Sieben gegen Sechs als Schlüssel und Falle: MT Melsungen verliert auch zweites Pflichtspiel des Jahres

Eigentlich waren sich alle beim Handball-Bundesligisten MT Melsungen einig: Die Umstellung auf Sieben gegen Sechs im Angriff war der Schlüssel zur Aufholjagd im Heimspiel gegen den SC DHfK Leipzig.
Kassel – „Wir haben auf das Sieben gegen Sechs zurückgegriffen, damit wir im Spiel bleiben“, sagt Timo Kastening nach seinem ersten Auftritt in der Rothenbach-Halle nach langer Verletzungspause, bevor er wie seine Kollegen in der Kabine verschwand.
Auch Julius Kühn, an diesem Abend nach dem kurzfristigen, krankheitsbedingten Ausfall von Kai Häfner Kapitän – der 29-Jährige bekam gegen die Sachsen auch im Angriff wieder mehr Spielzeit – befand: „Das Sieben gegen Sechs war richtig gut.“ Und selbst Gäste-Trainer Runar Sigtryggsson gab zu: „Mit dem Sieben gegen Sechs hatten wir große Probleme.“ Er fügte aber noch an: „Bis auf die letzten Minuten. Da haben wir zweimal den Ball geklaut.“
Und genau das war das Problem der Melsunger bei der 28:29 (15:18)-Niederlage gegen die Leipziger, der zweiten mit nur einem Treffer Differenz in diesem Jahr. Denn als es entscheidend wurde, da gab der Spanier Agustin Casado, bis dahin einer der Besten bei der MT, den Ball zweimal her. Und die Falle beim Sieben gegen Sechs ist eben: Da war kein Torhüter mehr hinten drin, der die einfachen Treffer der Gäste verhindern konnte. So warf das Team von Coach Roberto Garcia Parrondo eine 27:26-Führung bei eigenem Ballbesitz weg, kassierte schnelle Tore und verlor am Ende auch, weil der sonst fehlerfreie Kastening gerade bei seinem letzten Versuch von der Strafwurflinie scheiterte. „Zwei Ballverluste zum Schluss, dazu der vergebene Siebenmeter – wir haben heute unglücklich verloren“, sagte Parrondo hinterher relativ gefasst.
Der Spanier sei zwar enttäuscht über das Ergebnis und die letzten Minuten, nicht aber über das Spiel seiner Mannschaft. „Ich möchte einigen heute danken, weil sie so gekämpft haben“, wurde er fast ein wenig emotional. Und tatsächlich: Lange lief die MT einem Rückstand hinterher, immer dann, wenn sie dran war, wurde das eigene Spiel wieder fehlerhafter. Erst in der 48. Minute lag das Heimteam erstmals vorn (22:21). Und hatte da das Momentum eigentlich auf die eigene Seite gezogen.
Doch vielleicht lag es dann auch am Kräfteverschleiß, dass die Aufholjagd nicht veredelt wurde. „Wir haben alles in die Waagschale geworfen“, fand Kastening. Aber es fehlten eben einige wichtige Akteure. So hatten sich Kapitän Häfner und David Mandic, der Vater geworden ist, erst am Spieltag abgemeldet. Dass der brasilianische Kreisläufer Rogerio Moraes nicht dabei sein konnte, stand dagegen schon früher fest. Der 29-Jährige hat sich am Knie verletzt, eine Operation ist nicht ausgeschlossen, der Meniskus soll betroffen sein. Das wollte Kühn aber nicht als Ausrede gelten lassen. (Maximilian Bülau)