Selbst der Kanzler gratuliert: Deutsche Basketballer überraschen zum EM-Auftakt gegen Frankreich

Wenn der Kanzler – oder zuletzt ja lange die Kanzlerin – gratuliert, dann haben deutsche Nationalmannschaften, egal in welcher Sportart, meist gerade einen Titel gewonnen.
Davon sind die deutschen Basketballer bei der EM im eigenen Land noch ein ganzes Stück entfernt. Und dennoch meldete sich Olaf Scholz am Freitag über Twitter. „Glückwunsch zum gestrigen Auftaktsieg! Ich drücke die Daumen für das weitere Turnier!“, schrieb er – oder einer seiner PR-Mitarbeiter.
Sei’s drum. Allein, dass es nach dem Auftakt in das Turnier eine Nachricht aus der Politikspitze gab, zeigt, wie besonders dieser Erfolg des deutschen Teams gegen Frankreich war. Die Franzosen stehen in der Weltrangliste auf Rang vier hinter den US-Amerikanern, den Spaniern und den Australiern. Die Deutschen folgen auf dem elften Rang. Die Franzosen haben mit Center Rudy Gobert einen Topstar der nordamerikanischen NBA in ihren Reihen. Doch die überragende Defensive des DBB-Teams hielt den 30-Jährigen bei gerade einmal elf Punkten. Es war ohnehin die Defensivleistung, die den Grundstein für den überraschenden 76:63 (38:31)-Erfolg legte.
Wie wertvoll dieser am Ende ist, wird sich schon heute zeigen. Ab 14.30 Uhr (Magentasport und magentasport.de) tritt die Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert gegen Bosnien-Herzegowina an – eine Pflichtaufgabe, soll es ein Platz unter den ersten Vier der Gruppe werden, der fürs Weiterkommen ins Achtelfinale reichen würde. Denn neben Frankreich warten ja auch noch die Topteams aus Litauen (Sonntag, 14.30 Uhr) und Slowenien (Dienstag) sowie die zweite Pflichtaufgabe Ungarn (Mittwoch). Bereits 2013 waren die Deutschen mit einem Erfolg gegen Frankreich in die EM gestartet – und nach Niederlagen gegen Großbritannien und Belgien am Ende doch noch in der Vorrunde gescheitert. Zur Einordnung: Slowenien ist Weltranglisten-Fünfter, Litauen Achter. Von den fünf besten europäischen Teams sind gleich drei in der deutschen Gruppe.
Doch dieser Auftaktsieg gegen Frankreich macht Hoffnung. Und gleichzeitig sind die Sorgen derzeit nicht groß, dass sich die Geschichte von 2013 wiederholt. Dafür präsentierten sich die deutschen Basketballer zu sehr als Einheit. Zwar sind einige Topstars bei der EM dabei – Bosnien-Herzegowina hat mit Jusuf Nurkic den nächsten aus der NBA bekannten Center in den eigenen Reihen, Slowenien freilich Luka Doncic – doch nicht zuletzt die Italiener haben bei der Fußball-EM im vergangenen Jahr gezeigt, wie wertvoll ein funktionierendes Team sein kann.
Der Kanzler und seine Mitarbeiter hätten sicher nichts dagegen, noch den einen oder anderen Glückwunsch-Tweet abzusetzen. (Maximilian Bülau)