Interview: Leben als Sportlerin, Unternehmerin, Ehefrau und Mutter
Meredith Michaels-Beerbaum: „Ich könnte nicht im Büro sitzen“
Spangenberg. Nach drei Jahren ist Meredith Michaels-Beerbaum erstmals wieder zu Gast in Spangenberg. Inzwischen ist sie Mutter geworden, gehört aber noch immer zu den besten Springreitern der Welt.
Wie aber ist das alles unter einen Hut zu bekommen – Profisportlerin, Unternehmerin, Mutter und Ehefrau? Ein ganz persönliches Interview am Rande des Turnierplatzes.
Meredith Michaels-Beerbaum: Super macht er sich, der Markus ist ein toller Mann und super Vater. Er ist voll dabei, unterstützt mich sehr.
MMB: Ja, klar, und das macht er super, ist immer für uns da. Die Kleine bereitet uns zwar viel Spaß, aber sie schläft nachts nicht so gut. Und da hat der Markus schon so manche Nachtschicht übernommen.
MMB: Seit 1997 haben wir eine wunderbare Perle. Sie gehört zur Familie und nimmt uns viel Arbeit ab im Haushalt. Sonst wäre unser Job als Unternehmer nicht zu leisten. Nein, ohne unser tolles Team im Hintergrund wären wir aufgeschmissen. Aber ich habe inzwischen das Kochen auch zu einem Hobby gemacht. Habe Kurse besucht und werde auch für meine Gerichte gelobt. Also für das Mittagessen und das Abendessen bin ich zuständig. Ich bin froh, wenn wir mal daheim zusammen essen und nicht irgendwo im Restaurant.
MMB: Es ist schon deutlich weniger als früher. Statt sechs Pferde habe ich nur noch vier, das macht viel aus. Ich will eine gute Hausfrau und Mutter sein, bin genauso ehrgeizig wie im Sport. Am Vormittag ist die Kleine in einer Krabbelgruppe, und am Nachmittag versuche ich, für sie da zu sein.
MMB: So konkret sicher nicht. Aber es fällt schon schwerer jetzt, den Sport so im Fokus zu haben wie früher, als sich mein ganzes Leben nur um die Pferde gedreht hat. Auch im letzten Jahr der Abschied von Shutterfly, das war nach vielen gemeinsamen Erfolgen schon ein tiefer Einschnitt. Mit ihm war ich Nummer eins der Weltrangliste, 24 Monate lang. Heute bin ich die Nummer 30 – und das ist realistisch, ich lebe gut damit.
MMB: Im Wohnmobil nicht, aber wann immer es passt mit den Terminen, den Reisen und den Hotels wie hier in Spangenberg, dann nehme ich sie mit, klar.
MMB: Für Brianne Victoria ist einfach jedes Tier aufregend, sie ist verrückt darauf. Und von Dinosauriern ist sie ganz begeistert. Also mit Barbie-Puppen kann sie nichts anfangen.
MMB: Davon haben wir noch nichts gespürt. Sie spielt überall – im Stall, im Stroh, planscht mit Wasser. Und als Eltern pushen wir sie nicht, sondern lassen sie selbst die Welt entdecken. Irgendwann können wir ihr mal Türen öffnen, aber entscheiden soll sie selbst, was sie mal tun wird.
MMB: Nein. Ich könnte sicher nicht den ganzen Tag in einem Büro sitzen. Tatsächlich aber ist das Reisen inzwischen mit Kind deutlich beschwerlicher als früher. Es ist viel mehr zu organisieren. Ein Kinderbett besorgen und aufbauen, Fahrdienst organisieren, dass die Kleine einen Mittagsschlaf halten kann und vieles mehr.
MMB: Ja, kein Problem. Ich bin ja sechs Monate nach der Geburt 2010 auch schon Weltmeisterin geworden mit der Mannschaft. Und mit dem Gewicht gab’s nie ein Problem.
MMB: Natürlich wäre es ganz super, in London dabei zu sein. Aber ich bin in Deutschland derzeit sicher allenfalls nur die Nummer sieben in der Rangliste. Checkmate ist mit 17 wohl zu alt für ein solches Turnier, und Bella Donna fehlt mit neun Jahren noch.
Programm:
Heute 8.00 Uhr: Intern. Mittlere Tour, zweite Qualifikation
12.00 Uhr: Amateure, Mittlere Tour, Punktespringen m. Joker
13.00 Uhr: Amateure, Große Tour, Punktespringen m. Joker
14.30 Uhr: Intern. S-Springen mit Stechen, zweite Qualifikation zum Großen Preis
18.30 Uhr: Team-Springen der Vereine Kurhessen/Waldeck
21.00 Uhr: Int. Flutlichtspringen mit Stechen Abendprogramm: Falknerin Tatjana Schmücker, Tanzgruppe Green Country Sonntag
8.00 Uhr: Youngster-Tour, Finale, Zwei-Phasen-Springen
9.30 Uhr: Amateure, Finale Große Tour, Zwei-Phasen-Springen
11.00 Uhr: Int. Mittlere Tour, Finale, S-Springen mit Stechen
13.30 Uhr: Amateure int. Mittlere Tour, 2-Phasen-Springen
15.30 Uhr: Internationale Große Tour, Finale, Großer Preis von Spangenberg, S-Springen mit Stechen
ca. 17.30 Uhr: Siegerehrung und Wahl der Turnierkönigin
Internet-Livebilder:
www.clipmyhorse.de/de/live/channel/1
www.csi-spangenberg.de
Hintergrund: In Spangenberg begann 1991 die Karriere in Deutschland
Mit Spangenberg verbindet Meredith Michaels-Beerbaum viele schöne Erinnerungen. 1991 war sie zum ersten Mal da, die junge Amerikanerin, als Schülerin des legendären Paul Schockemöhle.
„Ich wohnte im Hotel Grüner Baum, war 21 Jahre alt, hatte kein Auto, kannte mich nicht aus. Also verabredete ich mich mit Nelson und Rodrigo Pessoa, vertraute mich den Brasilianern an. Sie wollten mich am nächsten Morgen zum Turnierplatz mitnehmen. Abfahrt 8 Uhr. Ich war da, aber die beiden nicht. Ich wartete und wartete. Nach einer Dreiviertelstunde endlich fuhren wir los. Ich startete spät in diesem ersten Springen, aber die Parcoursbesichtigung verpasste ich. Der Paul war ganz schön sauer. Aber ich habe das Springen gewonnen. Mein erster Sieg in einem S-Springen überhaupt und der Beginn meiner Karriere in Deutschland.“
Sieben Jahre später, 1998, im Jahr ihrer Hochzeit, „MMB“ war längst Stammgast in Spangenberg, gewann sie den Großen Preis – und wieder war das eine Premiere für sie.
Zur Person
MEREDITH MICHAELS-BEERBAUM (* 26.12.1969 in Los Angeles), Tochter von Regisseur Richard Michaels und Schauspielerin Kristina Hansen, studierte Politik an der Uni Princeton und kam 1991 als Reitschülerin zu Paul Schockemöhle nach Mühlen. 1994 lernte sie den Reiter und heutigen Trainer Markus Beerbaum aus Adelebsen (Göttingen) kennen. 1997 erwarben sie gemeinsam eine Reitanlage im niedersächsischen Thedinghausen bei Bremen, 1998 folgten Hochzeit und Einbürgerung. Am 27. Februar 2010 wurde die gemeinsame Tochter Brianne Victoria geboren. 2005 Freispruch nach vermeintlicher Doping-Affäre.
Erfolge, WM: Gold und 2x Bronze mit der Mannschaft; EM: Gold Einzel 2007, Gold (2) und Silber (1) mit der Mannschaft. Weltcup: Finalsiege 2005, 2008 und 2009.
Von Gerald Schaumburg