Anwendung der Quotientenregel würde Caldens Fußballerinnen hart treffen

Weiterspielen trotz Corona oder Saison annullieren? Eine Entscheidung fällt vielleicht schon heute Abend bei der virtuellen Sitzung des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV).
Calden - An der Sitzung nehmen neben dem Präsidium des Verbandes auch die 32 Fußballwarte und sechs Regionalbeauftragte teil. Die heimischen Amateurfußballer hoffen, dass der Ball bald wieder rollt. Wird ab Mitte April angepfiffen, könnte die Saison noch in einem normalen Wochenrhythmus abgeschlossen werden. Nach der Hinrunde wäre dann Schluss - mehr ist definitiv nicht drin. Das reicht aber wenigstens, um die Spielzeit zu werten und Auf- sowie Absteiger zu bestimmen.
Auch Caldens Fußballerinnen wollen die Saison zu Ende spielen. Seit Ende Oktober befinden sich die Spielerinnen des TSV Jahn aufgrund politischer Verordnungen im Zuge der Pandemie in der Warteschleife.
Seither halten sie sich individuell fit und machen regelmäßig gemeinsam via Zoom fußballspezifische Übungen. Kontakt halten sie zudem über WhatsApp.
„Meine Spielerinnen wollen wieder zurück auf den Platz“, sagt Trainer Robert Franke. „Sie können es kaum erwarten, ihren Gegnerinnen wieder ins Gesicht zu schauen.“
Der Süddeutsche Fußball-Verband (SFV), der für den Spielbetrieb der Regionalligen zuständig ist, wartet noch mit einer Entscheidung. „Ich weiß, die Zeit drängt“, sagt Geschäftsführer Martin Schweizer. Von einer konkreten Vorstellung, wie die Rückkehr in den gewohnten Spielbetrieb aussieht, sei man noch ein bisschen entfernt. Wichtigstes Ziel bleibe aber die sportliche Ermittlung von Auf- und Absteigern und die Vermeidung einer Annullierung. „Wir versuchen unseren Optimismus beizubehalten, prüfen derzeit einige Szenarien und haben eine Wiederaufnahme ab 11. April im Blick.“
Sollte es tatsächlich in rund fünf Wochen weitergehen, muss Calden bei Eintracht Frankfurt III ran. Für den Spitzenreiter wäre es das siebte von 14 Spielen.
Die Auf- und Abstiegsrunde hat der Süddeutsche Fußball-Verband bereits gestrichen. Geplant war, dass nach der Hauptrunde die vier besten Teams der Regionalliga Süd, Qualifikationsgruppe 1 und 2, um die Höherklassigkeit kämpfen und die letzten vier beziehungsweise drei Mannschaften beider Klassen die Absteiger ermitteln.
Im Zuge des Re-Starts müsse man natürlich auch die Coronazahlen im Blick haben, so Schweizer. „Der Spielbetrieb sollte sich am schwächsten Glied, also dem Land mit dem höchsten Inzidenzwert orientieren.“ In Hessen lag er gestern bei 69,2, in Bayern bei gut 70 und Baden-Württemberg meldete eine 7-Tage-Inzidenz von rund 61.
Sollten die verbleibenden Spiele aufgrund behördlicher Einschränkungen nicht ausgetragen werden können, könnte möglicherweise die Quotientenregel Anwendung finden. Diese besagt, dass die bis zum Abbruch gesammelten Punkte durch die Anzahl der absolvierten Spiele geteilt werden. Der entstehende Punktequotient ist ausschlaggebend für die Platzierung der Teams.
„Tritt die Quotientenregel ein, gucken wir in die Röhre. Das wäre ganz bitter für uns“, sagt Franke mit Blick auf die aktuellen Tabellen.
Der TSV hätte nach momentanem Stand sein Ziel, den Aufstieg in die 2. Bundesliga verpasst. Der Spitzenreiter der Regionalliga Süd, Qualifikationsgruppe 1, holte bisher sechs Siege und ein Unentschieden. Der andere Tabellenführer, der 1. FC Nürnberg, hat vier Spiele absolviert und ist noch ohne Verlustpunkt.
Franke hofft auf die Fortsetzung des Spielbetriebs und ein Aufstiegsspiel gegen den Spitzenreiter der Süd-Quali-Gruppe 2. „Die Quotientenregel ist kein gerechtes Instrument. Ich wünsche mir eine rein sportliche Entscheidung.“ (Joachim Hofmeister)