Senioren-Weltmeisterschaft in Kopenhagen: 81 Jahre und kein bisschen müde

Kassel. Worin der Reiz liegt, sich auch mit 81 Jahren noch ständig zu quälen? „Der Sport ist das Salz in der Suppe“, sagt er, nachdem er gerade das Rudertraining mit Partner Dieter Meyer auf der Fulda beendet hat und am Anleger der Rudergesellschaft Kassel aus dem Boot gestiegen ist.
Auch der Suchtfaktor spiele dabei eine Rolle, bekennt Karl Heinz Salzmann unumwunden. Anzumerken sind ihm die Strapazen nicht. Frisch und munter wirkt er, als er zum Gespräch erscheint, sobald Boot und Skulls verstaut sind.
Dabei betreibt Salzmann das Training besonders in diesen Wochen mit

vollem Ernst. Viermal pro Woche legt der schier Unermüdliche jeweils rund 15 Kilometer zurück. Schließlich rudert er ab Donnerstag bei den Fisa World Rowing Masters in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen, den Weltmeisterschaften der höheren Altersklassen. In fünf Bootsklassen wird er dort um Medaillen kämpfen. Fast immer bei seinen bisherigen Teilnahmen gewann er mindestens eine Goldmedaille.
Aufhören mit dem geliebten Sport wollte Salzmann noch nie, seit er 1965 bei der Rudergesellschaft Kassel begann. „Warum sollte ich, solange es Spaß macht? Und so schwer fällt es auch wieder nicht, wenn die Technik passt.“ Zudem sei Rudern „ein hundertprozentiger Sport. Man übt ihn im Sitzen aus, und hat dennoch die komplette Bewegung und Belastung für den Körper“.
Durchschnittlich acht Regatten bestreitet Salzmann pro Saison. „Insgesamt habe ich so etwa 70.000 Kilometer auf dem Wasser zurückgelegt“, berichtet er. Auch im Winter begnügt er sich nicht mit Trockentraining. „Solange die Lufttemperatur nicht unter minus fünf Grad fällt, wird draußen gefahren“, sagt Salzmann.
Hat auch ein 81-Jähriger womöglich noch ein Vorbild? „Nein, hatte ich noch nie“, sagt Salzmann. Und ergänzt, kurz danach: „Aber ich war immer stolz auf meinen Sohn.“ Der heißt Ralf Salzmann und ist mehrfacher Deutscher Meister und Olympia-Teilnehmer im Marathonlauf.
Erfolge fuhr Karl Heinz Salzmann reichlich ein. Zuletzt erreichte er bei den Euromasters dreimal als Erster das Ziel, und zwar im Einer, im Achter und als Steuermann im Frauen-Vierer. Und zwar auf seiner Lieblingsstrecke. „Der alte Olympia-Kurs in Oberschleißheim bei München ist für mich die tollste Strecke, weil sie perfekt zu fahren ist. Leider könnte ihr demnächst die Stilllegung drohen“, erklärt Salzmann.
Umsteigen auf die Langstrecke, wie es sein Ruder- und Trainingskamerad, der 76-jährige Dieter Meyer tat, mag er nicht: „Über die 1000 Meter die Höchstleistung zu bringen, ist schon noch der größte Anreiz.“ Klingt alles in allem, als habe der innere Schweinehund bei ihm nichts zu lachen, oder? „Nein, keine Chance, das ist gar keine Frage. Den gibt es nicht.“