MT Melsungen gegen THW Kiel: Erst starke 1. Halbzeit, dann 19:27-Niederlage

Kassel. Bis zur Pause durften sie träumen, die Handballer der MT Melsungen. Davon, als erste Bundesliga-Mannschaft in dieser Saison dem Spitzenreiter THW Kiel einen Punkt abzuknöpfen. Doch dann bewies der Klassenprimus seine Extraklasse und feierte in Kassel einen 27:19 (11:9)-Auswärtserfolg.
So stimmungsvoll wie am Mittwochabend war es seit drei, vier Jahren nicht in der Kasseler Rothenbach-Halle: nahezu alle Plätze belegt, dazu der Auftritt der „Voice of Germany“-Sängerin Katja Friedenberg vor dem Anwurf. Passend zur Gänsehaut-Atmosphäre, dass die Melsunger gleich mächtig Dampf machten und sich auch von einem 0:3-Rückstand nicht entmutigen ließen. Und das, obwohl sie kurzfristig ohne den Halblinken Grigorios Sanikis (krank) auskommen mussten und Kreisläufer Felix Danner, erst am Morgen Papa einer Tochter geworden, in der Nacht zuvor kein Augen zugemacht hatte.
Dafür stand der Schwede Patrik Fahlgren drei Monate nach einem Ellenbruch in der Anfangsformation. Und gestützt auf einen bärenstarken Per Sandström zwischen den Pfosten, holte die MT nicht nur Tor um Tor auf (3:4, 9.), sondern ging nach drei Treffern in Folge von Nenad Vuckovic sogar mit 6:5 in Führung (17.).
Die 4:2-Deckung der Hausherren zeigte beim favorisierten Gegner Wirkung. Dessen Verunsicherung wurde auch dadurch deutlich, dass Momir Ilic im ersten Abschnitt zweimal beim Siebenmeter an Sandström scheiterte und Filip Jicha einen Strafwurf ans Gebälk setzte. Erst kurz vor der Halbzeitsirene, als Savas Karipidis und Co. mal nicht den Weg an der offensiven und aggressiven Abwehr der Norddeutschen vorbei fanden, konnte sich der Gast von der Förde einen kleinen Vorteil erarbeiten und aus einem 8:9 ein 11:9 machen.
Womit der Außenseiter durchaus leben konnte, dessen Coach Michael Roth folgendes Minimalziel formuliert hatte: „Wir wollen bis zur Pause dran bleiben.“
Blieb die Frage, wie wohl der Start in den zweiten Abschnitt aussehen würde. Kann Melsungen - getragen von 4100 Anhängern in der 4300 Zuschauer fassenden Halle - weiter mithalten? Oder kann sich nun der Tabellenerste von Trainer Alfred Gislason weiter absetzen? Das Zweite traf zu. Weil THW-Schlussmann Thierry Omeyer wichtige Bälle parierte und die Kieler Angreifer - allen voran Daniel Narcisse - zu den leichten Toren aus dem Gegenstoß kamen, hieß es schnell 14:9 aus Sicht des Rekordmeisters (32.).
Da nur der eingewechselte Jens Schöngarth zweimal erfolgreich abschließen konnte, wuchs der Abstand rasch weiter an. Bis zur 42. Minute lag der Champions-League-Teilnehmer bereits mit 19:11 vorn. So ging es für die Roth-Schützlinge eine Viertelstunde vor Ende praktisch nur noch um Schadensbegrenzung. Im Gefühl eines komfortablen Vorsprungs nahm Kiels Trainer Gislason einige Wechsel vor. Daniel Kubes, ab dem Sommer bei der MT, bekam allerdings erst gegen Ende seine Einsatzchance. Er sah zuvor von der Bank, wie seine Kollegen nun einem sicheren Sieg entgegensteuerten - und wie Melsungen nur noch einmal bei einem Tor von Vuckovic (17:23, Kempa-Anspiel Michael Schweikardt) wirklich zu glänzen wusste.
• MT: Sandström, Kelentric - Schöngarth, Schweikardt, Fahlgren, Vasilakis, Hildebrand, Danner, Karipidis, Zufelde, Allendorf, Vuckovic, Dacevic, Sania.
THW: Omeyer, Palicka - Andersson, Lundström, Sprenger, Ahlm, Kubes, Zeitz, Palmarsson, Narcisse, Ilic, Klein, Jicha.
SR: Schaller/Wutzler (Leipzig/Frankenberg). - Z: 4100.