Unser WM-Experte Finn Lemke über die Hauptrundengegner bei der Handball-WM: „Etwas Sorge bereitet die Abwehr“

Unser WM-Experte, der langjährige Melsunger Handball-Nationalspieler Finn Lemke, blickt auf die deutschen Hauptrundengegner.
Kattowitz – Hauptrundengruppe III, Tag eins: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist nach dem 37:21-Erfolg im abschließenden Vorrundenspiel der Weltmeisterschaft gegen Algerien nun heute ab 18 Uhr (ARD) in Kattowitz gegen Argentinien gefordert. Wir blicken mit unserem WM-Experten, dem langjährigen Nationalspieler Finn Lemke, auf die nächsten Kontrahenten der DHB-Auswahl.

Finn Lemke über ...
- den deutschen Start ins Turnier: „Äußerst erfolgreich. Es ist der Mannschaft super gelungen, sich im Angriff auch ohne einen echten Distanzschützen im Kader gute Wurfpositionen zu erarbeiten. Spielmacher Juri Knorr hat das in der Bundesliga gewonnene Selbstvertrauen mit in die WM genommen und schafft viele Räume. Sehr bemerkenswert finde ich auch die Situation auf der Torwartposition. Es war schön zu sehen, wie Joel Birlehm gegen Serbien wichtige Bälle parierte und sich die eigentliche Nummer eins Andreas Wolff auf der Bank mit ihm freute.“
- die Hauptrundengruppe: „Schwieriger, als man auf den ersten Blick denken könnte. Speziell die Norweger und die Niederländer haben ein hohes internationales Niveau. Was mir jetzt etwas Sorge bereitet, ist die Abwehr. Gegen Serbien hat sie zu viele Durchbrüche des schnellen Lazar Kukic zugelassen. Und nun haben die Niederländer mit Luc Steins, Dani Baijens und Kay Smits gleich drei von dieser Sorte. Hoffentlich lässt es der deutsche Matchplan zu, dass wir solche Durchbrüche der Holländer nicht zu häufig sehen werden. Und die Duelle gegen Norwegen sind immer knapp. Aus meiner Erfahrung weiß ich: Du darfst jetzt nicht anfangen zu rechnen, mit welchen Ergebnissen du bereits ins Viertelfinale einziehst. Das deutsche Team muss einfach so weitermachen wie bisher.“
- das Kontrastprogramm: „Es warten sehr unterschiedliche Aufgaben auf die Nationalmannschaft in der Hauptrunde. Allerdings verbindet sie ein wichtiges Detail: Alle drei Gegner haben einen Fixpunkt, den es aus dem Spiel zu nehmen gilt. Das Spiel der Argentinier ist auf Diego Simonet, das der Niederländer auf Luc Steins und das der Norweger durchaus auf Sander Sagosen zugeschnitten. So hatten wir das in der Vorrunde nicht. Bei den Serben mussten wir uns verstärkt auf den Rückraum und den Kreis konzentrieren.“
- das Wiedersehen mit Bundesliga-Kollegen: „Eines ist klar: Die Jungs werden gegen die deutsche Nationalmannschaft sehr motiviert sein. Sie wissen auch, dass sie in dieser Partie unter ganz besonderer Beobachtung stehen. Es ist aus deutscher Sicht kein Nachteil, dass einige Handballer der Norweger und der Niederländer aus der Bundesliga gut bekannt sind. So weiß man, auf welche Bewegungen man sich einzustellen hat. Einige Bundesliga-Profis habe ich besonders im Blick. Der Holländer Kay Smits steht in Magdeburg zwar etwas im Schatten des Isländers Omar Ingi Magnusson, er liefert aber immer ab, sobald er eingesetzt wird. Der Norweger Magnus Röd von der SG Flensburg-Handewitt ist nicht nur ein wichtiger Angreifer, sondern dank seiner Körpergröße und seines starken Stellungsspiels auch ein exzellenter Verteidiger.
- Immer zu beachten ist Magdeburgs norwegischer Kapitän Christian O’Sullivan. Man weiß, dass er schnell ist. Aber wenn du dann wirklich gegen ihn spielst, dann weißt du erst, wie flink er wirklich den Ball nach vorn bringt. Die deutsche Mannschaft muss speziell gegen die Niederlande und gegen Norwegen stark im Rückzugsverhalten auftreten.“