Allein unter Männern: Wenn Frauen in Männersportarten dominieren

Kassel. Ana Carrasco ist in die Geschichte eingegangen – in die Motorrad-Geschichte.
Denn die 21-Jährige hat sich am Sonntag beim Saisonfinale der Supersport-300-Serie in Frankreich mit ihrer Kawasaki gegen die männliche Konkurrenz durchgesetzt – und sich als erste Frau einen WM-Titel gesichert.
Zur Erinnerung: Vor nicht allzu langer Zeit war der Motorsport wie viele Disziplinen noch in reiner Männerhand. Frauen kannte man allenfalls als Grid Girls, als schmückendes Beiwerk zu den männlichen Profis im Cockpit.
Carrasco beweist mit ihrem WM-Sieg, dass diese Zeiten vorbei sind. Die junge Spanierin ist aber längst nicht die erste Sportlerin, die mit ihrem Können in männliche Gefilde vordringt. Wie viele solcher Männerdomänen im Sport inzwischen von weiblichen Vorreiterinnen aufgelöst wurden, zeigt ein Blick in die Geschichte.
Boxen
Historischen Überlieferungen zufolge haben Frauen auch schon im 18. Jahrhundert gegeneinander geboxt. Sportlich anerkannt war das deswegen noch lange nicht. Bis 1996 galt das Frauenboxen offiziell als verboten, die erste Deutsche Frauenboxmeisterschaft der Amateurinnen fand sogar erst 2003 statt.
Salonfähig wurde das Frauenboxen vor allem durch die Pionierin Regina Halmich. Von 1995 bis 2007 saß die ehemalige deutsche Boxerin auf dem WM-Thron. Zwölf Jahre ungeschlagen. Für viele gilt die Karlsruherin als „Königin des Boxrings“. Auch, weil die heute 41-Jährige in ihrer Profi-Karriere mit viel Ablehnung vonseiten männlicher Profisportler zu kämpfen hatte.
Reitsport
Auch der Reitsport galt lange Zeit als reine Männerdisziplin. Genauer gesagt bis 1952. Erstmals in der olympischen Geschichte durften in diesem Jahr auch Frauen an den Dressurwettbewerben teilnehmen. Die Dänin Lis Hartel nutzte die Gelegenheit – und räumte bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki als erste Frau eine Silbermedaille ab. Zwei Jahre später wurde Hartel Weltmeisterin in der Dressur. Inzwischen dominieren im Dressurreiten sogar klar die Frauen: In der aktuellen Weltrangliste nehmen sie die ersten sechs Plätze ein.
Als „ewige Beste“ gilt seit Jahren die Deutsche Isabell Werth. Dass vom Reitsport als einstige Männerdomäne nicht viel übrig geblieben ist, zeigen auch die anderen Disziplinen: Weder im Spring- und Dressurreiten noch im Polo oder beim Pferderennen gibt es eine Geschlechtertrennung. Frauen und Männer treten ausnahmslos gegeneinander an.
Formel 1
Frauen im Cockpit – dieser Gedanke mag auch in der schnellsten Rennklasse der Welt, der Formel 1, noch auf viele befremdlich wirken. Dabei gab es sie längst, die Formel-1-Frauen, die Geschichte schrieben. Die Italienerin Maria Teresa de Filippis zum Beispiel, die sich als erste Frau überhaupt in die Königsklasse des Motorsports vorgewagt hat. 1958 schaffte sie es beim Großen Preis von Belgien in die Startaufstellung der Weltmeisterschaft.
Maria Grazia „Lella“ Lombardi schaffte es dann 1975 als erste Frau sogar in die WM-Punkteränge. Giovanni Amati heißt die bis heute letzte Frau, die an einem Formel-1-Qualifying teilnahm.
Skispringen
Erst seit Sotschi 2014 dürfen Frauen offiziell bei den Olympischen Spielen um Medaillen springen. Noch bei den vorletzten Winterspielen in Vancouver saßen die Damen beim Skispringen allenfalls auf der Zuschauertribüne. Und das, obwohl das Frauen-Skispringen bereits vor mehr als hundert Jahren existierte: 1911 nahm erstmals die Gräfin Paula Lamberg an einem offiziellen Skisprung-Wettbewerb teil. Und auch einen Frauen-Skisprung-Weltrekord hat es von der Norwegerin Anita Wold bereits in den 1970er-Jahren bei der Vierschanzentournee gegeben.
Seit vier Jahren sind die weiblichen Springerinnen nun endlich auch an der olympischen Schanze mit dabei. Als erste Skisprung-Olympiasiegerin räumte 2014 die Schwäbin Carina Vogt als erste Frau eine Goldmedaille ab.