Unterwegs mit einem Platzbesichtiger: Wenn Regen oder Schnee die Fußballer stoppt

Platzbesichtiger Michael Blaschke und Kollegen haben gerade Konjunktur: Wenn das Wetter verrückt spielt, entscheiden sie, ob gespielt werden kann oder nicht.
Frankenberg – In seinem Job herrscht gerade Hochkonjunktur, die Einsatzzeit ist in der Regel der Sonntagvormittag und der Einsatzort sind die Fußballplätze in Frankenberg und auf den Dörfern rund herum. Michael Blaschke ist Platzbesichtiger, einer von fünf im Fußballkreis Frankenberg. „Witterungsbedingt ist es gerade jetzt so, dass unsere Arbeit benötigt wird. Letztes Wochenende habe ich drei Plätze besichtigt, und ich rechne auch diese Woche, dass wieder was kommt“, berichtet Blaschke.
Die Vereine fordern ihn und seine Kollegen an, wenn entschieden werden muss, ob ein Fußballplatz bespielbar ist oder nicht. Blaschke: „Das Prozedere geht so: I n der Regel rufen uns die Vereine an, wir fahren vor Ort, gucken uns den Platz an und müssen dann entscheiden, ob man verantworten kann, dass dort gespielt wird“, sagt Blaschke.
Und dafür gibt es schon sichtbare und handfeste Gründe, wie Blaschke erläutert: „Einmal gibt es die Möglichkeit, der Platz ist knüppelhart gefroren oder er hat gefrorene Eisflächen. Dann besteht akute Verletzungsgefahr, dann sagen wir natürlich ab. Oder aber der Platz ist so weich, so wie es letzte Woche war. Die drei Plätze, die ich besichtigt habe, die waren nach der vielen Nässe in den vergangenen Tagen so butterweich, denn da hatte es ja morgens noch einmal drauf geschneit. Also, da hätte man den Platz kaputtgemacht, wenn man drüber gegangen wäre. Deswegen haben wir entschieden: Nein, das Spiel fällt aus.“
Verschiedene Interessen
Dieses Votum ist nicht immer ganz einfach, denn es wirken verschiedene Interessen auf die Protagonisten ein. Vor Ort ist der Platzbesichtiger nicht allein, sondern es sollte auch ein Vertreter des Vereins, meistens ein Vorstandsmitglied, dabei sein. Die verschiedenen Interessen beschreibt Blaschke so: „Die Vereine sind natürlich immer bestrebt, möglichst früh abzusagen, damit sie planen können. Und dagegen steht dann der Klassenleiter, der möchte möglichst spät abgesagt haben, damit dann vielleicht das Spiel doch noch über die Bühne zu bekommen ist. Das ist immer eine Schwierigkeit, aber im Großen und Ganzen geht das immer recht gesittet ab, da gibt es eigentlich keine Probleme.“
Der 59-Jährige, früher selbst aktiver Fußballer, hat viel Erfahrung durch seine Mitarbeit in den Gremien des Fußbalkreises und auch der Schiedsrichter. Seit 2001 ist er als Schiedsrichter für den TSV Haubern unterwegs und seit etwa vier Jahren macht er auch den Platzbesichtiger. Zuständig ist er für acht Plätze auf den umliegenden Dörfern, alles wohnortnah (siehe Hintergrund). Nur seinen Heimatverein TSV Haubern dürfe er als Platzbesichtiger nicht betreuen, „damit ich da nichts beeinflussen kann. Da gilt das Gebot der Neutralität“, so Blaschke.
Überhaupt findet es der Frankenberger wichtig, dass man miteinander spricht. Wenn die Plätze von der Stadt oder den Gemeinden gesperrt werden, dann kann auch der Platzbesichtiger daran nichts ändern. „Falls die Stadt, die Gemeinde, der Bürgermeister oder wer auch immer sagt, der Platz ist gesperrt, wird sonst kaputtgemacht, dann bin ich raus. Ich habe nicht das Recht, diesen Menschen zu überstimmen. Wenn der Platz nachher umgemacht wird, nimmt die Gemeinde den hessischen Fußballverband in Regress“, so Blaschke. Schließlich könne schon viel kaputt gehen auf so einem Platz, und dann kämen auf die Gemeinde womöglich hohe Kosten zu.
Austausch mit dem städtischen Bauhof
Für „seine“ Plätze, die der Stadt Frankenberg gehören, hält Blaschke deshalb engen Kontakt mit dem Bauhof. Mit Martin Hecker, dem dort zuständigen Leiter, tauscht Blaschke sich aus. „Es ist immer wichtig, dass man miteinander spricht.“
Ist die Entscheidung dann einmal gefallen für eine Sperrung des Platzes, dann informiert Blaschke schnell den Klassenleiter per Telefon, dass dieser das Spiel aus dem Programm nehmen kann. Den außerdem betroffenen gegnerischen Verein informiere in der Regel der Gastgeberverein. Denn schließlich wollten alle Beteiligten möglichst schnell wissen, ob gespielt werde oder nicht.
Die Platzbesichtiger sind jedenfalls hauptsächlich gefragt in der Übergangszeit wie jetzt mit vielen Wetterkapriolen von Schneefall bis Dauerregen. Im Sommer herrscht dagegen eher Flaute. „Unser Einsatz kann aber auch im Sommer mal nötig sein. Nach einem Gewitter stand da ein Platz voll unter Wasser. Das hatten wir schon mal, ist aber eher die Ausnahme“, lacht Blaschke.