Festtagsstimmung auf dem Berg

Dörnberg – Wer den Weg ins Dörnberger Bergstadion kennt, der weiß, warum es so heißt. Steil, steiler, Bergstadion. Und nein, dieser Ort wurde kürzlich nicht zu einer Art heiligen Pilgerstätte ernannt, was vielleicht eine Begründung für die gestrige Völkerwanderung dorthin hätte sein können. Der Grund war ein anderer, ein sportlicher.
Die Profifußballer des SV Wehen Wiesbaden schauten im Rahmen des Hessenpokal-Viertelfinals beim dort heimischen FSV Dörnberg vorbei. Und so pilgerten etwa 1600 Zuschauer ins Bergstadion, um einerseits den Drittligisten hautnah zu erleben und andererseits den heimischen Verbandsligisten zu unterstützen. Am Ende setzte sich der Favorit mit 6:1 (2:0) durch. Keine Überraschung, keine Sensation. Aber dennoch: Es war ein Festtag für Spieler und Fans, für den Verein sowieso und besonders für die Region. Wir waren vor Ort.
Im Schneegestöber
Die Dörnberger Verantwortlichen kommen ordentlich ins Schwitzen, als sie in den Morgenstunden aus dem Fenster schauen: Schnee. Und zwar reichlich. Dabei hatten sie erst am Vorabend den Kunstrasen vom Schnee befreit. Es heißt also: Hoch auf den Berg, Schnee schippen. Weit über 50 Helfer und Helferinnen finden sich im Bergstadion ein. Bemerkenswert: Auch Fußballer rivalisierender Vereine aus der Region helfen mit – eine starke Aktion.
Im Lauf des Vormittags lässt der Schneefall nach, der Kunstrasen ist inzwischen geräumt. Neben zahlreichen Schneeschippen kommt auch ein Quad zum Einsatz, das mit einem Schleppnetz – wie man es vom Tennis kennt – ausgestattet worden ist. Not macht erfinderisch. Der Regionalbeauftragte Matthias Schmelz gibt den Platz frei und direkt einen Tipp ab. Ein 1:5 tippt er. Gut, dass das nicht die Dörnberger gehört haben.
Inzwischen ist auch der Grill an. 1000 Bratwürste haben die Dörnberger geordert. Ob das reicht? „Wenn nicht, ist das nicht schlimm. Unser Metzger steht auf Abruf bereit“, sagt Matthias Mühlbauer, der von allen im Bergstadion nur liebevoll der „Auftragsgriller“ genannt wird.
Die Vorfreude steigt
Es ist kurz nach 16 Uhr, etwa zweieinhalb Stunden bis zum Anpfiff. Die Dörnberger Spieler sind gerade angekommen. „Angespannt bin ich nicht, aber mich durchströmt gerade ein Gefühl von purer Vorfreude“, sagt Dörnbergs Mannschaftskapitän Fabrice Hansch. Das gesamte Team hat sich vor dem Pokalhit im Bergcafé Friedrichstein getroffen, um miteinander zu essen. Das ist so nicht üblich, aber besondere Spiele erfordern besondere Maßnahmen.
Frank Dauber, Vorsitzender des Vereins, ist natürlich auch vor Ort. Er hat einen großen Wunsch: „Einmal würde ich gern den Torschrei hören. Gerade, wenn so viele Menschen da sind.“ Ein Wunsch, der später tatsächlich in Erfüllung geht.

Der Berg ruft
Der Anpfiff rückt näher. Und damit wird auch das Sportgelände minütlich voller. Hochzeit im Kassenhäuschen. Eine Schar von Menschen bewegt sich Richtung Bergstadion. Langsam, aber stetig. Denn wie erwähnt: Der Berg ist steil.
Inzwischen sind auch die Wiesbadener Spieler angekommen. Mit Shuttle-Bussen haben sie sich ins Bergstadion chauffieren lassen. Benedict Hollerbach, dem am Wochenende drei Tore gegen Ingolstadt gelangen, ist auch dabei. Trainer Markus Kauczinski darf natürlich nicht fehlen. Prominenz im Bergstadion. Der Moment, auf den sie sich in Dörnberg schon seit Wochen freuen, rückt näher. Aber gelingt auch die Überraschung?
Forsch und frech
Nein, die Überraschung, die Sensation bleibt aus. 1:6 heißt es schließlich. Der Favorit gibt sich keine Blöße. Aber: Dörnberg schlägt sich lange beachtlich. Sehr beachtlich sogar. Toni Dombai verpasst mit einem Pfostenschuss sogar die Führung. Da ist der Torschrei bei vielen Zuschauern bereits auf den Lippen. Und man stellt sich die Frage, wie wäre das Spiel ausgegangen, wenn er getroffen hätte?
Richtig laut wird es in der 59. Minute, als sich Dörnberg mit einem Tor belohnt. Das 1:3 erzielt Tobias Gunkel. Der Berg, er tobt. Und ein Wunsch geht in Erfüllung. (Raphael Wieloch)