Kasseler Rudergesellschaft erfolgreich wie nie: Nachwuchs drängt in erste Reihe

Kassel. Sie fuhren noch nie so viele Saisonerfolge ein. Und bei jeder Regatta-Teilnahme kam mindestens eines ihrer Boote als erstes ins Ziel – die Wettkämpfer der Rudergesellschaft 1927 Kassel blicken auf das erfolgreichste Jahr ihrer Geschichte zurück.
Die traditionelle Jahressiegesfeier im heimischen Klubhaus am Auedamm wurde somit zur fröhlichen Party, oder? „Aber hallo“, betont Tobias Sommer zwei Tage später während der letzten Aufräumarbeiten, „mit der Anzahl von Siegen lässt es sich gut feiern“.
Zur Genugtuung des auch als Trainer tätigen Stellvertretenden Vorsitzenden standen die Aktiven der Rudergesellschaft 77-mal ganz oben auf dem Podest, gewannen sechs hessische Meistertitel und freuten sich besonders über einen ersten Platz beim Bundeswettbewerb der Jugend, der deutschen Meisterschaft dieser Altersklasse. Ihn fuhr der Mix-Vierer mit Jule Böckmann, Lasse Nuß, Sören Hohbein, Malou Wollenhaupt und Steuerfrau Hannah Wenderoth heraus.
„Besonders erfreulich ist, dass nicht nur wie meist sonst die Masters wie Karl-Heinz Salzmann die Titel holen, sondern die Kinder“, erklärt Sommer. Starteten vor zwei Jahren nur drei C-Jugendliche für die RG, so waren es in dieser Saison neun. Viele der Talente gingen heuer erstmals aufs Wasser und sorgten mit ihren 49 Siegen, so Sommer, „für einen sportlichen Paukenschlag“. Am nachdrücklichsten glückte dies Malou Wollenhaupt.
„Ich habe in meiner ganzen Laufbahn nur 19-mal gewonnen. Sie in ihrem ersten Jahr schon 20-mal“, sagt Sommer. Klingt das ein wenig verärgert? „Nein, müsste ich zwar sein“, sagt er augenzwinkernd, „aber eigentlich bin ich eher ein wenig stolz.“
Und wie sieht es die 13-jährige Schülerin des Kasseler Lichtenberg-Gymnasiums selbst? „Er kann das schon verkraften, und ein paar Rennen habe ich ja auch verloren.“ Das passierte zu Saisonbeginn in Mannheim, schlimm fand Wollenhaupt es nicht: „Man muss halt Erfahrung sammeln. Meist bin ich bei den Niederlagen im Boot aus dem Takt gekommen. Das war ein blödes Gefühl. Spaß hat es trotzdem gemacht.“ Zumal bald darauf in Bremen die ersten Sieg folgten.
Dass überhaupt so viele Kinder und Jugendliche bei der Rudergesellschaft gelandet sind, verdankt sich einem Zufall. „Das kommt auch nur alle paar Jahre mal vor. Ehemalige Handballer aus Zwehren wollten bei uns das Rudern ausprobieren und fanden es gut. Bald kamen auch ihre Frauen mit, dann ihre Kinder und mit diesen Freunde und Freundinnen“, erinnert sich Sommer.