Triathlet Jung auf Umwegen zur WM

Christian Jung hat es auf den letzten Drücker doch noch geschafft. Der aus Oberaula-Ibra stammende Triathlet hat einen der begehrten Startplätze für die Weltmeisterschaft ergattert, die Anfang Mai im US-Bundesstaat Utah ausgetragen wird.
Ibra/St. George – Christian Jung erhält als begeisterter Triathlet jeden Tag dutzende E-Mails mit Infos aus der Sportwelt. „Die meisten sind uninteressant. Es sind Werbeangebote, Newsletter oder Spammails, die gleich in den elektronischen Papierkorb wandern“, erzählt der 40-jährige Ibraer. Genauso machte er es mit einer Mail, die ihn im Dezember aus Portugal erreichte. Anklicken – und dann ... „Eigentlich war ich mit dem Finger schon auf der Lösch-Taste“, erzählt er.
Erst auf den zweiten Blick erkannte er den Absender: Die World Triathlon Corporation, die den Ironman ausrichtet. Jung war sofort elektrisiert. Denn er hatte im vergangenen Oktober am Ironman in Cascais in Portugal teilgenommen, und war in einer Zeit von 10:09:23 Stunden über die Ziellinie gekommen. Das bedeutete Platz 29 in der Altersklasse – und damit war die Qualifikation für die Weltmeisterschaft eigentlich dahin.
Doch die E-Mail enthielt die große Überraschung: Ein Angebot für einen Startplatz („Slot“) bei der WM, die am 7. Mai, diesmal in St. George im U-Bundesstaat Utah ausgerichtet wird (siehe Hintergrund). Die Voraussetzung: Er muss zugreifen – innerhalb von 48 Stunden.
Das hätten eigentlich auch seine Vorgänger machen können, die in den Altersklassen bei dem Triathlon in Portugal unter die besten Fünf gekommen waren. Und die das Vorrecht auf den Start gehabt hätten. „Offenbar ist es einigen wie mir im ersten Moment gegangen. Die haben die Mail versehentlich im Papierkorb versenkt“, vermutet Jung und lacht. Doch es ist davon auszugehen, dass die unsichere Corona-Lage viele potenzielle Teilnehmer davon abgehalten haben, ihr Geld – der Start kostet um die 1000 Dollar – in diesen Wettkampf zu investieren. Da das Startrecht an die Nächsten weitergereicht wird, war Jung wegen seiner Platzierung erst im Dezember dran.
Er griff zu und hofft nun, dass Corona ihm im letzten Moment keinen Strich durch die Rechnung macht. „Die Planungen für die Reise laufen“, sagt der Oberaulaer, der in der Vorbereitung für ein intensives Wettkampfjahr steckt.
Denn er will auch in Roth am 3. Juli starten. In seiner Jahresplanung hinzu kommen: Der Neuseenman am 29. Mai sowie die Ironmans in Dresden und Barcelona, beide über die Halbdistanz. „Momentan ist alles prima, ich bin fit“, sagt der 41-Jährige.
In Utah wird er jedoch andere klimatische Bedingungen vorfinden als derzeit in der winterlich kalten Heimat. St. George liegt nur rund 200 Kilometer entfernt vom Spielerparadies Las Vegas im US-Bundesstaat Utah. Im Mai ist es da schon 30 Grad warm. Jung will sich nach dem Wettkampf mit seiner Lebensgefährtin Katharina Schimmelpfeng ein Wohnmobil mieten, um noch ein bisschen Land und Leute kennenzulernen. Sofern Corona es zulässt.