MT Melsungen: Mutig gegen die Löwen

Melsungen. Wenn es denn noch eines Beweises bedurft hätte, so hat ihn die MT Melsungen beim 29:28 in Balingen erbracht: Der heimische Handball-Bundesligist hat seine Winterkrise abgeschüttelt.
Live dabei
Er hat nach elf Spielen ohne Sieg richtig aufgedreht und mit dem zweiten Auswärtssieg der laufenden Saison Werbung für den kommenden Knaller gegen die Rhein-Neckar Löwen (Mi. 20.15 Uhr, Rothenbach-Halle) betrieben.
Und natürlich die Hoffnung genährt, dass es gegen den Europapokal-Teilnehmer im dritten Anlauf klappen könnte. In der Höhle der Löwen fehlten den Nordhessen beim 30:30 ganze 13 Sekunden zum Sieg, im Pokal musste der Favorit in die Verlängerung (29:31), nachdem die MT die zweite Hälfte lange Zeit dominiert hatte. „Natürlich sind wir Außenseiter, doch unsere Steigerung in der Abwehr macht mir Mut“, sagt Trainer Roth vor dem dritten Duell mit dem Team von Gudmundur Gudmundsson.
Punkt vergoldet
Nur 23 Gegentore nach 55 Minuten in Balingen sind in der Tat eine Hausmarke. Geschuldet einer starken Torwartleistung von Per Sandström, einer „Super-Einstellung“ (Roth) und Positionswechseln, zu denen der MT-Coach nach den Ausfällen von Anton Mansson und Michael Allendorf gezwungen war: Nenad Vuckovic harmoniert mittlerweile bestens mit Felix Danner im Mittelblock, Alin Florin Sania hat sich auf der Halbposition etabliert.
Ein klares Indiz dafür, dass die Mannschaft seit der EM-Pause zusammengerückt ist, was sie spätestens beim 32:32 gegen Flensburg/Handewitt effektvoll offenbarte. „Diesen Punkt haben wir nun vergoldet“, freut sich Michael Roth über einen kleinen Befreiungsschlag, mit dem das Team sich aus der Abstiegszone verabschiedete und nun sein wahres Saisonziel (10. Platz) in Angriff nehmen kann.
„Das Selbstbewusstsein ist wieder da, aber wir sind nach wie vor in Alarmzustand“, will sich Rückraumspieler Vasilakis aber noch keineswegs in Sicherheit wiegen. Was nicht ausschließt, „dass wir auch gegen die Rhein-Neckar Löwen eine Chance haben.“ Voraussetzung: „Es muss alles klappen.“
Etwa den Positivtrend in der eigenen Abwehr fortsetzen, um überragende Individualisten wie Kreisläufer Myrhol, Distanzschütze Bielecki oder den Ex-Kieler Lund an die Kette zu legen. Oder die eigenen Angriffe geduldig und diszipliniert ausspielen, um nicht in die Konter der Tempogegenstoßspezialisten Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki zu laufen. Und dabei den zuletzt aufgebauten Druck aus dem Rückraum aufrechterhalten.
Rückraum harmoniert
Was erneut Alexandros Vasilakis auf den Plan ruft. Gegen Flensburg explodierte der Grieche in der zweiten Halbzeit, in Balingen erzielte er fast mit dem Schlusspfiff den Siegtreffer. Der Linkshänder lobt das „hervorragende Verständnis“ mit seinen Nebenleuten Grigorios Sanikis und Nenad Vuckovic und fühlt sich derzeit „einfach nur gut“. Keine schlechten Voraussetzungen, um als Außenseiter im dritten Anlauf die Löwen doch einmal zu zähmen. „Zu verlieren“, sagt Melsungens Schlagwurfexperte, „haben wir jedenfalls nichts.“
Von Ralf Ohm