Bevor der Anpfiff in Wuppertal ertönte, wurden von BHC-Manager Jörg Föste drei deutsche Nationalspieler geehrt: Lukas Stutzke und Djibril M’Bengue sowie Melsungens Kai Häfner, die mit der DHB-Auswahl bei der Weltmeisterschaft im Januar in Polen und Schweden den fünften Platz belegt hatten. Das war es aber auch schon mit dem Geschenkeverteilen.
In einer stimmungsvollen Uni-Halle ging der Gast zwar durch Elvar Örn Jonsson 1:0 in Führung, dann übernahm aber der Außenseiter das Kommando. Ein, zwei gute Paraden von Torwart Peter Johannesson, eine aggressive Abwehr, dazu Tore von Linus Arnesson und Stutzke – der BHC lag rasch 5:2 vorn (8.).
Positiv aus MT-Sicht: Das Team, das im Angriff mit Agustin Casado, Jonsson, Häfner, Dimitri Ignatow, David Mandic und Arnar Freyr Arnarsson begann, wurde nicht hektisch. Zudem gaben den Nordhessen zwei, drei gute Aktionen von Torwart Nebojsa Simic Auftrieb.
So tat sich der BHC im Positionsangriff zumindest vorübergehend etwas schwerer gegen die Melsunger Deckung. Der Lohn: Gleb Kalarash, Aidenas Malasinskas und Casado sorgten zur Freude des MT-Anhangs für die zweite Melsunger Führung an diesem Nachmittag im Bergischen Land (9:8, 24.).
Dass die Gäste mit einem Drei-Tore-Rückstand in die Pause gingen, lag an einigen Fehlwürfen und misslungenen Kreis-Anspielen. Gerade die Kreisläufer ließen im wahrsten Sinn des Wortes einiges liegen. „Sie hatten nicht ihren besten Tag“, erklärte MT-Coach Roberto Garcia Parrondo. Insgesamt acht Fehlversuche verzeichnete der Angriff des Tabellensiebten in Hälfte eins.
Pech hatten die Melsunger allerdings mit einer Entscheidung der Unparteiischen. Nach einem Foul von Arnor Gunnarsson (28.) an Malasinskas im Mittelkreis stellten die Unparteiischen beide Beteiligten für zwei Minuten vom Feld. Der Litauer war vollkommen passiv geblieben. Ab der nächsten Saison soll in der Bundesliga der Videobeweis eingeführt werden – diese Szene wäre ein Fall dafür gewesen.
Der von einem Kreuzband-riss wiedergenesene Timo Kastening blieb auch nach der Pause erst einmal auf der Bank sitzen. Neu auf dem Feld stand aber neben Andre Gomes auch Simic-Ersatz Adam Morawski. Und der Pole führte sich mit einer Parade gut ein. Bei den Würfen von Stutzke hatte er aber ebenfalls Probleme.
Kastening erzielte nach zehnmonatiger Verletzungspause per Siebenmeter das 13:15. Hoffnung machte zudem das Kempa-Tor von Häfner nach Pass von Mandic ((36.). Es machte sich allerdings bemerkbar, dass mit Ivan Martinovic (Knöchelprobleme) eine wichtige Option in der Aufbaureihe fehlte. Bitter, dass Kastening von der Siebenmeter-Linie die Chance zum möglichen 20:20 gegen den eingewechselten Christopher Rudeck vergab.
So hielt der BHC weiter das Heft des Handelns in der Hand – und machte aus einem 24:22 durch Treffer der starken Linus Arnesson und Frederik Ladefoged sowie durch Tom Nikolaisen ein 27:22. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft“, stellte BHC-Trainer Jamal Naji später glücklich fest. In Sachen Einsatzbereitschaft hatte sein Team den Gästen einiges voraus.
Melsungen fing erst jetzt an, um seine letzte Chance zu kämpfen. Häfner (2), Jonsson und Kastening verkürzten auf 26:27. Morawski schaffte es in dieser Phase, seine Quote etwas zu verbessern. Allerdings drückte er sich einen Ball von Stutzke unglücklich selbst in die Maschen (59., 28:26). Das war sie dann, die erste Enttäuschung für die MT im Jahr 2023. (Björn Mahr)