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Aus der amerikanischen Wildnis nach Einbeck: Reittrainerin arbeitet mit wildem Mustang

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Marie-Kristien Heger
An die Arbeit: Marie-Kristien Heger holt Wild Berry von der Weide. © Ute Lawrenz

Einbeck. Marie-Kristien Heger aus Einbeck hat es gewagt: Sie ist eine von 22 Trainern beim Mustang Makeover 2018 in Aachen. In 100 Tagen will sie einem wilden Mustang möglichst viel beibringen.

Bei der Trainer Challenge vom 3. bis 5. August auf dem CHIO Aachen Gelände zeigt sie dann, was sie in den 100 Tagen mit „ihrem“ wilden Mustang erreicht hat. Bei einer öffentlichen Auktion können die Zuschauer ihren Favoriten ersteigern. Wir haben sie besucht.

Erste Reitversuche nach vier Wochen

Behutsam dirigiert Marie-Kristien Heger das Pferd an die Aufsteighilfe. Damit es sich bei Geräuschen nicht erschrickt, lässt sie beim Training das Radio laufen. Erst legt sie nur ein Bein über den Rücken. Allmählich gibt sie mehr Gewicht, bis sie sich ganz in den Fellsattel schiebt. Nun reitet sie los, zieht ihre Kreise. Die Stute wolle sie immer sehen, so sei das besser als geradeaus gehen. Für ihre ersten Reitversuche etwa vier Wochen nach Ankunft des Pferdes ist Heger an die See gefahren, um weich zu landen, wenn das Pferd stark bockt. „Ich war schon häufig an meinen Grenzen.“

Vor drei Jahren ist die Schauspielerin Heger „aus dem Theater raus“ und hat mit Pferden angefangen. Bei Vivian Gabor im Institut für Verhalten und Kommunikation, vorher Westernreitzentrum Greene, hat sie ihre neue Wirkungsstätte als Trainerin für Mensch und Pferd gefunden. Beim ersten Mustang Makeover 2017 habe die Pferdeverhaltenstrainerin Gabor teilgenommen. Auf Gabors Rat habe sie sich beworben. Sie wurde als Trainerin angenommen.

Am 22. April sind in diesem Jahr die Mustangs in Deutschland angekommen. Aus der Tag-Nummer 4137 ist Hegers Ziehpferd geworden. Von seinem Einbecker Paten-Unternehmen Bense und Eicke für Pferde- und Lederpflege hat die Stute den Namen Wild Berry bekommen.

Drei Trainingseinheiten täglich

„Ich habe noch nie so intensiv mit einem Pferd gearbeitet“, sagt Heger. Drei Trainingseinheiten absolviert sie täglich. Mal investiere sie eine Stunde; wenn die Stute eine Aufgabe schnell bewältige, dauere eine Einheit nur fünf Minuten. Viel Zeit fließe in das Ausdauertraining für die fünfjährige Gefährtin.

Der „first touch“ oder die erste Berührung sei nach Ankunft des Pferdes im Round Pen gelungen. Jetzt gehe es immer wieder darum, Berührungen alltäglich zu machen, aus dem Wildpferd einen Partner fürs Leben zu machen. Dazu musste der Mustang auch lernen, Galopp nicht als Fluchtgangart einzusetzen.

Angriff als Verteidigung

Die Arbeit mit dem Wildpferd sei „komplett anders“ als mit Pferden, die hier großgeworden sind. „Wenn sie nicht wegkam, hat sie mich angegriffen“, erzählt die Pferdetrainerin. Die Mustangstute verhalte sich „ursprünglich“. Vom Leben in freier Wildbahn sei die „Urangst“ gewahrt, das Leben sei für sie auch Kampf ums Überleben. Heger hält die Stute deshalb für intelligenter als domestizierte Pferde.

Wer die Stute kauft, dem bietet Heger einen Monat lang kostenlose Begleitung bei der Arbeit mit ihr an. Wer sie schon vor dem Event in Aachen sehen will, kann am Samstag, 21. Juli, zum Institut für Verhalten und Kommunikation, Unter dem Hirschsprung 3, in Greene fahren. Um 17.30 Uhr (Eintritt 10 Euro) zeigt die Trainerin, was sie mit Wild Berry schon erreicht hat. (zul)

Video: Mustang aus den USA wird in Fuldatal ausgebildet

Ein weiterer Mustang, der als Wildpferd in den USA lebte, wird derzeit in Fuldatal im Kreis Kassel ausgebildet. Wir haben einen Teil der Ausbildung gefilmt.

Auch in Schönborn im Schwalm-Eder-Kreis wird eines der Tiere trainiert.

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