Wie er zum Helden wurde: Marino Maric bei MT Melsungen auf Abschiedstournee - Heute gegen Hannover-Burgdorf

Kreisläufer Marino Maric ist beim Handball-Bundesligisten MT Melsungen auf Abschiedstournee. Heute trifft er mit der MT auf die TSV Hannover-Burgdorf, gegen die er auch sein erstes Bundesligaspiel absolvierte.
Melsungen – Sein erstes Bundesliga-Spiel bestritt Handball-Profi Marino Maric am 23. August 2014. Es war eine Partie bei der TSV Hannover-Burgdorf. Die MT Melsungen gewann mit dem kroatischen Neuzugang 26:22. Besondere Erinnerungen hat er daran nicht mehr. „Wir waren so oft schon in Hannover, und es gab dort noch viel spannendere Spiele“, sagt Maric.
Eine Begegnung wird er aber nie vergessen. 10. Dezember 2016: Es steht kurz vor Ende 30:30. Hannover darf vom Heimsieg träumen. Elfmal traf bis dahin allein ein gewisser Kai Häfner. Auch der damals noch recht junge Timo Kastening erzielte schon ein Tor. Ein Wurf von Fabian Böhm streicht nun aber über den Querbalken. Das heißt: noch ein Angriff für die MT. Melsungen hat noch einen Freiwurf. Kreisläufer Marino Maric erwischt Schlussmann Malte Semisch mit einem überraschenden Abschluss auf dem falschen Fuß – 31:30 für die Gäste. „Wir hatten zuvor eine kleine Krise. Das war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich zu einem Helden wurde“, erklärt der Kroate.

Noch während Maric das allerdings sagt, wird seine Stimme etwas ruhiger. Es ist ihm spürbar unangenehm, seine eigenen Erfolge hervorzuheben. „Bitte nicht so viel darüber schreiben“, betont der 31-Jährige vor seinem 231. Bundesligaspiel heute ab 19.05 Uhr (Sky) in Kassel.
Dabei lieferte er seit 2014 den Stoff für schöne Geschichten. Wie am 5. September 2015, als er beim 30:27-Derbysieg in Eisenach die gegnerische Deckung wiederholt überlistete. Vier seiner sechs Treffer gelangen ihm innerhalb von vier Minuten. Maric kann sich noch gut daran erinnern. Damals war Trainerlegende Velimir Petkovic bei den Thüringern. Es war der dritte Sieg der MT im dritten Saisonspiel. Aber nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Genau eine Woche später.
Am 12. September feierten die Melsunger den bis heute einzigen Sieg gegen die SG Flensburg-Handewitt. 33:32 stand es nach 60 Minuten in der Flens-Arena. Und das, obwohl die Nordhessen von Trainer Michael Roth arg geschwächt waren. Es standen mit Nenad Vuckovic, Malte Schröder, Michael Allendorf und Patrik Fahlgren vier Stammkräfte nicht zur Verfügung. „Wir haben vor dem Spiel gelacht, als Schorle Roth die Trikots der fehlenden Spieler in der Kabine aufhing. Wir haben uns gefragt: Was macht der da?“ Doch der Psychotrick half. Maric warf allein neun Tore. Zudem glänzte der langjährige kroatische Nationalspieler auf verschiedenen Deckungspositionen.

Die Melsunger schlossen die Saison auf dem vierten Platz ab. Besser schnitt das Team seither nicht ab. „Es war unsere beste Saison“, sagt Maric. Noch heute kann er alle Spieler aus dem Kader von damals problemlos aufzählen. Maric wurde in der Saison 2015/16 zum ersten Mal ins Allstar-Team der Bundesliga berufen. Eine Ehre, die ihm danach noch zweimal zuteil wurde.
In den vergangenen Jahren wurde er unter den Roth-Nachfolgern immer seltener eingesetzt. Auch unter dem aktuellen Coach Roberto Garcia Parrondo spielt er keine große Rolle. „Es gibt in diesem Geschäft gute und schlechte Phasen“, stellt Maric fest. „Ich hoffe einfach, dass ich einen guten Eindruck hinterlassen habe, wenn ich in ein paar Wochen Melsungen verlasse.“ Sein Vertrag wurde nicht verlängert – nun geht es für den Mann, der oft ein Lächeln auf den Lippen und immer auch ein offenes Ohr für die Fans hat, im Sommer zum Liga-Konkurrenten SC DHfK Leipzig.
Das Heimspiel heute ab 19.05 Uhr in der Kasseler Rothenbach-Halle ist damit eine der letzten Partien, die er im Melsunger Trikot absolvieren wird. Der Gegner wird die TSV Hannover-Burgdorf sein. Der Klub, gegen den Maric sein Bundesliga-Debüt feierte. (Björn Mahr)