilung von gestern klar: „Michi Allendorf ist keine Marionette von Axel Geerken oder sonst jemandem.“

Braun-Lüdicke wird in dem Schreiben aber auch sehr deutlich. Sie nennt die Leistungen des Teams zuletzt beschämend, die geäußerte Kritik tue weh, weil sie nun mal den Nagel auf den Kopf treffe. Es sei nicht zu erklären, warum namhafte Spieler plötzlich nicht mehr ihr Leistungsvermögen abrufen könnten.

Für die restliche Saison fordert die Aufsichtsratsvorsitzende von den Profis, dass sie mit Herz und Seele für den Verein auftreten. Die nächste Chance dazu besteht am 19. März, wenn der THW Kiel in der Rothenbach-Halle zu Gast ist. Nicht unbedingt ein Aufbaugegner. (Maximilian Bülau)

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