1. Startseite
  2. Sport
  3. Regionalsport

Kasseler Golfer nutzen ehemalige Squash-Anlage für Training im Winter

Erstellt:

Von: Lea-Sophie Mollus

Kommentare

Fast wie auf dem Platz: Mit ihrer Golfschule McWin Golf haben Mike McLean (links) und Andrew Winstanley ihren Sport hallentauglich gemacht. Mit viel Technik können die Spieler so auch im Winter trainieren.
Fast wie auf dem Platz: Mit ihrer Golfschule McWin Golf haben Mike McLean (links) und Andrew Winstanley ihren Sport hallentauglich gemacht. Mit viel Technik können die Spieler so auch im Winter trainieren. © Andreas Fischer

Für Golfer ist der Winter ein Problem. Weil sie auf den Plätzen nicht spielen können, fällt das Training meist flach. Dank McWin Golf in Kassel nun nicht mehr.

Kassel – Niedrige Temperaturen, frischer Wind, dazu oft Regen oder Schnee: Bei diesem Wetter draußen Sport machen? Nein, danke. Im Winter aber komplett darauf verzichten? Auch eher ungern.

Für Golfer ist die kalte Jahreszeit ein Problem, sind sie doch an beständiges Wetter und die Golfplätze angewiesen, die bekanntermaßen unter freiem Himmel liegen.

„Ein Golfer wird im Winter gebaut“

Damit das Training nun nicht ganz brach liegt und die Spieler zum Saisonbeginn keinen Kaltstart hinlegen müssen, haben sich Andrew Winstanley und Mike McLean etwas überlegt: In den leer stehenden Räumen der City-Squash-Anlage in der Kasseler Innenstadt haben die gebürtig aus Liverpool stammenden Golflehrer zwei Driving Ranges und ein Putting Green aufgebaut.

Dort können die nordhessischen Golfer – größtenteils Mitglieder des Golfclubs Kassel-Wilhelmshöhe – Schwünge und Schläge üben. Denn: „Ein Golfer wird im Winter gebaut“, sagt Winstanley.

Auf der Driving Range: Mike McLean und Dennis Fitz mit einem Driver – dem Schläger mit der längsten Schlagweite – beim Abschlagtraining.
Auf der Driving Range: Mike McLean und Dennis Fitz mit einem Driver – dem Schläger mit der längsten Schlagweite – beim Abschlagtraining. © Fischer, Andreas

Ein Radar berechnet den Schlag mathematisch

Die zwei Driving Ranges (Übungsbahnen) verfügen über eine ausgeklügelte Technik: Der sogenannte Flightscope ist mit einem Radar ausgestattet, der den Schlag mathematisch berechnet. Die Golfer schlagen den Ball mit bis zu 280 km/h gegen eine drei mal drei Meter große Leinwand, auf der sie dann virtuell sehen können, wohin, wie weit, wie hoch, und mit wie viel Spin (Drehung) ihr Ball fliegt.

Vom Band kommen Naturgeräusche. Die machen die Golfplatz-Atmosphäre in der Squash-Halle perfekt – fast. Nur die Sonne fehlt.

Rot: das Putting Green. Andrew Winstanley trainiert Stefan Rumpf.
Rot: das Putting Green. Andrew Winstanley trainiert Stefan Rumpf. © Fischer, Andreas

Wer „Lust hat und in der Lage ist, einen Schläger zu halten“, wie McLean lachend sagt, kann teilnehmen. Auch gutes Gleichgewicht darf beim „schönsten und zugleich frustrierendsten Sport der Welt“ nicht fehlen. McLean erklärt, dass Golf als die zweitschwerste Sportart gilt – gleich nach Stabhochsprung: „Das ist sogar wissenschaftlich bewiesen.“ Weil der Sport viel Konzentration und Ausdauer benötigt, ist er anstrengender, als es zunächst aussieht.

Seit November bietet er mit Winstanley – gemeinsam McWin Golf, wie sich die Golfschule nennt – das Training nun an. An die leer stehende Squash-Halle sind sie über Kontakte gelangt. Rund 7000 Euro pro Platz sind in Renovierung und Technik geflossen.

Eine Indoor-Golf-Anlage in Kassel hätte Potenzial

Ob es das Angebot auch im Winter 2023/24 geben wird, wissen die beiden Engländer noch nicht – der Vertrag läuft nur Anfang der Sommersaison. Wie es weitergeht, hängt davon ab, was mit dem Gebäude am Königstor passiert. Dass eine Indoor-Golf-Anlage im Herzen Kassels Potenzial hat, da sind sich Winstanley und McLean einig.

„In Nordhessen gibt es etwa 5000 Menschen, die Golf spielen“, sagt Winstanley. Aber es ist nun mal ein Saisongeschäft: „Das ist der Knackpunkt“, bedauert McLean. „Man müsste im Winter genug Umsatz machen, damit man im Sommer schließen kann.“

Solange der Körper mitmacht, wollen die Engländer Golflehrer bleiben

In Liverpool ist die Sportart viel weiter verbreitet. Das war auch der Grund, warum sich der 54-jährige McLean 1994 und der 50 Jahre alte Winstanley 1995 dazu entschieden haben, nach Deutschland zu kommen – besser gesagt nach Kassel. „Hier ist der Markt anders. Man hat mehr Möglichkeiten, etwas zu bewegen.

Damals war es etwas Besonderes, in Deutschland Golflehrer zu sein“, sagt Winstanley, der sich gar nicht vorstellen kann, jemals aufzuhören. „Wenn ich das nicht mehr machen kann, werde ich Taxifahrer“, sagt er schmunzelnd und hat wohl schon eine Alternative im Kopf.

Solange der Körper mitmacht, wollen die Engländer, die ursprünglich vorhatten, nur für ein, zwei Jahre in Deutschland zu bleiben, ihrer Leidenschaft nachgehen. Weil sie sich hier in ihre Frauen verliebt haben, sind sie noch immer da. (Lea-Sophie Mollus)

Auch interessant

Kommentare